Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater
Alte Welt, neue Welt
Aktualisiert am 05.03.2020 - 15:04 Uhr
Kolumbus trifft bei seiner Ankunft in der Neuen Welt auf Watling Island (heute San Salvador) auf Einheimische: Die Finanzmärkte befinden sich in einem tiefen Wandel.
In den 2000er Jahren bestimmte die Globalisierung die Kapitalmärkte, in den 2010er Jahren sind es die Zentralbanken. Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater gibt einen Überblick über die Entwicklungen.
Strukturänderungen halten an den Kapitalmärkten mittlerweile seit Jahren an. Im kommenden Jahrzehnt ist keine Rückkehr zu alten Normalitäten zu erwarten. Die 2020er Jahre dürften sich grundlegend von den letzten zwei Anlagejahrzehnten unterscheiden. Dies gilt sowohl hinsichtlich einzelner Anlagesegmente als auch für die Asset Allokation als Ganzes.
Die Mathematik der Kapitalanlage beginnt sich zu verändern.
Nachdem das erste Jahrzehnt der 2000er Jahre von den Effekten der Globalisierung gekennzeichnet war, dominierte im aktuellen Jahrzehnt die Geldpolitik das Geschehen der Kapitalmärkte nach der Finanzmarktkrise. Das neue Jahrzehnt dürfte ein Jahrzehnt werden, in welchem sich die...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Strukturänderungen halten an den Kapitalmärkten mittlerweile seit Jahren an. Im kommenden Jahrzehnt ist keine Rückkehr zu alten Normalitäten zu erwarten. Die 2020er Jahre dürften sich grundlegend von den letzten zwei Anlagejahrzehnten unterscheiden. Dies gilt sowohl hinsichtlich einzelner Anlagesegmente als auch für die Asset Allokation als Ganzes.
Die Mathematik der Kapitalanlage beginnt sich zu verändern.
Nachdem das erste Jahrzehnt der 2000er Jahre von den Effekten der Globalisierung gekennzeichnet war, dominierte im aktuellen Jahrzehnt die Geldpolitik das Geschehen der Kapitalmärkte nach der Finanzmarktkrise. Das neue Jahrzehnt dürfte ein Jahrzehnt werden, in welchem sich die Effekte der Globalisierung sogar ins Gegenteil verkehren.
Ferner sollte in der kommenden Dekade die Verschuldung im Privat- und Unternehmenssektor an Grenzen stoßen. Dementsprechend wird der Geld- und Fiskalpolitik mehr und mehr die Rolle eines Stabilisators an den Finanzmärkten zukommen. In Kombination wirkt beides als Bremse für Zinssteigerungen. Diese Bremse könnte etwa durch eine Rückkehr der Inflation gelockert werden.
Aber ob Fiskalimpulse und Deglobalisierung hierfür ausreichen werden, ist sehr ungewiss. Außerdem würden die Notenbanken die Inflation wohl erst einmal gewähren lassen, was den negativen Realzins zunächst noch einmal verstärkt.
Bundesanleihen für Spekulanten
Bei Staatsanleihen wird die Zusammensetzung der Ertragsperspektiven eine vollkommen andere sein als in den letzten Jahren. Denn mit dem Erreichen oder dem Unterschreiten der „Nullschwelle“ entfällt eine kalkulierbare Entlohnung für sichere Anlagen. Diese Entlohnung ist in der Eurozone sowohl nominal als auch real negativ.
In den USA sieht der Blick auf die nominalen Renditen von Treasuries zwar noch besser aus, aber in realen Werten erhalten Anleger auch dort keine oder nur sehr knapp eine positive Entlohnung. Damit wird die Anlageklasse der sicheren Renten im neuen Anlagejahrzehnt deutlich spekulativer.
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