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Stefan Gretschel im Gespräch „Der Gesetzgeber belastet Vermögensverwalter überdurchschnittlich stark“

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Wie können skalierbare Geschäftsmodelle und persönliche Beratung gleichermaßen klappen?

Gretschel: Systematische und standardisierte Anlagekonzepte sind in der Regel gut geeignet, um sehr ordentliche Kundenportfolios zu konstruieren. Wichtig ist es jedoch, im (persönlichen) Dialog herauszufinden, welches Risikoprofil und welche individuellen Vorgaben dem Kunden wichtig sind. Abhängig vom Anlagevolumen und der verfügbaren Infrastruktur, kann man dann entscheiden, in welchem Umfang die individuellen Vorgaben kosteneffizient berücksichtigt werden können.

Für kleinere Anlagevermögen ist beispielsweise der Einsatz von standardisierten Fonds-Vermögensverwaltung-Strategien eine gute Lösung. Der zuständige Kundenbetreuer oder Anlagevermittler kümmert sich um die persönliche Beratung des Kunden und das Portfolio wird für eine große Anzahl von Depots professionell von einem Vermögensverwalter betreut. Es ergibt sich also eine sinnvolle Arbeitsteilung zum Wohle des Endanlegers.

Sind die Robos Pest oder Segen?

Gretschel: Wie so häufig spielt sich die Wahrheit selten an den extremen Rändern ab. Die Digitalisierung bietet für die Finanzbranche in jedem Fall riesige Chancen, an unterschiedlichen Stellen massive Fortschritte auszulösen. Die Möglichkeit eines sauberen digitalen Onboardings fällt da sicherlich in die Kategorie Segen. Eine gute „Klick-Strecke“ ist kundenfreundlich (Stichwort User Experience) und reduziert das Risiko unvollständiger oder inkonsistenter Angaben enorm.

 

 

Zudem ist solch ein Verfahren im Betrieb schneller und kostengünstiger, als die althergebrachte Form der manuellen Dokumentenerstellung. Vorausgehen muss dem Ganzen aber ein nicht unerheblicher Investitionsaufwand und die Schulung von Mitarbeitern und/oder Vertriebspartnern, damit das System nicht ungenutzt auf dem Server verstaubt. Darüber hinaus sind die sogenannten Robos häufig eine attraktive Marketing-Story, die den Kunden die Hoffnung vermittelt, dass eine schlaue Maschine nicht nur günstige sondern auch bessere Anlageentscheidungen treffen kann. Dort wurden die meisten Robo-Kunden bisher wahrscheinlich bitter enttäuscht.

Wie wollen Sie die DIY-Mentalität der Generation Z einfangen?

Gretschel: Jede Generation von Anlegern darf ihre eigenen Erfahrungen am Kapitalmarkt sammeln, was derzeit durchaus schmerzhaft sein kann. So sind einige DIY-Anleger mit ihrer selbstzusammengestellten Auswahl an gehypten Aktien oder Fonds aus dem Tech-Bereich massiv abgestürzt. Wenn sie zu spät auf den Zug aufgesprungen sind, sind sie zudem schon entsprechend tief in der Verlustzone. Ich fühle mich dabei doch immer wieder an die Zeiten des Neuen Markts um die Jahrtausendwende erinnert, was für viele Anleger meiner Generation (und auch für mich persönlich) eine heilsame Erfahrung gewesen ist.

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