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„Der Geldfluss zwischen Vertriebspartner und Fondsanbietern wird neu geordnet“

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Sind die Unternehmen denn bereit, ihre Produktpalette auszudünnen?

Timpert: Idealerweise müssten nahezu alle Marktteilnehmer ihr Angebot verringern. Das Problem ist, dass ein Management meist begeistert ist, neue Produkte aufzulegen. Weniger begeistert ist man jedoch vom schmerzhaften Schritt, einen Fonds zu schließen. Ich würde mich nicht wundern, wenn einige Anbieter in den kommenden Jahren netto mehr Produkte anbieten als heute. Sie brauchen neue, bessere Produkte, haben aber nicht die Disziplin, bestehende schlechte oder nur durchschnittliche Fonds abzuschaffen. Grund dafür ist natürlich die Gefahr, dass Investoren eines aufgelösten Fonds ihr Geld komplett abziehen.

Spielt die Größe eines Asset Managers eine Rolle beim Wandel?

Timpert: Das glaube ich nicht. Diejenigen, die sich am schnellsten auf die Bedürfnisse der Anleger einstellen, werden Marktanteile gewinnen. Ein entscheidender Faktor werden die Vertriebskanäle sein. Dort wird sich mit Mifid II einiges ändern. Der Geldfluss zwischen Vertriebspartner und Fondsanbietern wird neu geordnet und transparenter werden. Auch das wird Druck auf nur durchschnittliche Fonds ausüben.

Werden dann ganz neue Vertriebskanäle entstehen?

Timpert: Das Problem für Asset Manager ist doch, dass sie keinen direkten Einfluss auf den Vertrieb und die dort stattfindende Beratung haben. Den Anlegern werden dort aber teilweise die falschen Produkte angeboten, was zur besagten Enttäuschung führt. Künftig geht es also darum, diese Beratung zu verbessern. Die Alternative für Fondshäuser ist es, Wege zu finden, wie sie direkt an die Anleger herantreten können. Beispiele gibt es bereits in den USA. Dort haben die großen Gesellschaften bereits eigene Filialen eröffnet, ähnlich wie wir es von Banken kennen.

Julius Bär, die Commerzbank und beinahe auch die Deutsche Bank. Gibt es einen Trend, dass sich Banken von ihrem Fondsgeschäft trennen?

Timpert: Ich erkenne bisher keinen Trend. Zumindest vordergründig hatte jede der genannten Banken einen guten Grund, sich von ihrem Asset Manager zu trennen. Als Gegenbeispiel gibt es aber genügend Häuser, die das Asset-Management stärker in das Private Banking integrieren wollen. Generell gibt es auch gute Argumente für Versicherungen und Banken, einen hauseigenen Asset Manager zu haben. Zudem ist es momentan schwer, durch einen Verkauf des Fondsanbieters Kasse zu machen. Die Anzahl der zum Verkauf stehenden Anbieter ist hoch, die der Käufer sehr gering.  

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Über den Interviewten: Andreas Timpert ist Partner beim Beratungsunternehmen Deloitte in der Schweiz. Er ist im Bereich Strategy & Operations tätig und berät seit mehr als 15 Jahren europäische und US-amerikanische Investment-Manager und Vermögensverwalter in operativen Fragen. Zu den Spezialgebieten des Diplom-Kaufmanns gehören die Optimierung von operativen und finanziellen Abläufen, Effizienzsteigerungen im operativen Geschäft sowie die Beurteilung von technischen Abläufen  

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