Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater über Deutschland
Kollateralschäden des globalen Handelsstreits

Ulrich Kater ist Chefvolkswirt der Dekabank Foto: Team Uwe Nölke
Noch schaut Deutschland beim Handelsstreit eher zu als dass es direkt betroffen ist. Das kann sich aber durch den globalen Stimmungsumschwung sehr bald ändern.
Eigentlich lief doch alles ganz gut. Nach den Sonderproblemen der deutschen Industrie im vergangenen Jahr schien sich die Konjunktur im ersten Quartal 2019 wieder gefestigt zu haben. Globale Frühindikatoren wie derjenige der OECD deuteten eine erste Belebung der globalen Industrieproduktion zur Jahresmitte an, und die Aktienmärkte erholten sich unter anderem in der Erwartung, dass der amerikanisch-chinesische Handelsstreit gelöst werden könnte. Und dann kam am 6. Mai der Tweet des US-Präsidenten: „The 10 Prozent will go up to 25 Prozent on Friday. 325 Billions Dollars [...] of additional goods sent to us by China remain untaxed, but will be shortly, at a rate of 25 Prozent.”
Wie...
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Eigentlich lief doch alles ganz gut. Nach den Sonderproblemen der deutschen Industrie im vergangenen Jahr schien sich die Konjunktur im ersten Quartal 2019 wieder gefestigt zu haben. Globale Frühindikatoren wie derjenige der OECD deuteten eine erste Belebung der globalen Industrieproduktion zur Jahresmitte an, und die Aktienmärkte erholten sich unter anderem in der Erwartung, dass der amerikanisch-chinesische Handelsstreit gelöst werden könnte. Und dann kam am 6. Mai der Tweet des US-Präsidenten: „The 10 Prozent will go up to 25 Prozent on Friday. 325 Billions Dollars [...] of additional goods sent to us by China remain untaxed, but will be shortly, at a rate of 25 Prozent.”
Wie kann man einen gut laufenden Aufschwung kleinkriegen?
Man nehme eine gehörige Portion nationaler Egoismen und paare diese mit einer aggressiven Rhetorik und politischem Starrsinn. Seit Anfang 2018 sinken die deutschen gesamtwirtschaftlichen Wachstumsraten (Abb. 1), seit Anfang 2018 sinkt der globale Einkaufsmanagerindex (Abb. 2) und seit Anfang 2018 gehen von der Politik mit einer unseligen Kontinuität Schreckmomente für die Wirtschaft aus, die sich lähmend auf die Konjunktur auswirken.

Das Jahr 2019 übertraf bezüglich der politischen Schocks sogar das Vorjahr:
- Noch immer droht der harte Brexit ohne Austrittsabkommen. Mit dem Rücktritt von Premierministerin May und dem neuen Premierminister Johnson stieg die Wahrscheinlichkeit eines solchen historischen Unfalls merklich an. Allein durch den drohenden Brexit zum 29. März 2019 wurde die deutsche Warenausfuhr kräftig durcheinander gewirbelt: Nachdem sich die Briten im Vorfeld mit zusätzlichen Beschaffungskäufen auf Lager auf den drohenden Austritt vorbereitet hatten, benötigten sie nach dessen Verschiebung deutlich weniger Einfuhren.
- Im Haushaltsstreit mit der links-rechts-populistischen Regierung in Rom verzichtet zwar die EU-Kommission auf ein Defizitverfahren, aber die einst in Aussicht gestellte Verringerung der italienischen Schuldenstandsquote ist Schnee von gestern. Spätestens im Herbst – mit der Vorlage des neuen italienischen Budgetplans – dürfte der Streit mit der EU-Kommission erneut ausbrechen.
- Als ob das nicht genug wäre, eskalierte der Konflikt im Persischen Golf. Haftminen an Öltankern, der Abschuss einer US-Drohne, ein Nahezu-Vergeltungsschlag der USA und US-Cyberattacken trieben weitere Sorgenfalten auf die Stirn der Unternehmenslenker.
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