Deloitte-Chefökonom Alexander Börsch
Konsum nach Corona
Alexander Börsch ist Chefökonom und Research-Leiter bei Deloitte Deutschland. Foto: Deloitte
Das Corona-Virus beeinflusst den Konsum, Online-Handel und Lebensmittel-Lieferdienste haben derzeit Hochkonjunktur. Doch ist der Trend langfristig? Deloitte-Chefökonom Alexander Börsch mit einem Ausblick.
Die deutsche Wirtschaft befindet sich durch die Corona-Krise in einer tiefen Rezession. Der Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität im zweiten Quartal dürfte mehr als 10 Prozent betragen.
Wie der Aufschwung nach der unmittelbaren Krise aussehen wird, ob es eine V-förmige Gegenbewegung gibt oder doch eher einen U-, W- oder L-förmigen Verlauf, hängt von vielen Faktoren ab: Die Dauer der Beschränkungen, eventuelle Probleme beim Hochfahren von Unternehmen oder die Möglichkeit einer zweiten Infektionswelle spielen allesamt wichtige Rollen.
Entscheidend wird aber auch sein, wie sich die Konsumenten verhalten und wie sich entsprechend die Konsumausgaben entwickeln. Schließlich trägt...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
Da diese Artikel nur für Profis gedacht sind, bitten wir Sie, sich einmalig anzumelden und einige berufliche Angaben zu machen. Geht ganz schnell und ist selbstverständlich kostenlos.
Die deutsche Wirtschaft befindet sich durch die Corona-Krise in einer tiefen Rezession. Der Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität im zweiten Quartal dürfte mehr als 10 Prozent betragen.
Wie der Aufschwung nach der unmittelbaren Krise aussehen wird, ob es eine V-förmige Gegenbewegung gibt oder doch eher einen U-, W- oder L-förmigen Verlauf, hängt von vielen Faktoren ab: Die Dauer der Beschränkungen, eventuelle Probleme beim Hochfahren von Unternehmen oder die Möglichkeit einer zweiten Infektionswelle spielen allesamt wichtige Rollen.
Entscheidend wird aber auch sein, wie sich die Konsumenten verhalten und wie sich entsprechend die Konsumausgaben entwickeln. Schließlich trägt der private Konsum den größten Teil zum Bruttoinlandsprodukt bei und hat dessen Wachstum in Deutschland in den vergangenen Jahren fast im Alleingang getrieben.
Schwerere Rezessionen oder gar Depressionen beeinflussen die Psyche und das Kaufverhalten der Bevölkerung hingegen langfristig; die Wirtschaftskrisen in den 1920er und 1930er Jahren sind hierfür Beispiele. Die Angst vor Deflation in den USA und vor Inflation in Deutschland hat die jeweilige Gesellschaft bis heute geprägt.
Wie schwer die Corona-Rezession ausfallen wird ist noch unklar, aber es wird mit großer Sicherheit der schlimmste Abschwung der Nachkriegszeit. Ein Rückblick auf frühere ökonomische Schocks und Krisen wie beispielsweise nach 9/11, der Finanzkrise und nach Epidemien in Asien, kann sicherlich nicht voraussagen, wie sich das Konsumentenverhalten nach Corona entwickeln wird.
Er kann aber einige Anhaltspunkte dafür geben, wie sich Konsumenten nach der jetzigen Krise verhalten könnten, manches davon spiegelt sich auch bereits in aktuellen Umfragen wider.
Der Konsum nach der Rezession hängt von der finanziellen Situation der Haushalte, aber auch von ihren Erwartungen über ihr zukünftiges Einkommen ab. Deswegen kommt es nicht unbedingt darauf an, wie tief die Rezession war, sondern eher auf die Zukunftsaussichten danach.
Die Rezession im Jahr 2009 war die mit Abstand tiefste der Nachkriegszeit. Das Bruttosozialprodukt in Deutschland sank um knapp 6 Prozent, bis dahin war es in Rezessionen nie mehr als ein Prozent zurückgegangen. Dennoch war der Konsum nach sechs Quartalen bereits wieder auf Vor-Rezessionsniveau. Nach der sehr viel milderen Rezession im Jahr 1981 brauchte der Konsum fast genauso lange bis er sich wieder erholt hatte.
Über den Autor