Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater
Die Macht der Notenbanker
Aktualisiert am 05.03.2020 - 15:14 Uhr
Ende eines Handelstages in New York: Nach der Pleite der US-Bank Lehman Brothers am 15. September 2008 erreichte die Finanzkrise ihren Höhepunkt.
Nach dem Zusammenbruch der Finanzmärkte im Jahr 2008 brachten Notenbanker die Wirtschaft mit Niedrigzinsen und Anleihekkäufen schnell wieder auf Kurs. Welche Effekte die Maßnahmen elf Jahre später noch haben, erklärt Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater.
Der Zusammenhang zwischen Inflation und Auslastungsgrad der Volkswirtschaften ist wesentlich schwächer. Das gibt der Geldpolitik deutlich mehr Spielraum, mit ihren Instrumenten in die Vollen zu gehen. Gleichzeitig schlagen selbst extreme geldpolitische Impulse kaum mehr auf Realwirtschaf und Inflation durch.
Alles zusammen führt zu einem extremen Instrumenteneinsatz mit steigenden Nebenwirkungen. Dazu kommt, dass die Geldpolitik dadurch eingeschränkt ist, dass der Zins nicht unbegrenzt unter die Nulllinie gesenkt werden kann. Das ruft alternative Instrumente wie den Ankauf von Anleihen auf den Plan und rückt die Geldpolitik immer weiter in Richtung Finanzpolitik. Insgesamt ändert die...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Der Zusammenhang zwischen Inflation und Auslastungsgrad der Volkswirtschaften ist wesentlich schwächer. Das gibt der Geldpolitik deutlich mehr Spielraum, mit ihren Instrumenten in die Vollen zu gehen. Gleichzeitig schlagen selbst extreme geldpolitische Impulse kaum mehr auf Realwirtschaf und Inflation durch.
Alles zusammen führt zu einem extremen Instrumenteneinsatz mit steigenden Nebenwirkungen. Dazu kommt, dass die Geldpolitik dadurch eingeschränkt ist, dass der Zins nicht unbegrenzt unter die Nulllinie gesenkt werden kann. Das ruft alternative Instrumente wie den Ankauf von Anleihen auf den Plan und rückt die Geldpolitik immer weiter in Richtung Finanzpolitik. Insgesamt ändert die Geldpolitik damit ihren Charakter von Grund auf. Welche Auswirkungen dies langfristig hat, werden wir in den 2020er Jahren beobachten können.
Ebenfalls in diesem Jahrzehnt haben sich dazu noch gesellschaftliche Polarisierungen verstärkt, hervorgerufen durch neue technologische Entwicklungen, durch den Aufstieg Chinas, die damit verbundene Veränderung weltweiter Machtgefüge und nicht zuletzt durch die Finanzkrise selbst.
Zusammen mit einer zunehmenden Bedeutung von Umwelt- und Klimaauflagen und mit aufkommenden industriepolitischen und Infrastruktur-Initiativen führt eine umfassende Verantwortung von Geld- und Finanzpolitik für die Konjunktur dazu, dass der staatliche Einfluss in der Marktwirtschaft im letzten Jahrzehnt gewachsen ist.
Dies wird ein weiteres großes Thema des kommenden Jahrzehnts sein: Wieviel Markt wollen wir noch zulassen, in einer Welt, in der die Herausforderungen anscheinend nur noch durch staatliches Eingreifen bewältigt werden können?
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