Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater
Zentralbank am Limit
Ulrich Kater ist Chefvolkswirt der Dekabank. Foto: Dekabank
Das Coronavirus hat Wirtschaft und Gesellschaft fest im Griff, in Europa schrumpft die Konjunktur. In dieser Situation ist es besonders wichtig, wie sich die Europäische Zentralbank positioniert, findet Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank.
Der Einbruch der Rohölpreise ist ein zusätzlicher Schock über die Unsicherheiten in der Rohölbranche. Insbesondere aus dem Nahen Osten werden sich negative Impulse für die deutsche Industrie manifestieren, denn die Nachfrage nach Investitionsgütern wird zurückgehen.
Die positiven Konjunktureffekte: In den USA bringt ein Rohölrückgang von 25 US-Dollar etwa einen halben Prozentpunkt mehr Wachstum, verteilt auf zwei Jahre durch eine höhere Kaufkraft der Konsumenten – wenn diese wieder einkaufen gehen können.
Nicht nur die Ausbreitung des Coronavirus, sondern auch die Ausbreitung von konjunkturellen Multiplikatoreffekten sollte dringend verhindert werden. Hierzu gehören geldpolitische...
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Der Einbruch der Rohölpreise ist ein zusätzlicher Schock über die Unsicherheiten in der Rohölbranche. Insbesondere aus dem Nahen Osten werden sich negative Impulse für die deutsche Industrie manifestieren, denn die Nachfrage nach Investitionsgütern wird zurückgehen.
Die positiven Konjunktureffekte: In den USA bringt ein Rohölrückgang von 25 US-Dollar etwa einen halben Prozentpunkt mehr Wachstum, verteilt auf zwei Jahre durch eine höhere Kaufkraft der Konsumenten – wenn diese wieder einkaufen gehen können.
Nicht nur die Ausbreitung des Coronavirus, sondern auch die Ausbreitung von konjunkturellen Multiplikatoreffekten sollte dringend verhindert werden. Hierzu gehören geldpolitische und finanzpolitische Maßnahmen. Die Geldpolitik sowie die Finanzaufsicht sollten in dieser Phase Zweitrundeneffekte über das Finanzsystem verhindern.
Für die Geldpolitik gehören dazu Maßnahmen einer günstigen Liquiditätsbereitstellung bis hin zur Möglichkeit einer temporären Reduzierung von Eigenkapitalbelastungen bei Aufrechterhaltung von Kreditlinien für Unternehmen. Für die Fiskalpolitik reicht das Spektrum von großzügigen, unbürokratischen Kurzarbeiterregelungen bis hin zur Möglichkeit von Überbrückungskrediten für besonders betroffene Unternehmen.
Solche Maßnahmen können nur für einen relativ kurzen Zeitraum gelten. Wirken sie nicht, kann es nicht Aufgabe des Staates sein, jedes Unternehmen dauerhaft am Leben zu erhalten. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat mit ihrem an den Märkten als zu gering durchgefallenen Maßnahmenpaket mehr oder weniger eingestanden, dass sie am Ende ihrer Möglichkeiten ist. Immerhin hat die Führungsebene inzwischen ein milliardenschweres neues Anleihekaufprogramm angekündigt.
Für alle, die den ehemaligen EZB-Präsidenten Mario Draghi wegen seiner „pathologischen Rettungsmentalität“ kritisiert haben, ist es jetzt eine Gelegenheit festzustellen, wie sich eine Krise ohne die „whatever-it-takes“-Attitüde der Gelpolitik entfaltet.
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