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US-Präsident Joe Biden beim Spatenstich einer Chipfabrik in New Albany, Ohio
US-Präsident Joe Biden beim Spatenstich einer Chipfabrik in New Albany, Ohio: Die Halbleiterindustrie ist eine der Branchen, in denen sich die Vereinigten Staaten unabhängiger von China machen wollen. | Foto: Imago Images / APAimages

Aufgrund von Sicherheitsbedenken haben die USA die Kontrollen für Exporte von High-Tech-Halbleitern nach China verschärft und US-Investitionen in bestimmte chinesische Technologieunternehmen verboten. Trotz der Verbesserung des Tons zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt nach ihrem Gipfeltreffen im November letzten Jahres scheint die Aussicht auf eine Annäherung gering.

Eine Kombination aus Handelshemmnissen, Zöllen und Anreizen führt zu einer langsamen Verlagerung der Lieferketten und der Produktion in strategischen Branchen weg von China. Die Verwerfungen im pazifischen Raum stellen einige Unternehmen vor Herausforderungen und machen ihre Produkte teurer.

Der Trend zur Entkopplung schafft jedoch auch Investitionsmöglichkeiten. In mehreren wichtigen Sektoren ist der Höhepunkt der Globalisierung längst überschritten. Der Aufbau neuer Lieferketten ist mit Kosten verbunden, die letztlich von den Verbrauchern in Form höherer Preise oder von den Steuerzahlern durch Subventionen getragen werden. Ein gewisses Maß an wirtschaftlicher Abkopplung von China könnte aber dennoch dazu beitragen, die Widerstandsfähigkeit der Weltwirtschaft zu verbessern.

Globale Lieferketten verwundbar

Die Covid-19-Pandemie hat die Schwachstellen von Produktionsnetzen verdeutlicht, die auf regional konzentrierte Zulieferer angewiesen sind. Staatliche Unterstützung für bestimmte Branchen kann nun dazu beitragen, lokale Versorgungsketten zu entwickeln und die Resilienz gegenüber Schocks zu verbessern.

Ein Beispiel ist die Batterieindustrie: China dominiert die weltweite Lieferkette für Lithium-Ionen-Batterien und verfügt über 75 Prozent aller Produktionskapazitäten für Batteriezellen und 90 Prozent der Anoden- und Elektrolytherstellung. Steuerliche Anreize in den USA für lokal hergestellte Elektrofahrzeug-Komponenten ermutigen die Lithium-Ionen-Batterie-Recyclingindustrie, stärker in den Vereinigten Staaten zu expandieren: Prognosen zufolge wird sich die Kapazität bis 2030 versechsfachen.

Steuerliche Anreize für Schwerpunktbranchen fördern aber nicht nur deren Wachstum, sondern kurbeln gleichzeitig die Nachfrage nach entsprechenden Zulieferern an. Nehmen wir die Chipherstellung: Nach Angaben der US-Regierung wurden infolge des Chips and Science Act 2022, der 53 Milliarden US-Dollar an direkter Unterstützung für die Branche beinhaltet, Investitionen in Höhe von 166 Milliarden US-Dollar in die Halbleiter- und Elektronikfertigung angekündigt. Mehr als ein Dutzend großer Chipfabriken werden in den USA gebaut. Die Unternehmens- und Strategieberatung McKinsey schätzt die Gesamtinvestitionen auf bis zu 260 Milliarden US-Dollar. Der Multiplikatoreffekt ermöglicht auch Chancen für Unternehmen, die die Anlagen bauen, ausstatten und instand halten.

Gezielte staatliche Unterstützung in China

Die chinesische Regierung strebt inzwischen in einer Reihe von als strategisch wichtig erachteten Sektoren nach Autarkie und globaler Führung. Dazu gehören die Bereiche erneuerbarer Energien, Industrieautomatisierung und Elektrofahrzeuge.

Fünf der elf größten Empfänger staatlicher Subventionen im Jahr 2021, die sich auf rund 31 Milliarden US-Dollar beliefen, waren Hersteller von Elektrofahrzeugen oder Batterien. Die gezielte Unterstützung hat den weltweit größten Markt für Elektrofahrzeuge gefördert und Chancen für innovative – und investierbare – Unternehmen in der gesamten Lieferkette geschaffen, sowohl im Bereich der Hard- als auch Software.

