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Auf 40 Werte aufgestockt Der Dax auf dem Weg zu mehr Qualität

Dax-Chart im Besucherzentrum der Deutschen Börse
Dax-Chart im Besucherzentrum der Deutschen Börse: Im September wird aus dem Dax 30 der Dax 40. | Foto: imago images / Patrick Schreiber

Die Richtung stimmt. In diesem Jahr hat der Dax bereits drei Tausender-Schwellen überschritten und rund 17 Prozent zugelegt. Die erste Veröffentlichung des Index datiert vom 1. Juli 1988 und zeigte einen Indexstand von 1.163,52 Punkten. Der Dax misst die Wertentwicklung der 30 größten und liquidesten Unternehmen des deutschen Aktienmarkts und repräsentiert rund 80 Prozent der Marktkapitalisierung börsennotierter Aktiengesellschaften in Deutschland. Er wird sowohl als Performance- als auch als Kursindex veröffentlicht. Beim Performanceindex werden die Dividenden der im Dax enthaltenen Unternehmen rechnerisch reinvestiert. Beim Kursindex dagegen bleiben die Dividenden unberücksichtigt.

Der Dax gilt als vertrauenswürdiger Indikator

In der Fernsehsendung „Börse vor acht“ wird seit November 2000 börsentäglich um 19:55 Uhr die Entwicklung des Performanceindex ausgestrahlt. Für viele Deutsche ist der Dax damit zu einem bekannten Synonym für die Entwicklung des Aktienmarktes geworden. Der Index gilt vielen Anlegern als vertrauenswürdiger Indikator für die Entwicklung am deutschen Finanzmarkt. Immer wenn eine neue Tausender-Marke geknackt wird, fragen sich Anleger, wie lange das noch so weiter gehen kann. Ist der Dax nicht viel zu teuer, die deutschen Aktien gnadenlos überbewertet? Immerhin hat sich der Index seit seiner Gründung versechzehnfacht. Leider verzerrt die Darstellung als Performanceindex die Entwicklung. Nur wer vom ersten Tag dabei war, hat diese Wertentwicklung wirklich erzielt.

Aussagekräftiger ist der Kursindex

Wesentlich aussagekräftiger und für Investoren besser geeignet ist der in der Öffentlichkeit kaum bekannte Kursindex. Dieser berücksichtigt ausschließlich die Kurse und lässt die Dividenden der Vergangenheit außen vor. Vergleicht man die beiden Indizes, so zeigt sich Erstaunliches. Denn, obwohl beide vor 30 Jahren bei 1.000 Zählern gestartet sind, haben sie sich über die Jahre meilenweit voneinander entfernt.

Während der Performanceindex um die 16.000 Punkte notiert, liegt der Kursindex aktuell gerade einmal bei um die 6.700 Punkte. Zwar mittlerweile auch ein Rekordniveau, allerdings erreichte der Kursindex schon um die Jahrtausendwende ein Niveau von fast 6.300 Punkte. Der Performanceindex lag damals um die 8.000 Punkte, hat sich also innerhalb der letzten 20 Jahre verdoppelt, wogegen beim Kursindex nur 400 Punkte dazu gekommen sind. Die Differenz zwischen den beiden Werten wurde über die Jahre über Dividenden erzielt. Es zeigt anschaulich, wie wichtig das langfristige Engagement bei Aktien ist.

Der Dax 30 ist bald Geschichte

Die durchschnittliche Wertentwicklung des Kursindex liegt damit bei rund 6 Prozent pro Jahr. Berücksichtigt man die Inflation seit Start des Dax – sie betrug über die vergangenen drei Jahrzehnte im Schnitt rund 2 Prozent –, so liegt der jährliche reale Wertzuwachs deutscher Aktien seither nur noch bei etwas über 4 Prozent. Das ist solide, aber eine Kursexplosion sieht hoffentlich anders aus. Ein Grund für die eher beschauliche Wertentwicklung des Dax ist seine Zusammensetzung. Er enthält zu wenig Werte. 30 Aktien sind vermutlich nicht ausreichend, um die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt ordentlich abzubilden. Im September ist diese Zeit auch vorbei, der Dax 30 ist dann Geschichte. Er wird von 30 auf 40 Unternehmen erweitert. Eine kleine Revolution für einen Index, der seit Auflegung von hoher Kontinuität geprägt ist.

Konsequenzen aus dem Wirecard-Skandal

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Knapp die Hälfte der aktuell größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands ist seit den Anfangstagen im Dax vertreten. Immerhin zwölf Unternehmen sind seit 1988 noch dabei. Entweder in ihrer jetzigen Form oder über Vorgängerfirmen. Im September wird jetzt endlich aus dem Dax 30 der Dax 40. Zeitgleich schrumpft der M-Dax jedoch von 60 auf 50 Mitglieder.

Der Indexbetreiber, die Deutsche Börse, zieht damit Konsequenzen aus dem Wirecard-Skandal. Der Zahlungsdienstleister sorgte als Dax-Mitglied mit einem historischen Betrugsskandal für ein regelrechtes Desaster an der Deutschen Börse. Mitte 2020 stürzte die Wirecard-Aktie ab und viele Anleger verloren ihr Kapital. Obwohl Wirecard bereits Ende Juni 2020 Insolvenz anmeldete und offensichtlich insolvent war, musste das Unternehmen aus Aschheim bei München bis Ende August aufgrund bestehender Lücken im Regelwerk noch im Dax bleiben.

Verschärfung des Regelwerkes

Neben einer Verschärfung des Regelwerkes wurde auch die Erweiterung des Index beschlossen. So müssen Unternehmen seit Dezember 2020 vor der Aufnahme in den Dax mindestens zwei Jahre hintereinander ein positives Gewinnergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erwirtschaftet haben. Außerdem sind ab März 2021 alle Dax-Mitglieder dazu verpflichtet, Quartalsmitteilungen und testierte Geschäftsberichte zu veröffentlichen und das spätestens 90 Tage nach Ende des Geschäftsjahres. Die Frist kann einmalig um 30 Tage verlängert werden. Liegen nach Ablauf dieser keine Geschäftszahlen vor, fliegen sie automatisch aus dem Index. Diese Regelung gilt auch für den M-Dax, Tec-Dax und S-Dax.

Des Weiteren wird die Zusammenstellung des Dax in Zukunft gleich zweimal jährlich, im März und im September, überprüft. Bisher hat der Arbeitskreis Aktienindizes den deutschen Leitindex nur im September unter die Lupe genommen. Dabei wird nur noch die Marktkapitalisierung der frei handelbaren Aktien eine Rolle spielen.

Weniger schwankungsanfällig

Durch die Erweiterung auf 40 Titel erhoffen sich viele, dass der Index weniger anfällig für Schwankungen ist. Außerdem will die Deutsche Börse den Wandel in der Wirtschaft besser darstellen. Insbesondere sollen mehr Technologiewerte Einzug halten. Gerade diese Titel sorgen am US-Markt für die überragende Performance. Allerdings stellt sich die Frage, woher diese Unternehmen in Deutschland kommen sollen. Vergleichbare Unternehmen wie Amazon oder Apple sind in Deutschland rar gesät. Einig sind sich jedoch die meisten Beobachter, dass die Qualität der Firmen, die zukünftig im Dax gelistet sind, besser sein wird. Ansonsten gibt es beim Dax nicht viel Neues. Wobei die 16.000 Punkte auch schon wieder Geschichte sind.

Über den Autor: Markus Richert, CFP, ist Seniorberater Vermögensverwaltung bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln.

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