Milliarden-Märchen am Main Der Aufstieg der deutschen Fondsindustrie
Die deutsche Fondsbranche ist vielfältig und komplex, und doch lässt sie sich in einer Zahl zusammenfassen: 3,6 Billionen Euro. Das ist die Summe, die hierzulande in Investmentfonds angelegt ist. Eine gewaltige Zahl mit zwölf Nullen, die Deutschland zum mit Abstand wichtigsten Markt der Europäischen Union und zum zweitgrößten der Welt nach den USA macht. Nicht minder beeindruckend ist das Wachstum: Zehn Jahre zuvor wurde in Deutschland mit 2,1 Billionen Euro noch 40 Prozent weniger Vermögen verwaltet.
Wem diese Zahlen zu abstrakt sind, der kann diese Erfolgsgeschichte auch mit eigenen Augen sehen. Man muss nur nach Frankfurt am Main fahren, dem Herz der hiesigen Finanzindustrie, und den Blick über die Skyline der Metropole schweifen lassen. Immer höher streben die Wolkenkratzer, als wollten sie die finanzielle Entwicklung physisch mit Stahl und Glas nachzeichnen. Jede Etage dieser bei Tag glänzenden und bei Nacht leuchtenden Türme erzählt die Geschichte von Wachstum und Prosperität einer Branche, die im vergangenen Jahrzehnt allen Krisen und Umbrüchen zum Trotz im Schnitt um 8,4 Prozent zulegte.
Die größten Akteure der Fondsbranche
Wie eng diese Industrie mit unserem Alltag verbunden ist, zeigt eine weitere Zahl: Inzwischen legen in Deutschland laut Angaben des Fondsverbandes BVI 50 Millionen private und institutionelle Investoren ihr Geld in Fonds an - entweder direkt, indem sie Anteile von Publikumsfonds für ihr eigenes Depot erwerben, oder indirekt, indem sie in Lebensversicherungen oder die betriebliche Altersvorsorge einzahlen.
Das macht die Fondsbranche nicht nur zum Rückgrat der Altersvorsorge, sondern auch zum Wirtschaftsmotor der Nation. An ihr hängen nicht nur zigtausende Jobs, sondern auch die Aktienkurse der größten Unternehmen des Landes. An Volkswagen halten institutionelle Anleger etwa 15 Prozent der Anteile.
Doch wer genau sind die Akteure, die sich hinter diesen Zahlen verbergen? Der Vermögensverwalter Blackrock, 1988 in New York gegründet, thront an der Spitze. Als weltweit größter Asset Manager verwaltet die Investmentgesellschaft einer Studie des Thinking Ahead Instituts von Willis Towers Watson zufolge 8,03 Billionen Euro (8,6 Billionen US-Dollar). Vanguard behauptet seit zehn Jahren den zweiten Platz, verwaltet derzeit gut 7,17 Billionen Euro. Die Bronzemedaille geht zum dritten Mal in Folge an Fidelity, das Unternehmen verwaltet derzeit knapp 3,45 Billionen Euro. Erst auf Rang sieben landet mit 2,13 Billionen Euro der erste Vermögensmanager aus Deutschland - die Allianz.
Der Wettbewerb wird größer
Billionen über Billionen. Dabei hat hierzulande alles einmal ganz überschaubar angefangen. Es war der 18. August 1950, an eine Skyline war in Frankfurt noch nicht zu denken, als der erste deutsche Mischfonds namens Fondra durch den nur ein Jahr zuvor gegründeten Fondsanbieter Adig (Allgemeine Deutsche Investment-Gesellschaft) aufgelegt wurde. Kurz danach, am 30. Oktober 1950, legte die Adig auch den ersten Aktienfonds auf, den Fondak.
Wie so oft in der Wirtschaftsgeschichte ging der Pionier jedoch nicht als Sieger vom Platz: 2002 wurde die Adig mit der Cominvest Asset Management verschmolzen, wenige Jahre zuvor hatte die Commerzbank bereits die Mehrheit an der Adig erworben.
Heute mangelt es nicht an Wettbewerb. In Deutschland gibt es derzeit rund 700 im Markt aktive Fondsgesellschaften, die Bandbreite erstreckt sich von der unabhängigen Fondsboutique bis hin zur konzerneigenen Banken- oder Versicherungstochter. Allein die Zahl der in Deutschland zum Vertrieb zugelassenen Boutiquenfonds liegt im Herbst 2023 bei 1.041.
Ein neuer Blick auf die deutschen Finanzberater
Der wesentliche Vertriebskanal für Fonds sind bis heute freie Finanzberater (sogenannte IFA, die Abkürzung steht für Independent Financial Advisor). Diese sind meist in einem Maklerpool gebündelt. Einer der größten Maklerpools und Infrastrukturdienstleister für unabhängige Finanz- und Versicherungsvermittler in Deutschland ist Fondsnet. Das von der Firmengruppe betreute Volumen liegt bei 32 Milliarden Euro, rund 20 Milliarden Euro davon fallen in die Auswertung der Vermittlerdaten.
Fondsnet hat seinen Sitz in Erftstadt, etwa 30 Bahn-Minuten von Köln entfernt (Zeit ohne Verspätung der Bahn gerechnet) und ist Teil der Reuss Private Group. Diese beschäftigt 170 Mitarbeiter. Das Unternehmen arbeitet mit mehr als 1800 Vertriebspartnern und 10.000 Sub-Brokern, also indirekt angebundenen Vermittlern, zusammen.
Im Rahmen einer exklusiven Zusammenarbeit mit DAS INVESTMENT erlaubte der Maklerpool erstmals einen umfassenden Blick tief in seinen Maschinenraum. Dabei entstand das Projekt „Fondsatlas“, indem wir unter anderem dem Verhältnis von Männern und Frauen in der Finanzberatung auf den Grund gehen, den Beziehungen zwischen Beratern und Kunden, der Entwicklung der Fondsvolumen, Koppelkäufen und Risiko-Faktoren der vermittelten Fonds, der Altersstruktur der Makler und einiges mehr.
Ausgewertet wurden mehr als 600.000 aktive Konten. So tief hat sich noch kein Maklerpool in die Daten schauen lassen, was neue, hochspannende Einblicke in den Markt der deutschen Finanzberater ermöglicht.
In den kommenden Wochen können sich unsere Leserinnen und Leser unter der Rubrik „Fondsatlas“ also auf viele neue Erkenntnisse freuen. Wenn Sie keinen der Artikel verpassen wollen, folgen Sie uns auf Linkedin, registrieren Sie sich für unseren kostenlosen Newsletter oder schauen Sie regelmäßig auf unserer Website vorbei.