Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater
Wer hat Angst vor der EZB?
Ulrich Kater ist Chefvolkswirt der Dekabank. Foto: Dekabank
Die EZB lieferte bei ihrer März-Sitzung ein wenig zu viel des Guten. Zwar erfüllte sie die Erwartungen, die Begleitmusik war jedoch in Moll gehalten und schreckte die Finanzmärkte auf.
Mit der Ablehnung des harten Brexit durch das britische Parlament ist das Thema für die Finanzmärkte fast abgehakt. Auch bestehen trotz der Verschiebungen von Entscheidungsterminen immer noch gute Hoffnungen, dass der Handelsstreit der USA mit China zu einem Abkommen führt, mit dem der Konflikt erst einmal für einige Zeit eingehegt bleibt.
Selbst wenn danach der Handelskonflikt mit Europa wieder aufflammt, gibt es bereits Anzeichen dafür, dass Präsident Trump im beginnenden Wahlkampf für die nächste Präsidentschaft mildere Töne anstimmen muss. Die vorübergehende Entschärfung der großen Politikthemen wird die Finanzmärkte sich stärker auf Konjunktur und Geldpolitik konzentrieren lassen.
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Mit der Ablehnung des harten Brexit durch das britische Parlament ist das Thema für die Finanzmärkte fast abgehakt. Auch bestehen trotz der Verschiebungen von Entscheidungsterminen immer noch gute Hoffnungen, dass der Handelsstreit der USA mit China zu einem Abkommen führt, mit dem der Konflikt erst einmal für einige Zeit eingehegt bleibt.
Selbst wenn danach der Handelskonflikt mit Europa wieder aufflammt, gibt es bereits Anzeichen dafür, dass Präsident Trump im beginnenden Wahlkampf für die nächste Präsidentschaft mildere Töne anstimmen muss. Die vorübergehende Entschärfung der großen Politikthemen wird die Finanzmärkte sich stärker auf Konjunktur und Geldpolitik konzentrieren lassen.
Hier hat die EZB bei ihrer März-Sitzung ein wenig zu viel des Guten geliefert. Zwar erfüllte sie die Erwartungen der Finanzmärkte, indem sie erstens die geldpolitische Straffung weiter in die Zukunft verschob und zweitens weitere Liquiditätsmaßnahmen für das Bankensystem ankündigte – wobei die Ausgestaltung der neuen Tender sehr kryptisch ausfiel.
Die Begleitmusik, die die Währungshüter dazu spielen, war jedoch so sehr in Moll gehalten, dass die Finanzmärkte sich erschreckt fragten: Was weiß die Zentralbank über den Zustand der Konjunktur, was den Märkten entgangen ist? Die Antwort sollte beruhigen: Die EZB hat keine anderen Daten, ist nur extrem darauf bedacht, mit ihrer Geldpolitik keinen zusätzlichen Konjunkturschaden anzurichten. Die Zinsmärkte erwarten nun Null- und Negativzinsen bis in das Jahr 2021.
An den Aktienmärkten könnte es wieder freundlicher zugehen, wenn die kommenden Konjunkturdaten darauf hindeuten, dass die EZB etwa zu pessimistisch gewesen ist. Ob dies ein vernünftiger Umgang mit den verbliebenen geldpolitischen Ressourcen gewesen ist oder eher das Abschiedsgeschenk des scheidenden Präsidenten Draghi, sei dahingestellt. Die Märkte waren ohnehin bereits wieder auf Erholungskurs. Es bleibt übrig, dass die Geldpolitik weiter abdriftet in die unendlichen Weiten expansiver Maßnahmen.
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