Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater über Deutschland
Kollateralschäden des globalen Handelsstreits
Ulrich Kater ist Chefvolkswirt der Dekabank Foto: Team Uwe Nölke
Noch schaut Deutschland beim Handelsstreit eher zu als dass es direkt betroffen ist. Das kann sich aber durch den globalen Stimmungsumschwung sehr bald ändern.
Jenseits der Exportbeeinträchtigungen kommt es auch zu einer Zurückhaltung bei Investitionen. Wenn Unternehmen über Investitionen und Arbeitsplätze entscheiden, dann müssen sie die anfallenden Kosten für die neuen Maschinen den künftig zu erwartenden zusätzlichen Erträgen gegenüberstellen. Gegenwärtig legt sich ein Nebel der politischen Unsicherheit (Abb. 5) über die möglichen künftigen Erträge und reduziert so deren Gegenwartswert.
Die Folge ist eine Zurückhaltung der Unternehmen bei Beschäftigung und Investitionen. Hinzu kommen die rapide sinkenden Zukunftserwartungen der Industrie. Egal, ob man die Geschäftserwartungen, die Exporterwartungen oder die Beschäftigungserwartungen nimmt:...
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Jenseits der Exportbeeinträchtigungen kommt es auch zu einer Zurückhaltung bei Investitionen. Wenn Unternehmen über Investitionen und Arbeitsplätze entscheiden, dann müssen sie die anfallenden Kosten für die neuen Maschinen den künftig zu erwartenden zusätzlichen Erträgen gegenüberstellen. Gegenwärtig legt sich ein Nebel der politischen Unsicherheit (Abb. 5) über die möglichen künftigen Erträge und reduziert so deren Gegenwartswert.
Die Folge ist eine Zurückhaltung der Unternehmen bei Beschäftigung und Investitionen. Hinzu kommen die rapide sinkenden Zukunftserwartungen der Industrie. Egal, ob man die Geschäftserwartungen, die Exporterwartungen oder die Beschäftigungserwartungen nimmt: Die Unternehmen werden immer skeptischer bezüglich der Zukunft und reduzieren daher ihre Investitionspläne (Abb. 6).
Diese Zukunftssorgen der Unternehmen werden inzwischen auch in ihren Beschaffungen sichtbar: Die deutschen Unternehmen reduzieren derzeit ihre Bestellungen für Vorleistungsgüter im In- und Ausland dramatisch. Man muss schon bis zur globalen Finanzkrise zurückgehen, um geringere Inlandsbestellungen für Vorleistungsgüter zu sehen (Abb. 7). Im Gleichschritt hierzu reduzieren die Unternehmen ihre Lagerhaltung an Vor-produkten. Diese Lagerkorrektur ist letztlich auch eine Spätfolge der vorhergehenden konjunkturellen Überhitzung. Lange Zeit war man auf eine „Mangelwirtschaft“ eingestellt, die von Lieferengpässen geprägt war. Also bestellte man lieber etwas zu viel und baute Lager auf. Seit dem vierten Quartal 2018 belastet die Lagerentwicklung nun die Konjunktur: Im Schnitt der vergangenen drei Quartale bremste der beschleunigte Lagerabbau das gesamtwirtschaftliche Wachstum um jeweils fast einen halben Prozentpunkt. So sehr das derzeit noch hemmt, diese Entwicklung wird nicht ewig gehen, sodass zumindest dieser Belastungsfaktor wegfallen sollte.
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