Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater
Zehn Jahre und ein bisschen weiser
Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank Foto: Deka
Der 10-Jahres-Gedenktag hat alle Erinnerungen an die Fast-Kernschmelze des Finanzsystems noch einmal wieder aufgewühlt. Vor allem: Kann sich so etwas je wiederholen?
Wer die Geschichte des Finanzkapitalismus auch nur oberflächlich kennt, hat eine leise Ahnung, dass Krisen wohl auch in Zukunft nicht zu verhindern sein werden. Wesentlich ist jedoch, ob diese solche Ausmaße annehmen, dass die Grundfesten von Wirtschaft und Gesellschaft auf dem Spiel stehen.
Schon heute werden mit dem aufstrebenden Populismus der Lehman-Krise die gleichen geschichtlichen Wirkungen zugesprochen wie das in den 30er Jahren in Europa der Fall war. Unabhängig davon, dass man Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede sehr sorgfältig abwägen sollte, sind solche systemischen Krisen unbedingt zu vermeiden.
Wir wissen alle, dass das Bankensystem heute sicherer ist als damals;...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
Da diese Artikel nur für Profis gedacht sind, bitten wir Sie, sich einmalig anzumelden und einige berufliche Angaben zu machen. Geht ganz schnell und ist selbstverständlich kostenlos.
Schon heute werden mit dem aufstrebenden Populismus der Lehman-Krise die gleichen geschichtlichen Wirkungen zugesprochen wie das in den 30er Jahren in Europa der Fall war. Unabhängig davon, dass man Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede sehr sorgfältig abwägen sollte, sind solche systemischen Krisen unbedingt zu vermeiden.
Wir wissen alle, dass das Bankensystem heute sicherer ist als damals; wie aber das Schattenbankensystem auf den nächsten Krisenanlass reagiert, ist vollkommen unbekannt. Wenn die Mutter aller Krisenursachen eine zu starke Produktion von Kredit ist, dann sei daran erinnert, dass die Bundesbank in ihrer Zeit als Managerin der D-Mark mit genauso einem Konzept am Start war: Die aus frisch geschaffenem Kredit entstandene Geldmenge sollte sich nicht stärker ausweiten als es die realwirtschaftlichen Gegebenheiten, sprich: das Wachstum des BIP, hergaben.
Für die Kapitalanlage waren die Nachkrisen-Jahre paradoxerweise sehr erfolgreich. Niedrigstzinsen haben die Vermögenspreise nach oben gebracht. Das bedeutet jedoch auch, dass nun die Herausforderungen ansteigen, wenn das Nullzinsniveau flächendeckend erreicht ist und sich die geldpolitischen Gezeiten wieder drehen. Es ist weniger die Angst vor einer erneuten Finanzkrise oder einem Crash, die das gegenwärtige Marktgefühl wiedergibt.
All diejenigen, die im Jahr zehn nach der Lehman-Pleite immer noch (oder wieder) Befürchtungen über die Stabilität von Finanzsystem und Vermögen haben, müssen gerade in einer möglichst breiten Aufstellung des Vermögens - von der Bankeinlage bis hin zur weit gestreuten Aktienanlage - die Lösung suchen. Und diejenigen, die über Seitwärtsbewegungen an den Aktienmärkten klagen, müssen sich vor Augen führen, dass selbst wenn an den Aktienmärkten eine zeitlang „nur“ die Dividendenrendite zu verdienen sein sollte, dies immer noch die einzige Möglichkeit ist, nach Inflation überhaupt die Kaufkraft des Vermögens zu erhalten.
Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?
Über den Autor