Finanzexperte Marshall Stocker
Demokratie und Geldanlage
Aktualisiert am 04.06.2021 - 14:31 Uhr
Marshall Stocker ist Portfoliomanager bei der Investmentgesellschaft Eaton Vance. Foto: Eaton Vance
Je besser die Demokratie, desto höher die Renditen, könnte man meinen. Doch weit gefehlt: Tatsächlich hat sich der Einfluss des Systems auf Wirtschaftspolitik und Investitionsbedingungen verändert. Das zeigt Marshall Stocker von der Investmentgesellschaft Eaton Vance in einer Länderanalyse.
Einigen Ländern ist es gelungen, ihre Wirtschaft in relativ kurzer Zeit zu liberalisieren, wie in Abbildung B zu sehen ist.
Abbildung B: Transformationsbedingter Anstieg wirtschaftlicher Freiheit in idiosynkratischen und postsowjetischen Reformländern
Hinweis zu Abbildung B: Die durch gepunktete Linien dargestellten Veränderungen für Estland und Georgien sind Ableitungen. Die gepunkteten Linien beginnen zum Zeitpunkt der Marktreformen und enden mit der Verfügbarkeit erster Daten zur wirtschaftlichen Freiheit (6,2 für Estland und 7,1 für die Republik Georgien). Estland erlangte seine Unabhängigkeit während des Zusammenbruchs der Sowjetunion Anfang der Neunzigerjahre...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
Da diese Artikel nur für Profis gedacht sind, bitten wir Sie, sich einmalig anzumelden und einige berufliche Angaben zu machen. Geht ganz schnell und ist selbstverständlich kostenlos.
Einigen Ländern ist es gelungen, ihre Wirtschaft in relativ kurzer Zeit zu liberalisieren, wie in Abbildung B zu sehen ist.
Abbildung B: Transformationsbedingter Anstieg wirtschaftlicher Freiheit in idiosynkratischen und postsowjetischen Reformländern
- Hinweis zu Abbildung B: Die durch gepunktete Linien dargestellten Veränderungen für Estland und Georgien sind Ableitungen. Die gepunkteten Linien beginnen zum Zeitpunkt der Marktreformen und enden mit der Verfügbarkeit erster Daten zur wirtschaftlichen Freiheit (6,2 für Estland und 7,1 für die Republik Georgien). Estland erlangte seine Unabhängigkeit während des Zusammenbruchs der Sowjetunion Anfang der Neunzigerjahre und ging direkt zum Marktliberalismus über, was einer bedeutenden positiven Veränderung entspricht. In der Republik Georgien brachte die Rosenrevolution Ende 2003 eine liberale Regierung an die Macht, auch dies ein bemerkenswerter Wandel zum Besseren. Wir gehen davon aus, dass die wirtschaftliche Freiheit in beiden Ländern vor der Einführung von Marktreformen gering war, daher haben wir für beide Länder einen indikativen Startwert von null angenommen. Nimmt man einen höheren Ausgangswert für die wirtschaftliche Freiheit dieser Länder an, zum Beispiel zwei oder drei, bliebe die Aussage der Abbildung unverändert: Bestimmte Länder haben einen Zuwachs an wirtschaftlicher Freiheit erfahren.
In Abbildung C wird dagegen deutlich, dass wirtschaftliche Freiheit auch wieder verloren gehen kann. In mehreren sehr liberalen Ländern sind die Werte zum Teil dramatisch gesunken, zum Beispiel in Argentinien, Ägypten und in Venezuela. Die wirtschaftliche Freiheit eines Landes kann also sowohl steigen als auch fallen, doch kein Land scheint jemals den Höchstwert zu erreichen. Warum?
Abbildung C: Freiheitsgewinne sind nicht unumkehrbar
Über den Autor