Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater
Lehren aus der Corona-Krise

Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater
Die vergangenen Wochen waren geprägt von Dramatik und Unsicherheit. Kein Tag verging ohne eine neue Wendung in der Corona-Saga. Der Verkauf von Ansteckungskurven, die unermüdliche Ankündigung von Aktionsplänen und Ausgabenprogrammen durch Notenbanken und Regierungen, schließlich die Horror-Show an ökonomischen Daten.
Nicht nur Berater in Banken und Sparkassen standen und stehen vor der großen He...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Die vergangenen Wochen waren geprägt von Dramatik und Unsicherheit. Kein Tag verging ohne eine neue Wendung in der Corona-Saga. Der Verkauf von Ansteckungskurven, die unermüdliche Ankündigung von Aktionsplänen und Ausgabenprogrammen durch Notenbanken und Regierungen, schließlich die Horror-Show an ökonomischen Daten.
Nicht nur Berater in Banken und Sparkassen standen und stehen vor der großen Herausforderung, all die Fragen der verunsicherten Kunden zu beantworten. Wir haben bei der Dekabank eine Corona-FAQ erstellt, der durch den Dschungel hilft:
Die Konjunkturkrise: Wie ist die aktuell Lage, wie schlimm ist es wirklich?
Es ist der tiefste Einbruch seit der weltwirtschaftlichen Depression aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts. Da hören aber auch schon die Gemeinsamkeiten auf. Insgesamt ist dies eine sehr besondere Rezession, die wir hier erleben.
Was ist das Besondere an der Situation?
Es ist eine Krise, die von außen an die Wirtschaft herangetragen wird, eher wie eine Naturkatastrophe. Das unterscheidet sie etwa ganz deutlich von der Finanzkrise vor zehn Jahren, die aus der Wirtschaft selbst kam. Man kann sich den psychologischen Unterschied leicht vor Augen führen: Eine unbekannte Krankheit, die in einem Körper ausbricht, macht viel mehr Angst, als ein Armbruch, der schmerzhaft und heftig ist, aber eben auch sicher wieder verheilt. Und Psychologie ist in der Wirtschaft ganz wichtig. Die Wirtschaft wird sehr viel schneller wieder anspringen, insbesondere wenn das Virus besiegt ist, was allerdings noch ein wenig dauen kann.
Ist das die einzige Besonderheit?
Es gibt noch zwei andere: Zum einen die gleichmäßige Betroffenheit der Wirtschaft. Bisherige Rezessionen spielen sich hauptsächlich im Bereich der Industrieunternehmen ab. Dienstleistungen – also Gastronomie, Reisen, Entertainment – sind meist wenig betroffen. Diese Rezession hat gerade diese sonst geschützten Bereiche hart getroffen. Das ist der Grund dafür, dass die Konjunktur historisch tief eingebrochen ist.
Das ist aber auch der Grund für die zweite Besonderheit. Noch nie haben Regierungen und Zentralbanken derart schnell und umfassend mit Unterstützungsmaßnahmen reagiert. Man kann sagen, dass die Notarztwagen schon am Unfallort waren, noch während der Unfall passierte. Das hat die Erwartungen einer schnellen Erholung der Wirtschaft wesentlich gestützt. Und das steckt dann am Ende auch hinter der schnellen Erholung an der Börse.
Wo kommt das ganze Geld her?
Das kommt zum einen von den Bürgern, die nach wie vor extrem viel sparen, also Geld anlegen. Im Umkehrschluss verschuldet sich der Staat. Aus Sicht der Bürger entstehen Vermögen, wenn sie Staatsanleihen halten, für den Staat entstehen Verbindlichkeiten. Zum anderen kommen die Gelder von den Notenbanken. Sie sind in einer komfortablen Lage. Sie können Geld selbst produzieren.
Aber kann denn das jemals zurückgezahlt werden?
Der Staat hat für die Rückzahlungen viele Jahrzehnte Zeit. Gegenüber einem privaten Haushalt hat er einen Vorteil. Er muss seine Verschuldung nicht auf Null zurückführen, sondern muss lediglich dafür sorgen, dass seine Schulden tragfähig bleiben. Bei absehbaren Nullzinsen für viele Jahre können auch vorübergehend höhere Schuldenstände getragen werden.
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