Entkopplung ist ein langsamer Prozess

Während  /einige Regierungen, darunter die USA, Anstrengungen zur Diversifizierung der Lieferketten unternommen haben, ist man sich bewusst, dass dies nicht von heute auf morgen möglich ist. Kurzfristig überwiegt oft der Pragmatismus, wie der Bereich Elektrofahrzeugbatterien gut zeigt: Anstatt Importe aus China zu verbieten, fördert die US-Regierung mit steuerlichen Anreizen die heimische oder zumindest nicht-chinesische Produktion. Nur Elektroautos ohne in China hergestellte Batteriekomponenten kommen für eine Steuergutschrift in Höhe von 7.500 US-Dollar pro Fahrzeug in Frage.

 

Die Bedenken, dass westliche Unternehmen im Gegenzug den Zugang zum chinesischen Markt verlieren könnten, halten wir für übertrieben. Nehmen wir das Gesundheitswesen, wo Chinas große und alternde Bevölkerung eine starke Zielgruppe darstellt. Eine Beschränkung des Zugangs zu Medikamenten von ausländischen Pharmakonzernen würde sich negativ auf die gesundheitliche Situation der Bevölkerung auswirken.

Dennoch hat die allmähliche Entkopplung der chinesischen und der US-amerikanischen Wirtschaft Folgen. Verwerfungen an den globalen Märkten führen unweigerlich zu Risiken und Chancen, die aktive Anleger nutzen können. Das Jahr 2024 mit wichtigen Wahlen weltweit dürfte von beidem eine ganze Menge bieten.

Droht dem Inflation Reduction Act Gefahr durch Trump?

Die sicherlich bedeutendste Abstimmung in diesem Jahr findet im November in den USA statt. Im Vorfeld ist der „Inflation Reduction Act“ (IRA), der mehr als 1 Billion US-Dollar an Anreizen zur Förderung sauberer Energie bereitstellen soll, in die Diskussion geraten. Der ehemalige Präsident und voraussichtliche republikanische Kandidat Donald Trump möchte den IRA auflösen und Maßnahmen zur Unterstützung der Energiewende rückgängig machen.

Ob ein US-Präsident ein Gesetz ändern kann, hängt von der Unterstützung des Kongresses ab. Doch selbst wenn die Republikaner das Weiße Haus, den Senat und das Repräsentantenhaus kontrollieren, wird es unserer Ansicht nach nicht zu einer vollständigen Aufhebung des IRA kommen.

Unsere Zuversicht stützt sich auf die Historie. Obwohl Trump im Wahlkampf vor seiner Präsidentschaft mit der Abschaffung des Affordable Care Act („Obamacare“) warb, scheiterten die Bemühungen zur Aufhebung des Gesetzes 2017 im von den Republikanern kontrollierten Kongress. Und in vielerlei Hinsicht wäre der IRA schwieriger aufzuheben als das Affordable Care Act.

Von den durch den IRA angetriebenen Investitionen und damit verbundenen neuen Arbeitsplätzen profitieren auch republikanisch regierte Bundesstaaten. Eine Aufhebung wäre daher nicht in ihrem Interesse. Außerdem verfolgen 17 US-Bundesstaaten verbindliche Ziele für 100 Prozent saubere Energie. Diese können auf Bundesebene nicht rückgängig gemacht werden.

Grüne Technologien mit wirtschaftlichen Vorteilen

Es besteht jedoch die reale Aussicht, dass eine Trump-Regierung die Umsetzung bestimmter Aspekte des IRA beeinträchtigen wird. Gleichzeitig sind Maßnahmen zur Förderung fossiler Brennstoffe und zur Herabsetzung der Klimaschutzmaßnahmen denkbar.

Diese drohenden Maßnahmen ändern aber nichts an unserer Einschätzung der nachhaltigen Wirkung der bisherigen politischen Unterstützung. Grundsätzlich hat sich die Wirtschaftlichkeit von erneuerbaren Energien, E-Fahrzeugen und anderen fortschrittlichen Umwelttechnologien so weit verbessert, dass sie den althergebrachten Technologien den Rang ablaufen können – auch ohne staatliche Subventionen.

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