LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Aktualisiert am 02.10.2017 - 15:42 Uhrin MeinungenLesedauer: 8 Minuten

Degussa-Goldhandel-Chefvolkswirt „Euroraum-Erweiterung steht auf wackeligen Füßen“

Seite 2 / 3

„Wie wird Geldversorgung organisiert?“

Die Frage nach der „passenden Zusammensetzung“ des Währungsraumes ist allerdings nur ein Aspekt bei der Beantwortung der Frage, ob die Erweiterung des Euroraums (für die Bürger) sinnvoll und wünschenswert ist oder nicht. Ökonomisch unstrittig ist, dass eine einheitliche Währung für alle, die miteinander arbeitsteilig Wirtschaften, prinzipiell vorteilhaft ist.

Sie reduziert die Transaktionskosten und ermöglicht es vor allem, eine Wirtschaftsrechnung in effizienter Weise durchzuführen. Die zentrale Frage ist dabei jedoch, wie man die Geldversorgung organisiert, vor allem welche Geldart man verwenden soll. Zur Wahl stehen ein staatliches (Zwangs-)Währungsmonopol oder ein freies Marktgeld.

Währungswettbewerb

Heutzutage ist in allen entwickelten Volkswirtschaften ein staatliches (Zwangs-)Monopolgeldsystem anzutreffen – ein „unnatürliches“ Währungssystem, das unter ökonomischen und ethischen Defiziten leidet (wir haben das ein oder andere Mal in unseren Publikationen darauf hingewiesen).

Das staatliche Zwangsmonopolgeld verliert seine Kaufkraft im Zeitablauf (es ist chronisch inflationär), es verursacht eine nicht-marktkonforme Umverteilung von Einkommen und Vermögen, es sorgt für Störungen im Wirtschaftsleben (sorgt für „Boom-und-Bust“), und es treibt die Volkswirtschaften immer tiefer in den Verschuldungssumpf. Ob US-Dollar, Euro, japanischer Yen oder Schweizer Franken: Unter diesen Problemen leidet jede der staatlich monopolisierten „Fiat-Währungen“.

„Mehrere Fiat-Währungen nebeneinander"

Nun kann man allerdings argumentieren, dass es besser ist, wenn es nicht nur eine, sondern wenn es mehrere dieser Fiat-Währungen nebeneinander gibt. Warum? Herrscht ein „Währungswettbewerb“ – hat also jeder Geldhalter prinzipiell die Möglichkeit, von einer Fiat-Währung in eine andere zu wechseln –, übt das eine disziplinierte Wirkung auf die Geldproduzenten – die staatlichen Monopolzentralbanken – aus: Sie werden angehalten, die Macht über die Geldmengenvermehrung nicht (übergebührlich) zu missbrauchen.

Wenn zum Beispiel die Europäische Zentralbank (EZB) die Euro-Geldmenge stärker ausweitet als die US-amerikanische Zentralbank (Fed), können die Euro-Bürger der Inflation des Euro entkommen, indem sie ihre Euro verkaufen und stattdessen US-Dollar halten. Wenn die Euro-Geldhalter eine solche Ausstiegsmöglichkeit („Exit“) haben, darf die EZB die Euro-Geldmenge nicht allzu stark ausweiten (inflationieren), denn ansonsten schwindet die Euro-Nachfrage, und die Einheitswährung büßt ihre Marktfähigkeit ein. Mit anderen Worten: Der Währungswettbewerb schützt die Geldhalter vor dem politischen Missbrauch mit der elektronischen Notenpresse.

Wenn die Geldhalter die Möglichkeit haben, von einer auf andere Währungen ausweichen zu können, ist das noch aus einem weiteren Grund positiv für sie: Es muss nicht immer missbräuchliches Kalkül sein, durch die der Währungswert ruiniert wird. Es können auch schlicht-weg fehlerhafte Entscheidungen der Zentralbankräte sein, die sich in der Folge als inflationär oder in einer an-deren Weise schädlich für das Wirtschafts- und Gesell-schaftsleben erweisen. Also auch aus diesem Blickwinkel heraus betrachtet, ist es für den Geldverwender besser, wenn es nicht nur eine, sondern wenn es mehrere Fiat-Währungen gibt.

Tipps der Redaktion