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Vermögensverwalter meint Der Aktien-Boom setzt sich fort

Börse in New York
Börse in New York: Im Herbst könnte es zu einer Korrektur an den Aktienmärkten kommen. | Foto: Imago Images / UPI Photo

Warum existieren eigentlich so viele verschiedene Ansichten über die Finanzmärkte und über die Frage, ob man Aktien nun besser kaufen oder verkaufen soll? Ein wesentlicher Faktor ist das, was Experten „Zeit-Fraktale“ nennen. Das bedeutet: Nicht jeder Anleger operiert auf der gleichen Zeiteinheit und mit der gleichen Ausstattung. Pensionsfonds oder Versicherungen denken bei Auswahl und Kauf-Timing langfristig und müssen große Volumen erwerben bzw. auf den Markt bringen, ohne sich die Preise „kaputtzumachen“. Vermögensverwalter wiederum orientieren sich eher mittel- bis langfristig und achten eventuell auch auf jüngere Trends. Viele Privatanleger indes sind eher nervösen Gemüts und tendieren bereits zum Verkauf, wenn 10 Prozent Gewinn angefallen sind.

Um Klarheit zu schaffen, ist es daher wichtig, die langjährige Aktien-Hausse richtig einzuordnen. Dazu nehmen wir den weltweit tonangebenden US-Aktienindex S&P 500. Phase 1 startete 2009 mitten aus der Verzweiflung und endete im Herbst 2018 in einem Gefühl von „Das könnte ewig so weitergehen“. Diese neun Jahre unterteilten sich in drei größere Aufwärts-Zyklen, unterbrochen von zwei kleinen Abschwüngen. Die Aufschwünge reichten von Anfang 2009 bis Anfang 2011, von Ende 2011 bis Mitte 2015 und von Anfang 2016 bis Ende 2018.

Nach diesen insgesamt fünf Teil-Phasen, die wir zusammen als Phase 1 fassen, kam es zu einem größeren Bärenmarkt (Phase 2), der zuerst nicht wie einer aussah: Er reichte vom Herbst 2018 bis zum Frühjahr 2020 und hatte die Form eines Megafons mit höheren Hochs und tieferen Tiefs. Doch spätestens als sich der DAX am Ende von Phase 2 halbierte und der S&P 500 über 30 Prozent verlor, wurde allen klar: Jetzt ist erst mal „Schluss mit lustig“.

Doch was geschah dann? Wie Phoenix aus der Asche schnellten die Indizes hoch und überwanden mit Leichtigkeit die vorherigen Hochpunkte. Vorher blickten sie kurz zurück und bestätigten die Hochs aus 2018 als Unterstützung. Das sind die klassischen Kriterien eines sehr starken und stabilen Aufwärtstrends. Doch anders als in Phase 1, jener Phase, die aus der Verzweiflung heraus begann, haben die Indizes jetzt viel mehr „Wumm“ nach oben, weil – Sie wissen es bereits – mit Phase 3 die stärkste Phase des gesamten Bullenmarktes seit 2009 begonnen hat. Es ist die Phase, in der die Aktienmärkte die Welt über Jahre in Staunen versetzen werden.

Wenn wir uns nun an die Zeit-Fraktale erinnern, taucht eine Frage auf: Wo befindet sich der S&P 500 aktuell? Die Antwort, die in der Vorschau nie exakt gegeben werden kann, lautet: Wir sind in der Mitte beziehungsweise nicht weit vor dem Ende der Teil-Phase 1 der langjährigen Phase 3, analog zu 2009 bis 2011. Das bedeutet: Vor uns liegen vermutlich noch ein paar Wochen mit netten Zugewinnen. Darauf deuten die kleinen Aktien hin, die in einer echten Phase 3 zwingend mit von der Partie sein müssen und es auch sind. Sie stehen unseres Erachtens kurz vor dem letzten Aufschwung in dieser Teil-Phase 1. Geht alles mit rechten Dingen zu, wird der S&P 500 nach einer kurzen Verschnaufpause folgen.

Die nächste Korrektur 

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Ist dieser letzte Aufschwung der Teil-Phase 1 vorüber, wird es, wohl im Herbst, zu einer nennenswerten Korrektur kommen (Teil-Phase 2 der Phase 3). Diese könnte zwei bis drei Monate andauern und zu einem Rückgang von 10 Prozent, schlimmstenfalls 20 Prozent führen. Doch nach allem, was Sie bisher erfahren haben, wissen Sie jetzt sicher, dass sich an diese Phase die Teil-Phase 3 anschließen wird. Und diese Teil-Phase 3 wird die stärkste Phase in der stärksten übergeordneten Phase 3 sein.

Es wäre daher fahrlässig, ja selbstschädigend, wenn Sie wegen dieser Korrektur ihre Aktien kopflos veräußern würden. Weitaus sinnvoller dürfte es sein, die Aktienquote – falls dies zu Ihrem Risikoprofil passt – weiter zu erhöhen, um optimal davon zu profitieren. Wenn sich die Geschichte wiederholt oder zumindest reimt, dürften Sie es nicht bereuen.


Stephan Albrech,
Foto: Albrech & Cie.

Über den Autor:

Stephan Albrech ist Vorstand der Albrech & Cie. Vermögensverwaltung aus Köln.

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