LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in Sparen & PortfolioLesedauer: 4 Minuten

Der Anlegerpsyche ein Schnippchen schlagen

Seite 2 / 2


Welche Auswege gibt es aus diesem psychologischen Dilemma, das die langfristige Performance des Wertpapierdepots massiv mindert?

Erstens sollte sich die Höhe der Aktienquote nicht primär an der Frage orientieren, welche langfristige Rendite mit der Anlage erzielt werden soll, sondern daran, welche kurzfristigen Kursrückschläge auftreten dürfen. Dieses Vorgehen wird zwar tendenziell zu einer niedrigeren Aktienquote führen; allerdings zu einer Aktienquote, mit der man sich auch in negativen Marktphasen wohl fühlt.

Da Kundengelder, die in Aktienprodukten investiert sind für Banken aber meist höhere Margen abwerfen, als Gelder, die in Tagesgeldern oder Anleihen angelegt sind, wird dieser Ansatz in der Praxis nur selten verfolgt. Auch das aus einer zu hohen Aktienquote resultierende Verhalten (Verkauf nach Kursrückgängen und Rückkauf nach Kursanstiegen) ist durchaus im Interesse der Banken, die von diesen Umschichtungen in Form von Transaktionskosten profitieren.

Zweitens sollte die auf die Lebensumstände des Investors abgestimmte Aktienquote tatsächlich im Zeitablauf beibehalten werden. Dies bedeutet in der Praxis, das genaue Gegenteil der psychologisch getriebenen Anleger zu tun: nach Kursrückgängen müssen Aktien zugekauft werden, um die durch den Rückgang reduzierte Aktienquote wieder auszugleichen. Nach Kursanstiegen wird die Aktienquote durch Gewinnmitnahmen wieder auf die Zielgröße reduziert.

Dieses Vorgehen steht mit einem der Leitsätze von Warren Buffet im perfekten Einklang: „Seien Sie ängstlich, wenn die Welt gierig ist und seien Sie gierig, wenn die Welt ängstlich ist.“ Sich derart gegen die eigene Anlegerpsyche (und die Masse der Investoren) zu verhalten, fällt schwer. Hier kann die Delegierung der Verwaltung des Wertpapierdepots an einen unabhängigen Vermögensverwalter Abhilfe schaffen. Dieser agiert im Vergleich zum Bankberater nicht nur frei von den Interessenskonflikten, die sich aus dessen Vertriebsvorgaben ergeben, sondern auch mit einer längerfristigen disziplinierten Ausrichtung.

Jetzt ist ein guter Zeitpunkt sich mit der persönlichen Aufteilung seines Depots auseinander zu setzen und Entscheidungen aus der Vergangenheit zu korrigieren. Nach dem etwa dreißigprozentigen Anstieg des deutschen Aktienindexes DAX seit September 2011 ist es heute weniger schmerzhaft eine eventuell zu hohe Aktienquote, mit der man sich in negativen Marktphasen unwohl fühlt, zu korrigieren. Außerdem stünde man heute vielleicht sogar kurz vor dem „typischen“ Verhaltensmuster, sich durch die positive Marktentwicklung der letzten Monate zu Neuengagements hinreißen zu lassen.

Eine diszipliniert beibehaltene individuelle Anlagestrategie ist der Grundstein für den langfristigen Anlageerfolg und verzeiht auch manche falsch getroffene Selektions- oder Timingentscheidung.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion