HQ-Trust-Chefökonom Michael Heise
Starke Nerven in der Krise
Aktualisiert am 02.04.2020 - 11:24 Uhr
Michael Heise ist Chefökonom bei HQ Trust. Foto: HQ Trust
Michael Heise ist überzeugt, dass die Geld- und Finanzpolitik in den kommenden Monaten alles daransetzen wird, die Konjunktur in Gang zu halten. Hier nennt der Ökonom Gründe.
Die akute Gefahr des Coronavirus hat andere Risikoherde der Weltwirtschaft zumindest im Moment etwas in den Hintergrund treten lassen. Das Kräftemessen zwischen China und den USA in der Handels- und Zollpolitik wird wohl für eine gewisse Zeit zurückgestellt werden, solange die wirtschaftliche Rezessionsgefahr nicht gebannt ist.
Langfristig wird die Rivalität beider Länder aber in vielen noch offenen handels- und technologiepolitischen Fragen neue Spannungen erzeugen. Eine erneute Eskalation protektionistischer Maßnahmen wäre langfristig ein erheblicher Bewährungstest für die Fähigkeit der Geld- und Finanzpolitik die Volkswirtschaften auf Wachstumskurs zu halten.
Große...
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Die akute Gefahr des Coronavirus hat andere Risikoherde der Weltwirtschaft zumindest im Moment etwas in den Hintergrund treten lassen. Das Kräftemessen zwischen China und den USA in der Handels- und Zollpolitik wird wohl für eine gewisse Zeit zurückgestellt werden, solange die wirtschaftliche Rezessionsgefahr nicht gebannt ist.
Langfristig wird die Rivalität beider Länder aber in vielen noch offenen handels- und technologiepolitischen Fragen neue Spannungen erzeugen. Eine erneute Eskalation protektionistischer Maßnahmen wäre langfristig ein erheblicher Bewährungstest für die Fähigkeit der Geld- und Finanzpolitik die Volkswirtschaften auf Wachstumskurs zu halten.
Große Risiken für die Konjunktur verbergen sich auch in der seit Jahren stark steigenden Unternehmensverschuldung und der gleichzeitig abnehmenden Qualität der Kredite und Unternehmensanleihen. In der aktuellen Situation könnten auch einzelne Zahlungsausfälle wegen des Coronavirus oder Insolvenzen aufgrund der drastisch fallenden Ölpreise zu einem allgemeinen angstgetriebenen Anstieg der Zinsen und zu strengeren Kreditbedingungen für Unternehmen mit mittlerer oder geringerer Bonität kommen. Staatliche Stützungsmaßnahmen, wie sie zuletzt in vielen Ländern angekündigt wurden, sind daher von größter Bedeutung.
Was bleibt als Schlussfolgerung für Investoren? Vieles spricht dafür, dass die Preise für risikobehaftete Vermögenstitel nach dem Corona-Crash wieder deutlich steigen werden und der expansive Finanzzyklus noch Jahre anhalten könnte. Bei äußerst niedrigen Zinsen für sichere Wertpapiere gibt es auf absehbare Zeit keine attraktiven Alternativen zu risikobehafteten Vermögenstiteln.
Geld- und Finanzpolitik dürften zudem alles daransetzen, die Konjunktur in Gang zu halten. Je höher die Bewertungen steigen, umso größer wird allerdings das Risiko von Kursschwankungen. Handelsstreitigkeiten der großen Wirtschaftsmächte oder Protektionismus innerhalb Europas könnten solche Schwankungen erzeugen. Aber eine erhöhte Volatilität bringt nicht nur Risiken, sondern, wie man weiß, auch Chancen. Insbesondere langfristig orientierte Anleger können profitieren.
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