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Aktualisiert am 26.02.2020 - 12:29 Uhrin Aktuelle DepotberichteLesedauer: 10 Minuten

Depotstände Januar 2020 ETF-Wetten: Die Hoffnung stirbt zuletzt

Was haben die Stiftung Warentest, Digital-Broker wie Scalable Capital, der Münchner Honorarberater Gerd Kommer, Börsen-Professor Martin Weber, Morningstar-Chefredakteur Ali Masarwah, „Finanztip“-Macher Hermann-Josef Tenhagen und unzählige Wirtschafts-Journalisten von „FAZ“ über „Focus“ bis „Welt“ gemeinsam? Sie alle dürfen sich nach Abschluss des Anlagejahres 2019 in ihrer Meinung bestätigt fühlen, dass börsengehandelte Indexfonds – kurz ETFs – für private Anleger die beste Möglichkeit sind, an den Kapitalmärkten langfristig das Beste fürs eigene Depot herauszuholen. MSCI World plus 31 Prozent, S&P 500 plus 34 Prozent, Dax plus 25 Prozent – die breite Masse der aktiv verwalteten Fonds konnte da wieder einmal nicht mithalten. Weltweit anlegende Aktienfonds etwa kamen im Durchschnitt nur auf 26 Prozent, Fonds mit deutschen Standardwerten auf 24 Prozent.

Selbst im Anleihe-Bereich können sich die Ergebnisse der Indexfolger sehen lassen. Der iShares Euro Aggregate Bond etwa, ein von Blackrock angebotenes Abbild des Barclays Euro Aggregate Bond Index aus europäischen Staats- und Unternehmensanleihen, schaffte 2019 einen Wertzuwachs von 5,8 Prozent. Der durchschnittliche aktiv gemanagte europäische Rentenfonds landete bei 4,4 Prozent. Die Differenz von 1,4 Prozentpunkten entspricht in etwa den höheren laufenden Kosten, die das aktive Management mit sich bringt. Zumindest von dieser Warte aus betrachtet haben ETF-Fans also alle Argumente auf ihrer Seite.

Wie um alles in der Welt kommt man also auf die Idee, eine Wette gegen die „Wunderwaffe für Kleinanleger“ („Focus Money“) anzubieten? Und das auch noch über einen Zeitraum von zehn Jahren, in dem sich der Kostenvorteil für die passiven Produkte potenziert? Genau das nämlich hat DAS-INVESTMENT-Kolumnist Egon Wachtendorf im Dezember 2016 getan. Wachtendorf glaubt, dass ein mit dem iShares MSCI World und dem bereits genannten iShares Euro Aggregate Bond bestücktes Depot bis Ende 2026 schlechter abschneidet als ein 50/50-Mix der beiden Mischfonds Carmignac Patrimoine und Nordea Stable Return. Christian Kirchner, langjähriger „Capital“-Kolumnist (heute: finanz-szene.de) und ETF-Fan, hält dagegen.

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Für Wachtendorf ist klar: Wenn die seit 2008 fast kontinuierlich gesunkenen Zinsen an den europäischen Rentenmärkten über einen längeren Zeitraum auf der Stelle treten, verfliegt der Reiz eines Anleihe-ETF recht schnell. Bei steigenden Zinsen verkehrt er sich sogar ins Gegenteil, denn die im Portfolio gehaltenen Papiere rutschen dann ins Minus. Aktiv gemanagte Fonds können gegensteuern, indem sie die Laufzeit der gehaltenen Anleihen reduzieren oder über entsprechende Finanzinstrumente sogar von dem neuen Szenario profitieren.

Auf der Aktienseite wiederum hat der ETF auf den MSCI World auch deshalb so viel Schwung, weil er zu mehr als 60 Prozent aus US-Titeln wie Apple, Microsoft oder Facebook besteht. Sollte es an der Wall Street einmal nicht mehr wie geschmiert laufen, dürften aktive Fondsmanager dem Index schnell seine Grenzen aufzeigen. Beides zusammen würde den Nachteil der höheren Gebühren mehr als aufwiegen.

Dumm nur für Wachtendorf: Keine der beiden Annahmen ist bislang eingetreten. Ganz im Gegenteil. Die Politik der Europäischen Zentralbank hat die Zinsen, obwohl bereits im Dezember 2016 nahe Null, noch weiter nach unten getrieben. Und New York gehört nach wie vor zu den heißesten Plätzen der Finanzwelt. So hat sich der Wert der Apple-Aktie 2019 mehr als verdoppelt, Microsoft und Facebook konnten jeweils mehr als 60 Prozent zulegen.

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