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Aktualisiert am 29.04.2013 - 15:19 UhrLesedauer: 4 Minuten

Demographie: „30 Jahre nach 12“

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Die Zuwanderungen können an diesem Trend kaum etwas ändern. Der Wanderungssaldo (Zuwanderungen minus Abwanderungen) liegt seit Mitte der 90’er kaum über 200.000 Menschen. Während der letzten Jahre waren es kaum 50.000 Menschen, die mehr nach Deutschland kamen, als abwanderten. Zu wenig. Die Vereinten Nationen kommen zu dem Schluss: Bis 2050 müssten ca. 190 Mio. Menschen (!) zuwandern, um den Demographieeffekt bei den Erwerbstätigen auszugleichen  – pro Jahr ca. 4,6 Millionen. Unrealistisch. Jüngeren wider gibt, konstant bleiben. Die Zahl mag groß erscheinen, dabei muss berücksichtigt werden, dass die Zuwanderer ja auch ihre eigene Biographie mitbringen und selbst über die Zeit älter werden und dann aus dem Berufsleben ausscheiden. Udo Jürgens hat Recht! Die Folge: Da immer weniger Jüngere nachkommen, nimmt die Bevölkerung in Deutschland ab und wird älter. Sie altert sogar doppelt, denn die Lebenserwartung steigt gleichzeitig weiter. Pro Dekade ist sie während der letzten 160 Jahre um 2,5 Jahre gestiegen. Nach James Vaupel, Professor am Max-Planck-Institut für demografische Forschung, könnte sie in 60 Jahren bei 100 Jahren liegen. Nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes kann eine 65-jährige Frau schon heute erwarten, noch 20 Jahre zu leben (Schaubild 2). Dabei darf die eigene Lebenserwartung nicht mit jener verwechselt werden, die regelmäßig veröffentlich wird. Das ist meistens die Lebenserwartung Neugeborener. Sie übersieht, dass die Lebenserwartung mit den Todesfallwahrscheinlichkeiten, die man bereits überlebt hat, zunimmt. Anders ausgedrückt: Je älter jemand wird, desto länger kann er erwarten zu leben. Udo Jürgens hat Recht (übertragen auf das neue Renteneintrittsalter): „Mit 67 Jahren, da fängt das Leben an.“ Was folgt daraus?
• Die Bevölkerungszahl wird bis 2050 auf voraussichtlich 74 Mio. Menschen zurück gehen, unterstellt es wandern pro Jahr 200.000 mehr Menschen ein als aus.
• Das Erwerbspersonenpotenzial sinkt von heute 54 Mio. bis 2050 um voraussichtlich 20% auf 42 Mio.
• Der Altenquotient (Personen mit 65 Jahren und älter in Relation zu den 15-64-jährigen) steigt von heute 30% auf 52% im Jahr 2035.
• 2050 wird der Anteil der über 60-jährigen an der Bevölkerung knapp 50% betragen. Demographisch ist es 30 Jahre nach 12 – aber es ist nie zu spät mit der eigenen Zukunftssicherung zu beginnen. Weiterführendes zum Thema: a) Podcast: http://www.allianzglobalinvestors.de/cms-out/mp3/analysen_trends/AGI_Demographie_0607.mp3 b) Biologisches Alter: Berechnen Sie, wie alt Sie wirklich sind http://www.aok.de/bundesweit/testen-sie-sich/testen-sie-sich-test-biologisches-alter-13786.php c)Demographische Forschung aus erster Hand http://www.demografische-forschung.org/default.htm d)Bertelsmann Stiftung: Aktion Demographischer Wandel http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/SID-0A000F14-02A16CFA/bst/hs.xsl/493.htm e) Allianz zur Demografie: http://www.knowledge.allianz.de/deutsch/content/demografie/ e) www.lebenserwartung.ch Der Autor: Hans-Jörg Naumer ist Chefanalyst bei Allianz Global Investors (AGI).

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