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in Politik & GesellschaftLesedauer: 4 Minuten

Dekarbonisierung in China Zweifel am Weg zur Kohlenstoffneutralität

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Fünfjahresplan macht Hoffnung

Was uns allerdings optimistisch stimmt, ist der Fünfjahresplan Chinas.  Die Regierung ist nicht an kurze Wahlzyklen gebunden, die andere Regierungen dazu verleiten können, unrealistische Ziele zu setzen, nur um Wahlen zu gewinnen. Außerdem wird erwartet, dass die Temperaturen in China stärker steigen werden als im weltweiten Durchschnitt, was die Wahrscheinlichkeit von nationalen Dürren, Überschwemmungen und Hitzewellen erhöht. Es liegt somit in Chinas eigenem Interesse, jetzt zu handeln.1

Zu den weiteren strategischen Vorteilen Chinas gehören:

  • Erhöhte Energiesicherheit - Autarkie steht ganz oben auf der chinesischen Agenda; der Großteil der Energie in China stammt aus fossilen Brennstoffen, und in den letzten Jahren sind die Importe gestiegen.
  • Beibehaltung der Führungsposition bei sauberen Technologien - es ist unwahrscheinlich, dass China seine Position als weltweit führender Hersteller von Elektroautos, Windturbinen und Solarmodulen aufgeben will.
  • Verbesserung der Luftqualität - dies ist ein zentrales Anliegen der chinesischen Bürger, denn die Luftverschmutzung verursacht jedes Jahr schätzungsweise 500.000 vorzeitige Todesfälle in China.2

Balanceakt zwischen Umwelt und Wirtschaft

Auch wenn die Kohlenstoffneutralität Vorteile für die Umwelt und Gesellschaft mit sich bringt, ist ein sorgfältiges Management erforderlich, um die wirtschaftlichen Einschränkungen zu minimieren. Trotz des enormen Anstiegs des durchschnittlichen Jahreseinkommens verdienen Millionen von Menschen in China immer noch weniger als 5,50 Dollar pro Tag.

Versuche, die Einkommensungleichheit zu bekämpfen, müssen mit Emissionssenkungen in Einklang gebracht werden. China ist ein riesiges Land mit einer Vielzahl regionaler Unterschiede, das sich mit der Weiterentwicklung, der Wirtschaftspolitik und dem Klimawandel auseinandersetzen muss. Eine Dekarbonisierung wird beispielsweise in Regionen, die auf Schwerindustrie und Kohlekraft angewiesen sind, schwieriger sein. 

Im jüngsten Fünfjahresplan wird die Bedeutung des Klimawandels direkt hervorgehoben. Und um es diplomatisch zu formulieren: wo die chinesische Regierung vorangeht, wird der Rest des Landes folgen. In einer Umfrage des dänischen Ökoenergieunternehmens Ørsted stimmten über 90 Prozent der befragten Chinesen zu, dass es wichtig ist, eine Welt zu schaffen, die mit erneuerbaren Energien betrieben wird.

Und die chinesische Regierung scheint bei der Bekämpfung des Klimawandels ein gutes Gespür für die Meinung der Bevölkerung zu haben: In der jüngsten Zusammenfassung des Vorsitzes der fünften Ministerkonferenz zum Klimaschutz - einer offiziellen Quelle der Regierung - heißt es: „Die Bürger und insbesondere die Jugend fordern eine größere Dringlichkeit.“3

Als größter CO2-Emittent ist es für China ein gewaltiges Unterfangen, kohlenstoffneutral zu werden. Doch es ist dringend notwendig, denn der Klimawandel kann nur global erfolgreich bekämpft werden. Erfreulicherweise hat China seine früheren Ziele in Bezug auf Energieeffizienz und Emissionsreduzierung in der Regel erreicht, was auf ein langjähriges Engagement für nachhaltiges Wachstum hinweist.

1https://reliefweb.int/sites/reliefweb.int/files/resources/climate-risk-country-profile-china.pdf

2Chinas Ministerium für Ökologie und Umwelt

3Chinas Ministerium für Ökologie und Umwelt

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