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Der Anlegerpsyche ein Schnippchen schlagen

Mit einfachen Regeln zu mehr Rendite: Mathias Kramer ist Geschäftsführer der Valorvest.
Mit einfachen Regeln zu mehr Rendite: Mathias Kramer ist Geschäftsführer der Valorvest.
Mathias Kramer ist Geschäftsführer der Valorvest Vermögensverwaltung und Dozent für Portfoliomanagement an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Mannheim.

„Kaufe ich besser RWE- oder e.on-Aktien?“ oder „Sollte ich bei BASF jetzt Kursgewinne mitnehmen?“ So oder so ähnlich laufen täglich unzählige Gespräche von Anlegern mit ihren Anlageberatern ab. Es sind Fragestellungen der Einzelwerteselektion beziehungsweise des idealen Timings. Natürlich sind diese Aspekte bei der Anlage in Wertpapiere und insbesondere in Aktien von Interesse.

Sie sollten jedoch erst am Ende eines mehrstufigen Prozesses, der zum optimalen anleger-individuellen Portfolio führt, stehen. Zu allererst ist zu klären, wie hoch der kurz-, mittel- und langfristige Liquiditätsbedarf des Investors ist und welche Anlagen im Rahmen eines Wertpapierportfolios überhaupt abgedeckt werden sollen. So sind beispielsweise Anlagen in Immobilien oder Edelmetalle innerhalb eines Wertpapierdepots möglich; können aber auch durch eine eigengenutzte oder vermietete Immobilie oder die Verwahrung physischer Edelmetalle im Bankschließfach oder heimischen Tresor abgedeckt werden.

Die Schlüsselposition für den langfristigen Anlageerfolg kommt der Aufteilung in chancenorientierte und sicherheitsorientierte Wertpapiere zu. Regelmäßig werden im Rahmen von Wertpapierportfolios hierbei insbesondere Anlagen in Aktien beziehungsweise in festverzinsliche Wertpapiere, sogenannte Anleihen getätigt.

Diese fundamentale Entscheidung über die Aufteilung der Anlagesumme wird oft anhand Jahrzehnte umfassender Wertentwicklungszahlen getroffen. Wenn auch die letzten zwölf Jahre ein anderes Bild zeigen, waren Aktien in der Historie renditemäßig die attraktivere Assetklasse und werden daher gern als wesentlicher Depotbaustein empfohlen. Dies ist für längerfristig ausgerichtete Investments sicherlich richtig und erfolgversprechend; aber nur wenn man seine Aktienanlage diszipliniert verfolgt.

Natürlich muss die Aktienquote bei wesentlichen Veränderungen der persönlichen Lebensumstände des Anlegers an diese angepasst werden. Solange sich hieraus jedoch kein strategischer Anpassungsbedarf ergibt, bedeutet ein diszipliniertes Vorgehen, die gewählte Aktiengewichtung im Zeitablauf beizubehalten. Was einfach klingt, wird in der Praxis aber nur selten befolgt. In negativen Marktphasen werden Anlegern plötzlich die Risiken von Aktien übermäßig bewusst und der Wunsch nach einer sichereren Anlage steigt.

Oftmals werden dann nach heftigen Kursrückgängen Aktienpositionen in Festgeldanlagen oder Anleihen umgeschichtet und somit die erlittenen Kursverluste festgeschrieben. Stabilisiert sich die Situation an den Märkten, steigen die Aktienkurse wieder. Nun rücken wieder die Chancen in das Zentrum der subjektiven Wahrnehmung und nach den erfolgten Kursanstiegen wird die persönliche Aktienquote durch Käufe wieder erhöht. Es scheint plausibel, dass ein derartiges Vorgehen langfristig nicht erfolgreich sein kann.

Kapitalmarktdaten zeigen jedoch, dass eine Mehrheit insbesondere privater Anleger genau diesem Verhaltensmuster erliegt: in steigenden Marktphasen verzeichnen Aktienfonds wachsende Kapitalzuflüsse, während nach Kursrückgängen die Kapitalabflüsse am stärksten sind.
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