Der Expertenrat - Eingeschränkten Handelbarkeit von Rohstoffprodukten
Für die meisten der an Terminbörsen gehandelten Futureskontrakte setzen die jeweiligen Betreiber Limits für die maximale Preisbewegung (limit move) eines Kontraktes fest. Sollte der Preis um einen Betrag in Höhe des täglichen Limits fallen, so befindet er sich im sogenannten limit down. Sollte der Preis hingegen um einen Betrag in Höhe des täglichen Limits steigen, so spricht man von limit up.
Solange sich ein Kontrakt im limit up befindet, ist kein Handel über dem Preislimit möglich. Dies führt implizit zu einer Einstellung des Handels, es sei denn, es finden sich Verkäufer, die bereit sind, beim Verkauf einen Abschlag in Höhe der Differenz zwischen Limitpreis und „fairem“ Preis hinzunehmen. Umgekehrt kommt es bei einem limit down zur Einstellung des Handels, es sei denn, es finden sich Käufer, die einen Aufschlag auf den fairen Preis zu zahlen bereit sind.
Das Ziel der täglichen Preislimits ist die Vermeidung großer Preisschwankungen aufgrund spekulativer Übertreibungen. Aller dings gibt es auch Argumente gegen diese Bestimmungen. So schränken Preislimits den effizienten Preisfindungsmechanismus von Angebot und Nachfrage ein. Außerdem verlieren Futureskontrakte, die sich im limit up oder limit down befinden, ihre originäre Funktion eines liquiden Risikomanagementinstruments. Den Marktteilnehmern ist es während einer Limitphase nicht möglich, zu fairen marktbestimmten Preisen Futurespositionen einzugehen beziehungs weise aufzulösen. Um die Nachteile der Preislimits etwas zu lindern, ohne eine gewisse Einschränkung der Preisschwan kungen aufzugeben, haben die Terminbörsen Mechanismen eingeführt, die bei starken und anhaltenden Trends eine adäquate automatische Ausweitung der Limits sicherstellen. Ob Preislimits überhaupt sinnvoll sind, oder ob sie starke Preisbewegungen nur verzögern, aber nicht verhindern, ist umstritten und Gegenstand kontroverser Diskussionen unter den Marktteilnehmern und in der Wissenschaft.
Zertifikate und Optionsscheine auf Futureskontrakte bleiben von limit moves nicht unverschont. Befindet sich ein Basiswert im limit up, so ist der Geldkurs des Produktes nach oben hin limitiert auf ein Niveau, das auf der Basis des Limitkurses berechnet wird. Bei Basiswerten im limit down ist umgekehrt der Briefkurs nach unten hin durch ein vom Limitpreis abgeleitetes Preisniveau begrenzt. Diese Begrenzungen resultieren daraus, dass es den Emittenten nicht möglich ist, ihre Absicherungspositionen zu einem höheren beziehungsweise niedrigeren Kurs als dem Limitpreis an der Terminbörse aufzulösen beziehungsweise einzugehen.
Die jeweils andere Seite (Briefkurs bei limit up beziehungsweise Geldkurs bei limit down) müssen die Emittenten mangels Liquididät im Terminmarkt auf Basis einer Indikation für den fairen Wert des Futureskontraktes stellen. Die Limitierung der einen Seite und die einem Risiko unterworfene Indikation auf der anderen Seite führen dazu, dass während einer Limitphase mit deutlich weiteren Spreads und reduzierten handelbaren Stückzahlen zu rechnen ist.
In der untenstehenden Grafik haben wir beispielhaft die Entwicklung des Weizen-Futures an der Chicago Mercantile Exchange, der CME, (Bloombergsymbol: W A Cmdty oder Reuterskürzel: Wc1) im Februar 2008 dargestellt. Am Mittwoch, 6. Februar 2008, und Freitag, 8. Februar 2008, befand sich der Kontrakt jeweils im limit up (0,30 US-Dollar/bushel). Die rapide Preisbewegung beim Weizen an diesen Tagen hat die Terminbörsen in den USA dazu veranlasst, mit sofortiger Wir kung die Limits auf 0,60 US-Dollar/ bushel zu erweitern. Am Montag, 11. Februar, wurde auch dieses erhöhte Limit bei Handelseröffnung erreicht, bevor der Preis in den darauf folgenden Tagen wieder etwas korrigierte.
Die gestiegene Volatilität im Agrarrohstoff bereich hat die Terminbörsen dazu veranlasst, die bestehenden Limitregelungen generell zu überarbeiten. Die CME Group hat am 26. März 2008 das Ergebnis dieser Anstrengungen veröffentlicht. In einem ersten Schritt wurden die bestehenden Limits deutlich vergrößert. Des Wei teren vergrößern sich die Limits inkrementell und maximal zweimal um jeweils 50%, wenn mindestens zwei von den fünf bis acht Kontrakten, die auf den Front-Month-Future folgen, im limit up beziehungsweise limit down schließen. Wenn keiner der beobachteten Kontrakte im Limit schließt, so verringern sich die Limits inkrementell wieder, bis sie ihr ursprüngliches Niveau erreicht haben.
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