Demografie: Was die Börsen bewegt
DAS INVESTMENT: 7 Milliarden Menschen leben derzeit auf der Welt, 2050 werden es über 9 Milliarden sein. Gleichzeitig wird es dreimal so viele Menschen geben, die älter als 60 Jahre sind. Was bedeutet das für die Kapitalmärkte?
Guido Lingnau: Das kann man so pauschal nicht sagen. Grundsätzlich gilt: Der demografische Wandel bewegt die Finanzmärkte viel stärker, als die meisten Marktteilnehmer wahrhaben wollen. Fast alle langfristigen Trends, Auf- und Abschwünge an den Börsen sind demografisch verursacht.
Bitte ein Beispiel.
Lingnau: In Amerika gab es im vergangenen Jahrhundert zwei Babyboomer-Generationen. Die eine ist bekannt, die geht jetzt langsam in den Ruhestand. Die andere wurde vor der Weltwirtschaftskrise geboren, in den 20er Jahren. Als diese mehrheitlich Anfang 20 war, im Jahr 1943, gab es den ersten großen Aufwärtstrend an den amerikanischen Börsen. Er hielt bis Mitte der 60er Jahre an. Dann war die Mehrheit Anfang 40 und hat umgeschaltet von Karriere- und Familienaufbau auf Absicherung des Erreichten und Ruhestandsplanung. Die Börsen liefen viele Jahre unter hohen Schwankungen seitwärts. Erst als die Mehrheit der nächsten Babyboomer-Generation zu Beginn der 80er Jahre Anfang 20 war, ging es wieder bergauf an den Kapitalmärkten. Der Boom war zu Ende, als auch diese Babyboomer mehrheitlich die 40er erreicht hatten. Diesen Zusammenhang haben wir in über 20 Ländern beobachtet.
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Joachim Nareike: Quasi jede Branche ist davon betroffen. Beispiel Gesundheitssektor: In weniger als 20 Jahren wird das meistverbrauchte Medikament auf der Welt Insulin sein. Aktuell hat nur jeder fünfte Chinese eine Brille. In den Industrieländern braucht jeder Zweite eine. Da wissen wir doch, wohin die Reise geht. Das ist ja auch gerade das Schöne am demografischen Wandel, dass er so planbar ist.
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Lingnau: Da muss ich widersprechen. Unseren Untersuchungen zufolge wird es keine einzige Branche geben, die aufgrund des demografischen Wandels eine überdurchschnittliche Rendite erzielt. Der Gesundheitssektor beispielsweise leidet extrem unter den mangelnden Ressourcen der großen Krankenkassen, darunter, dass es Zwangsrabatte auf Arzneimittelpreise gibt, dass weniger geforscht wird, dass immer mehr Patente auslaufen und billigere Nachahmerprodukte auf den Markt kommen.
Guido Lingnau: Das kann man so pauschal nicht sagen. Grundsätzlich gilt: Der demografische Wandel bewegt die Finanzmärkte viel stärker, als die meisten Marktteilnehmer wahrhaben wollen. Fast alle langfristigen Trends, Auf- und Abschwünge an den Börsen sind demografisch verursacht.
Bitte ein Beispiel.
Lingnau: In Amerika gab es im vergangenen Jahrhundert zwei Babyboomer-Generationen. Die eine ist bekannt, die geht jetzt langsam in den Ruhestand. Die andere wurde vor der Weltwirtschaftskrise geboren, in den 20er Jahren. Als diese mehrheitlich Anfang 20 war, im Jahr 1943, gab es den ersten großen Aufwärtstrend an den amerikanischen Börsen. Er hielt bis Mitte der 60er Jahre an. Dann war die Mehrheit Anfang 40 und hat umgeschaltet von Karriere- und Familienaufbau auf Absicherung des Erreichten und Ruhestandsplanung. Die Börsen liefen viele Jahre unter hohen Schwankungen seitwärts. Erst als die Mehrheit der nächsten Babyboomer-Generation zu Beginn der 80er Jahre Anfang 20 war, ging es wieder bergauf an den Kapitalmärkten. Der Boom war zu Ende, als auch diese Babyboomer mehrheitlich die 40er erreicht hatten. Diesen Zusammenhang haben wir in über 20 Ländern beobachtet.
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Joachim Nareike: Quasi jede Branche ist davon betroffen. Beispiel Gesundheitssektor: In weniger als 20 Jahren wird das meistverbrauchte Medikament auf der Welt Insulin sein. Aktuell hat nur jeder fünfte Chinese eine Brille. In den Industrieländern braucht jeder Zweite eine. Da wissen wir doch, wohin die Reise geht. Das ist ja auch gerade das Schöne am demografischen Wandel, dass er so planbar ist.
Lingnau: Da muss ich widersprechen. Unseren Untersuchungen zufolge wird es keine einzige Branche geben, die aufgrund des demografischen Wandels eine überdurchschnittliche Rendite erzielt. Der Gesundheitssektor beispielsweise leidet extrem unter den mangelnden Ressourcen der großen Krankenkassen, darunter, dass es Zwangsrabatte auf Arzneimittelpreise gibt, dass weniger geforscht wird, dass immer mehr Patente auslaufen und billigere Nachahmerprodukte auf den Markt kommen.
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