Finanzexperte Marshall Stocker
Demokratie und Geldanlage
Aktualisiert am 04.06.2021 - 14:31 Uhr
Marshall Stocker ist Portfoliomanager bei der Investmentgesellschaft Eaton Vance. Foto: Eaton Vance
Je besser die Demokratie, desto höher die Renditen, könnte man meinen. Doch weit gefehlt: Tatsächlich hat sich der Einfluss des Systems auf Wirtschaftspolitik und Investitionsbedingungen verändert. Das zeigt Marshall Stocker von der Investmentgesellschaft Eaton Vance in einer Länderanalyse.
Die Ergebnisse bestätigen auch Stocker (2016), der eine wahrscheinliche Korrelation zwischen Bankenkrisen und einer Abnahme wirtschaftlicher Freiheit feststellt. In bestimmten Regressionen korrelieren eine höhere ethnische Fraktionierung und eine größere Einkommensungleichheit auch mit einer Zunahme wirtschaftlicher Freiheit. Beide Ergebnisse stehen wahrscheinlich im Widerspruch zu gängigen A-priori-Theorien.
Abbildung G: Regressionsanalyse der Daten aller Länder (2000 bis 2017)
Zwischen 2000 und 2017 sind alle drei Variablen für politische Institutionen signifikant. Größere politische Freiheit und Bürgerrechte korrelieren mit einer Zunahme der wirtschaftlichen...
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Die Ergebnisse bestätigen auch Stocker (2016), der eine wahrscheinliche Korrelation zwischen Bankenkrisen und einer Abnahme wirtschaftlicher Freiheit feststellt. In bestimmten Regressionen korrelieren eine höhere ethnische Fraktionierung und eine größere Einkommensungleichheit auch mit einer Zunahme wirtschaftlicher Freiheit. Beide Ergebnisse stehen wahrscheinlich im Widerspruch zu gängigen A-priori-Theorien.
Abbildung G: Regressionsanalyse der Daten aller Länder (2000 bis 2017)
Zwischen 2000 und 2017 sind alle drei Variablen für politische Institutionen signifikant. Größere politische Freiheit und Bürgerrechte korrelieren mit einer Zunahme der wirtschaftlichen Freiheit, und dies im Großen und Ganzen in allen Ländern. Eine Analyse bestimmter Teilmengen von Ländern mit hoher und geringer wirtschaftlicher Freiheit deuten jedoch darauf hin, dass der Einfluss der Demokratie nicht in jedem Fall positiv ist (Abbildung H). Ausgeprägte Bürgerrechte korrelieren mit wachsender wirtschaftlicher Freiheit, sowohl in liberaleren als auch in weniger liberalen Ländern (-9,71e3 bzw. -6,91e-3, außerdem die Quadranten I und II in Abbildung J).
Demokratie (Freedom House Political Rights) hilft Ländern mit geringer wirtschaftlicher Freiheit, diese zu erhöhen (-5,47e-3 und Quadrant III in Abbildung J). In Ländern mit hohen Ausgangsniveaus wirtschaftlicher Freiheit scheint der Einfluss von Demokratie (Polity2) dagegen negativ (-5.39e-3, Abbildung H, außerdem Quadrant IV in Abbildung J).
Auch der Polity2-Koeffizient (β1) liegt in Ländern mit hoher wirtschaftlicher Freiheit mit - 5,39e-3 (Abbildung H) deutlich über dem Durchschnitt aller Länder von 7,86e-4 (Abbildung G). Der Einfluss der Demokratie ist also in Ländern mit hoher wirtschaftlicher Freiheit größer und korreliert mit einer Abnahme wirtschaftlicher Freiheit.
Abbildung H: Regression von Teilmengen - Länder mit viel und wenig wirtschaftlicher Freiheit (2000 bis 2017)
∆ Economic Freedom (%)i,t= α+β1 Political Institutioni,t+ β2 EFi,t-1+ β3 Log [GNI/Capita]i,t-1+ β4Crisisi,t+ β5EthnoFractioni,t + β6GINIi,t+ β7Energy Exporteri,t+ ε
Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass sich die Rolle der Demokratie im Laufe der Zeit verändert hat. In Ländern mit anderen politischen Systemen beschleunigte die Demokratie vor dem Jahr 2000 den Ausbau wirtschaftlicher Freiheit.
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