Krypto-Experten Philipp Sandner und Johannes Blassl
Revolution am deutschen Kapitalmarkt
Philipp Sandner leitet das Blockchain Center an der Frankfurt School of Finance & Management. Foto: Frankfurt School of Finance
Der Gesetzgeber hat einen Vorschlag für digitale Wertpapiere erarbeitet, der eine Revolution am deutschen Kapitalmarkt auslösen kann. Die Blockchain-Experten Philipp Sandner und Johannes Blassl erklären die Hintergründe.
Gleich in mehrerer Hinsicht kann der Referentenentwurf als revolutionär angesehen werden. Das zwingende Erfordernis einer papierhaften Urkunden wird aufgegeben. Auch der alleinige Zentralverwahrer, in Deutschland Clearstream, ein Tochterunternehmen der Deutsche Börse, könnte Konkurrenz von Unternehmen, die künftig dieselbe Funktion erfüllen, bekommen. Wertpapiere würden dann nicht nur von Clearstream gelagert und verwaltet werden, sondern könnten auch von Börsen, Banken oder sogar den Emittenten selbst verwaltet werden.
Die Öffnung des Wertpapierhandels hin zur elektronischen Wertpapieremissionen fußt insbesondere auf der Blockchain-Technologie, die eine sehr praktikable Technologie zum...
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Gleich in mehrerer Hinsicht kann der Referentenentwurf als revolutionär angesehen werden. Das zwingende Erfordernis einer papierhaften Urkunden wird aufgegeben. Auch der alleinige Zentralverwahrer, in Deutschland Clearstream, ein Tochterunternehmen der Deutsche Börse, könnte Konkurrenz von Unternehmen, die künftig dieselbe Funktion erfüllen, bekommen. Wertpapiere würden dann nicht nur von Clearstream gelagert und verwaltet werden, sondern könnten auch von Börsen, Banken oder sogar den Emittenten selbst verwaltet werden.
Die Öffnung des Wertpapierhandels hin zur elektronischen Wertpapieremissionen fußt insbesondere auf der Blockchain-Technologie, die eine sehr praktikable Technologie zum digitalen Wertpapierhandel darstellt.
Ein weiterer Grund für den Gesetzesvorschlag ist der Erhalt der Attraktivität des deutschen Finanzstandorts, da Wertpapiergeschäfte international bereits unter einer fortschrittlichen — soll heißen transaktions-freundlichen — Gesetzgebung durchgeführt werden können. Noch handelt es sich zwar erst um einen Gesetzesentwurf, aber das in Zukunft zu erlassende Gesetz wird den Kapitalmarkt in Deutschland und die dort agierenden Akteure signifikant verändern.
Die Digitalisierung wird nun den gesamten Kapitalmarkt erfassen. Es ist nicht vermessen zu sagen, dass in fünf Jahren niemand mehr Papierstücke in den Tresor legen wird, wenn eine hinreichende Datensicherheit in der Blockchain gewährleistet werden kann. Der Gesetzesvorschlag schafft hierfür das Fundament.
Primär regelt der Referentenentwurf, die Wertpapierkategorie der Schuldverschreibungen von dem papierhaften Urkundenerfordernis zu lösen und so digitale Wertpapiere zu ermöglichen. Dabei wird die Möglichkeit zur traditionellen Begebung von Wertpapieren mittels Urkunden nicht abgeschafft, aber es wird mit der Begebung von elektronischen Wertpapieren eine neue weitere Möglichkeit eröffnet. Technisch kann dies mittels der Blockchain-Technologie geschehen, allerdings verhält sich der Gesetzgeber hier bewusst technologieneutral und würde auch andere Technologien zulassen.
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