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in Politik & GesellschaftLesedauer: 4 Minuten

Norbert Hagen über Währungen Der Dollar ist überbewertet

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Mittelfristig wichtiger für die Währungsentwicklung sind die jedoch Wachstumsraten der jeweiligen Volkswirtschaften. Mit der Rückkehr zur Normalität werden die BIP-Zahlen in Euroland für die Jahre 2021 und 2022 die der Vereinigten Staaten toppen können. Ein weiterer Aspekt darf nicht übersehen werden. Nach einem Jahrzehnt, wo das Zinsniveau des Euros für die stärkste Volkswirtschaft Deutschland zu niedrig und für die schwache südliche Peripherie regelmäßig zu hoch war, haben sich die Lohnstückkosten und damit die Produktivität in der Eurozone weitestgehend dem höheren Niveau Deutschlands angeglichen.

Daraus resultiert, dass das natürliche Zinsniveau unabhängig vom durch die EZB-Aktivitäten subventionierten derzeit höher läge als in den USA. Oder übersetzt in den Wechselkurs wären hier sogar Niveaus zum Ende der 10-er Jahre, also 1,35 bis 1,50 US-Dollar, potenziell möglich. 

Natürlich kann keine Notenbank eine allzu starke Währung wollen - eine schwächere hingegen schon eher. Denn ein niedrigerer US-Dollar könnte etwas dabei helfen, das Handelsbilanz-Defizit abzubauen. Gleichzeitig sollte die Fed die Füße stillhalten, wenn die Inflation durch teurere Importgüter etwas steigt. Die amerikanische Notenbank hatte bereits angedeutet, eine höhere Geldentwertung tolerieren zu wollen.

Auch die Kaufkraft-Parität spricht eher für eine Ab- als für eine Aufwertung des Greenbacks. Erfahrungsgemäß korrigieren die Währungen in den entwickelten Ländern, wenn sie sich um 20 bis 30 Prozent von ihrem fairen Wert entfernt haben. Der Dollar-Index notiert derzeit gegenüber dem Währungskorb aus Euro, Yen, Britischem Pfund, dem Schweizer Franken, dem Kanadischen Dollar und der Schwedischen Krone circa 13 Prozent über seinem fairen Wert.

Das herkömmliche Modell der Kaufkraft-Parität hat allerdings Schwächen. So sind die verschiedenen Sektoren bei der Inflationsberechnung in den einzelnen Ländern unterschiedlich gewichtet. Die Kosten fürs Wohnen in den USA kommen bei der Inflations-Berechnung auf einen Anteil von 33 Prozent, in der Eurozone dagegen mit 17 Prozent nur in etwa auf die Hälfte.

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