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„Der Euro kann ohne politische Union nicht dauerhaft überleben“

Martin Hüfner
Martin Hüfner
Jeder weiß, dass zu einer gemeinsamen Währung auch ein gemeinsamer Staat gehört. Die Schweiz hat den Franken, die USA den Dollar, Norwegen die Krone. Auch beim Euro war das so geplant. Er sollte einmal  die Währung der Vereinigten Staaten von Europa sein.

Die richtige Reihenfolge

Dass er früher als die politische Union eingeführt wurde, war kein Irrtum. Man wollte vielmehr die identitätsstiftende Wirkung der gemeinschaftlichen Währung nutzen, um die Integration voranzutreiben und damit die politischen Voraussetzungen für den Euro zu schaffen.  

Inzwischen sind viele von dieser Sicht abgerückt. Die Politik kümmert sich eher um nationale Belange. Sie ist in manchen Ländern mehr besorgt, dass der Nationalstaat auseinanderbrechen könnte, als dass der Euro scheitert. Siehe das Problem der Spanier mit den Katalanen oder das Italiens mit dem Mezzogiorno.

Viele Experten halten eine politische Union unter den derzeitigen Bedingungen für gänzlich illusorisch. In der Bevölkerung ist die Begeisterung für Europa angesichts mancher bürokratischer Auswüchse in Brüssel abgekühlt. Ist eine gemeinsame europäische Währung unter diesen Umständen noch machbar? Oder müssen wir uns am Ende vom Euro, zugunsten von nationalen Währungen, verabschieden?

Theoretisch ist eine gemeinsame Währung ohne eine politische Union möglich. Es gibt hierzu zwei Modelle. Das eine ist, dass sich ein kleineres Land an die Währung eines größeren anhängt, um sich von den Wirren der Weltdevisenmärkte abzuschirmen. Es gibt Souveränität ab, um damit beim Wechselkurs mehr Ruhe zu haben.

Österreich hatte den Schilling über Jahre an die  D-Mark gekoppelt. In Luxemburg wurde vor dem Euro mit belgischen Francs bezahlt. Der Kosovo hat den Euro übernommen, obwohl er gar nicht der Europäischen Union angehört. Ecuador hat den US-Dollar als seine Währung. Die Beispiele zeigen freilich, dass das für den Euro nicht  so richtig passt.  

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