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Deloitte-Chefökonom Alexander Börsch
Jobs mit Zukunft
Alexander Börsch

Alexander Börsch ist Chefökonom und Research-Leiter bei Deloitte Deutschland. Foto: Deloitte
Was vor einigen Jahren noch unvorstellbar war, ist heute Realität: Maschinen werden immer schlauer und können menschliche Arbeitskraft ersetzen. Welche Jobs besonders betroffen sind und wie der Arbeitsmarkt im Jahr 2035 aussehen könnte, erklärt Deloitte-Chefökonom Alexander Börsch in seinem Gastbeitrag.
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Die tiefe Corona-Rezession hatte bisher begrenzte Auswirkungen auf den deutschen Arbeitsmarkt – dem Kurzarbeitergeld und anderen Stützungsmaßnahmen sei Dank. Ob dies nach dem Ende der Pandemie so bleibt, ist ungewiss und wird entscheidend davon abhängen, wie tief die Narben der Krise in der Wirtschaft reichen und wie schnell sie verheilen werden.
Neben den Pandemie-Auswirkungen wird der Arbeitsmarkt auf längere Sicht mit zwei strukturellen Einflüssen zu kämpfen haben: der Automatisierung und einer sich wandelnden Nachfrage nach Jobs. Vor allem die Automatisierung war vor der Corona-Krise eine Quelle vielfältiger Befürchtungen. Verschiedene Studien haben versucht abzuschätzen, wie viele Jobs die digitalen Technologien ersetzen können oder werden.
Die Bandbreite der Schätzungen ist dabei nicht gerade klein. Ursprünglich ging der bahnbrechende Beitrag von Frey und Osborne aus dem Jahr 2013 davon aus, dass für 47 Prozent der Jobs in den USA eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, in den nächsten zehn bis 20 Jahren automatisiert zu werden. Die OECD andererseits geht für die USA beispielsweise von einer sehr viel niedrigeren Zahl von nur 10 Prozent wegfallender Jobs aus. Die Schätzungen für Deutschland bewegen sich in einer ähnlichen Bandbreite. Allerdings verstellt der alleinige Fokus auf das technologische Automatisierungspotenzial für Berufe einen umfassenden Blick auf die künftigen Veränderungen der Arbeitsmärkte, und zwar aus drei Gründen:
- Erstens bestehen Berufe aus einzelnen Tätigkeiten, die ein unterschiedliches Ersetzbarkeitspotenzial aufweisen. Für einen CEO bedeutet Künstliche Intelligenz (KI), dass die Informationsbeschaffung und -verarbeitung stärker automatisiert werden kann und damit ein Teil der Arbeitszeit frei wird; die KI ist allerdings nicht in der Lage, Mitarbeiter zu motivieren oder Führungskräfte zu ernennen und wird das wohl auch in Zukunft nicht können. Deswegen betrifft Automatisierung selten Berufe als Ganzes, sondern vor allem Teile davon. Dadurch kann im besten Fall mehr Zeit für andere Tätigkeiten aufgewendet werden, die einen potenziellen Mehrwert schaffen, so dass sich Berufe zwar verändern, aber nicht obsolet werden.
- Zweitens sind digitale Technologien ein Sammelbegriff für viele verschiedene Technologien, deren Auswirkungen sich je nach Berufsgruppen unterscheiden. Robotics hat für Monteure große Bedeutung, für Wissensarbeiter hingegen weniger, während es im Falle von Machine Learning genau umgekehrt ist.
- Und drittens: Wie sich der Arbeitsmarkt in Zukunft entwickelt, hängt nicht alleine von der Automatisierung bestehender Berufe ab, also vom Wandel auf der Angebotsseite des Arbeitsmarktes. Die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen – und damit indirekt die nach bestimmten Berufen – spielt eine ebenso zentrale Rolle. Und diese Nachfrage auf Konsumseite wird in der kommenden Dekade vor allem von der Alterung der Gesellschaft geprägt sein.
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