ZEW-Forscherin Melanie Arntz
Corona-Traditionen
Aktualisiert am 05.12.2020 - 12:18 Uhr
Melanie Arntz ist stellvertretende Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs Arbeitsmärkte und Personalmanagement. Foto: ZEW
Der Corona-Lockdown hat traditionelle Rollenmuster in Familien verstärkt. Zu diesem Ergebnis kommen die ZEW-Forscher Melanie Arntz, Francesco Berlingieri und Sarra Ben Yahmed in einer aktuellen Studie.
In diesen Haushalten ist es ebenfalls wahrscheinlich, dass die Mütter mehr Zeit für Familie und Hausarbeit aufwenden werden, denn schon vor der Pandemie war die Aufgabenverteilung in diesen Haushalten sehr ungleich. Selbst bei Doppelverdienerpaaren wandten Mütter etwa dreimal so viel Zeit für die Kindererziehung und doppelt so viel Zeit für Haushaltsarbeit auf wie Väter.
Mütter übernehmen mehr Familienaufgaben
Allerdings arbeiten zurzeit 40 Prozent der Mütter, aber nur 23 Prozent der Väter in einem während der Krise systemrelevanten Beruf. Insgesamt ist in knapp 30 Prozent aller Haushalte mit einem Kind unter 13 Jahren der Vater beruflich flexibler als die Mutter....
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In diesen Haushalten ist es ebenfalls wahrscheinlich, dass die Mütter mehr Zeit für Familie und Hausarbeit aufwenden werden, denn schon vor der Pandemie war die Aufgabenverteilung in diesen Haushalten sehr ungleich. Selbst bei Doppelverdienerpaaren wandten Mütter etwa dreimal so viel Zeit für die Kindererziehung und doppelt so viel Zeit für Haushaltsarbeit auf wie Väter.
Mütter übernehmen mehr Familienaufgaben
Allerdings arbeiten zurzeit 40 Prozent der Mütter, aber nur 23 Prozent der Väter in einem während der Krise systemrelevanten Beruf. Insgesamt ist in knapp 30 Prozent aller Haushalte mit einem Kind unter 13 Jahren der Vater beruflich flexibler als die Mutter. In diesen Haushalten könnte Covid-19 also der traditionellen Rollenverteilung entgegenwirken und somit langfristig positive Folgen für Frauen haben.
Für einen beträchtlichen Anteil der Familien ist das aber nicht der Fall. Wenn der Lockdown die klassische Rollenverteilung stärkt, profitieren Frauen von einer stärkeren Nutzung der Heimarbeit nach der Corona-Pandemie vermutlich weniger, mit nachteiligen Auswirkungen auf ihre langfristigen Karrierechancen.Die Notwendigkeit, während der Corona-Pandemie in großem Maßstab Homeoffice zu ermöglichen, wirkt sich auch auf die Erwerbskarrieren von Frauen und Männern aus.
Aus bisherigen ZEW-Studien ist bekannt, dass die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, eine Ausweitung der Arbeitszeit zur Folge hat. Dies gilt insbesondere für Mütter. Nach der Pandemie könnten sich daher die Arbeitszeiten von Männern und Frauen annähern.
Geringere Unterschiede nach der Corona-Krise?
Vor der Pandemie führte Homeoffice nur dann zu einem Lohnzuschlag, wenn gleichzeitig die vertragliche Arbeitszeit erhöht wurde. Heimarbeit konnte sogar niedrigere Stundenlöhne nach sich ziehen, wenn sie mit zusätzlichen Überstunden einherging. Falls die Produktivität der Heimarbeit nach der Corona-Pandemie steigt, etwa weil technische Voraussetzungen geschaffen werden, könnte dies positive Lohnwirkungen für Beschäftigte in Heimarbeit verstärken.
Allerdings ist fraglich, ob dies auch zu geringeren Unterschieden bei den Stundenlöhnen beiträgt. Denn bisher profitieren Mütter im Homeoffice nur dann von Lohnzuschlägen, wenn sie nicht nur ihre Arbeitszeit erhöhen, sondern gleichzeitig auch den Arbeitgeber wechseln.
Dies könnte sich ändern, wenn der Lockdown die private Aufgabenverteilung zulasten der Männer verschiebt und Frauen auch aus der Sicht der Arbeitgeber produktiver im Homeoffice arbeiten können. Wie oben beschrieben überwiegen jedoch die Anzeichen dafür, dass sich eher die bisherige, ungleiche Aufgabenverteilung verfestigt. In diesem Fall könnten Mütter sogar weniger als Männer von den Veränderungen der Arbeitsorganisation profitieren, die durch die Pandemie angestoßen wurden.
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