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Innovative Technologien Der digitale Entwicklungspfad wird zur Schnellstraße

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Eine finanzielle Revolution

Die außergewöhnliche Akzeptanz neuer Technologien hat das Potenzial, einigen der ärmsten und am wenigsten entwickelten Teilen der Welt einen starken wirtschaftlichen Impuls zu geben. Das liegt nicht zuletzt daran, dass dadurch all denen, die bislang keinen Zugang zu Banken hatten, Finanzierungsmöglichkeiten geboten werden. So haben zum Beispiel selbst in den größten lateinamerikanischen Volkswirtschaften zwischen einem Drittel und der Hälfte der Bevölkerung keinen Zugang zu einem Bankkonto. Und selbst dort, wo der Zugang innerhalb kürzester Zeit stark angestiegen ist, gibt es Mankos. In Indien stieg der Zugang zu Finanzmitteln dank der Bemühungen der Regierung schnell an – 2017 hatten 80 Prozent der Erwachsenen ein Konto –, aber die Abhängigkeit von Bargeld in der Wirtschaft ist immer noch groß. 

Die Bargeldnutzung dürfte überall zurückgehen, aber in den Schwellenländern wird dies ausgehend von einem höheren Niveau erfolgen. 2021 machte Bargeld 44 Prozent der Transaktionen im Nahen Osten und Afrika und 36 Prozent in Lateinamerika aus, im Vergleich zu gerade mal 11 Prozent in Nordamerika. Bis 2025 dürften diese Prozentsätze laut Worldpay Report jedoch auf 31, 24 beziehungsweise 6 Prozent sinken.

Auch digitale Finanzdienstleistungen erobern dank technologischer Innovationen im Finanzsektor, den sogenannten FinTechs, rasant den Markt. Und vieles davon geschieht über mobile Telekommunikation. Etwa 66 Prozent der Menschen ohne Bankenzugang besitzen ein Mobiltelefon. In Indonesien hat etwa die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung, rund 90 Millionen Menschen, keinen Zugang zum Bankensystem, aber 74 Prozent haben über Smartphones Zugriff auf das Internet. Somit haben sie neben dem Internetzugang auch Zugang zu mobilen Geldkonten. Die Internetdurchdringung ist in Afrika mit rund 29 Prozent der Bevölkerung im Jahr 2019 noch relativ gering, nimmt aber rasant zu. 

Und die digitale finanzielle Inklusion, die sich bisher auf die Ausgaben konzentriert hat, erstreckt sich nun auch verstärkt auf die Kreditvergabe. Digitale Kreditgeber kombinieren alternative Daten, die von Digital-Payment-Anbietern generiert werden, mit innovativen Algorithmen, um Bonitätsprüfungen durchzuführen und Kredite bereitzustellen.

Raus aus alten Mustern

In dieser neuen Welt treten Fintech und Big Tech an die Stelle der traditionellen Banken als Kreditgeber. Dezentrale Fintech-Plattformen ermöglichen es einzelnen Online-Kreditgebern, direkt mit Kreditnehmern zu interagieren, entweder in einem Peer-to-Peer-Kreditmodell oder auf einem Marketplace für Kredite. Und bei den verschiedenen Services besteht noch jede Menge Entwicklungspotenzial. Der chinesische Technologiekonzern Tencent zum Beispiel hat mit WeChat Pay in China eine Super-App und ein ganzes Ökosystem entwickelt, und Mercado Libre hat Lateinamerikas beliebteste E-Commerce-Website nach einem ähnlichen Ansatz aufgebaut.

Grafik 3: Mobile Money
Anzahl der mobilen Geldkonten pro 1000 Erwachsene, ungewichteter Durchschnitt

Quelle: Internationaler Währungsfonds und Pictet Asset Management. Daten per 31.12.2019

Digitale Präsenz bedeutet, dass diese neuen Finanzanbieter keine teuren Filialnetze unterhalten müssen. Auch wenn einige Banken schon begonnen haben, ihre Netze zu verkleinern, vor allem, weil die Kunden durch die zunehmende Nutzung von Online- und mobilen Kanälen deren Digitalisierungsziele beschleunigt haben, sind digitale Finanzunternehmen – sogenannte Challenger-Banken – klar im Vorteil. Diese „Herausforderer“ haben auch den Vorteil, dass sie nicht auf verkrustete IT-Systeme angewiesen sind. Herkömmliche Banken arbeiten meist mit Altsystemen, die häufig schlecht aufeinander abgestimmt sind. Im Gegensatz dazu haben digitale Startups mit einer sauberen, modernen IT-Plattform große Vorteile, sowohl beim Kundenservice als auch bei der Kosteneffizienz im Backoffice.

Einige Schwellenländerregierungen sind sich der Vorteile, die das Digital Banking mit sich bringt, nur allzu bewusst. So haben sich die Regulierungsbehörden in Brasilien bemüht, ihre Märkte für digitale Alternativen zu öffnen. Dies hat dazu geführt, dass die Zahl der Konten, die in dem Land seit 2019 eröffnet wurden, rasant gestiegen ist, während sich Mexiko – eine ähnlich funktionierende Volkswirtschaft, die jedoch keine derartigen Anstrengungen unternommen hat – weiterhin in einem deutlich langsameren Aufwärtstrend befindet. Auch in Indonesien haben die Behörden die Vorschriften angepasst, um Innovationen im Digital Banking zu fördern. Und immer häufiger werden die Schwellenländer selbst zur Quelle dieses neuen technologischen Know-hows. Kapstadt zum Beispiel ist heute das Cloud-Computing-Programmierzentrum von Amazon. 

Zusammen haben die verschiedenen alternativen Kreditquellen 2019 Kredite in Höhe von fast 800 Milliarden US-Dollar bereitgestellt, wobei sich 94 Prozent des Marktes auf China, die USA und Japan konzentrierten. Alternative Kredite verzeichnen jedoch überall im Schwellenländeruniversum ein schnelles Wachstum. So entfielen beispielsweise 6 Prozent des gesamten Kreditvolumens auf Kenia, 2,1 Prozent auf China, aber weniger als 1 Prozent auf führende Industrieländer.

Es gibt starke Anreize für digitale Startups, in die Märkte in den Schwellenländern einzusteigen – die dortigen Banken sind in der Regel deutlich rentabler als diejenigen in den Industrieländern. Das ist zum Teil auf den hohen Marktanteil der großen etablierten Unternehmen, insbesondere in Lateinamerika, zurückzuführen.

Andernorts nimmt die Nachfrage nach anderen digitalen Services, die auf digitale Finanzdienstleistungen angewiesen sind, in schnellem Tempo zu. So wächst der E-Commerce auf den Philippinen um 25 Prozent beziehungsweise auf Malaysia um 23 Prozent – UN-Angaben zufolge ist Asien die am schnellsten wachsende Region auf dem globalen E-Commerce-Markt, dort werden mehr als drei Viertel der Umsätze über Mobiltelefone erwirtschaftet.