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„Der Euro kann ohne politische Union nicht dauerhaft überleben“

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Das zweite Modell geht schon eher. Es wurde von dem deutschen Bundesbankpräsidenten Weidmann ins Gespräch gebracht. Eine gemeinsame Währung kann auch dann funktionieren, so sagt er, wenn jedes einzelne Land politisch unabhängig bleibt. Es muss dafür jedoch in eigener Verantwortung eine stabilitätsorientierte Politik betreiben. Jeder sorgt für ausgeglichene Haushalte, macht die notwendigen Strukturreformen und erhält die Wettbewerbsfähigkeit seiner Wirtschaft.

Eine solche Gemeinschaft kann nicht durch Marktspekulationen unter Druck gesetzt werden, weil es keine Fehlentwicklungen gibt. Das ist das, was derzeit in der Währungsunion versucht wird. Die Mitglieder sollen ihre Hausaufgaben machen. Wenn sie das getan haben, so hofft man, wird auch wieder Ruhe in den Euroraum eintreten. Ich will darüber nicht schlecht reden. Es ist ehrenwert.

Es ist aber ein instabiler Zustand. Zum einen weiß niemand, ob sich die Disziplin so über die Zeit durchhalten lässt. Es kann soziale Unruhen geben. Es kann zu Neuwahlen kommen, die eine Regierung an die Macht bringt, die unterschiedliche Prioritäten hat. Sie muss  das noch gar nicht mal sagen oder umsetzen. Es reicht, dass die Märkte das vermuten. Schon schwappt die Spekulation auf und setzt darauf, dass das Land in Schwierigkeiten kommt.  

Zum anderen kann es aber auch externe Ereignisse geben, die die einzelnen Länder unterschiedlich treffen und Anpassungen erfordern. Wenn sich beispielsweise in China das Wachstum stärker abschwächen sollte, dann ist Deutschland davon mehr als andere Länder in Europa betroffen. Die Libyenkrise hatte für Italien eine größere Bedeutung als für andere.

Das hängt damit zusammen, dass die Mitglieder des Euros nicht die Bedingungen einer sogenannten optimalen Währungsunion erfüllen, die die ökonomische Theorie postuliert. Wenn so etwas passiert, können leicht Spekulationen aufkommen, weil die Märkte erwarten, dass die betroffenen Länder nicht adäquat reagieren.  

Letztlich ist es mit diesem Modell so wie in einer Gesellschaft: Wenn alle gute Menschen sind und sich strikt an die Gesetze halten, dann braucht man keine Polizei. Es gibt aber leider keine Garantie, dass das immer so ist.

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