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Interview zu Kapitalmarktthemen „Der Halbleitersektor ist für die Energiewende immens wichtig“

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Die Weltbevölkerung wird immer älter, während in den entwickelten Ländern viele Gelder für Gesundheitsdienstleistungen von der schrumpfenden Zahl jüngerer Menschen gestemmt werden. Wie sieht es mit dem Gesundheitssektor langfristig aus?

Frank: Die Frage, ob wir uns auch zukünftig noch das heutige Gesundheitssystem leisten können, schwebt schon lange wie ein Damoklesschwert über dem Sektor, besonders in der alternden entwickelten, westlichen Welt. Um die Kosten des Gesundheitswesens in den Griff zu bekommen, gibt es zahlreiche Ansatzpunkte: Generika sorgen beispielsweise dafür, dass medizinische Therapien im Verlauf der Jahre günstiger werden. Sobald der Patentschutz für Medikamente abläuft, die in ihrer Entwicklung extrem teuer waren, kommen vergleichsweise günstige Nachahmerpräparate auf den Markt. Da die Produktionskosten sowohl für patentierte Medikamente als auch für Generika vergleichsweise gering sind, lassen sich in beiden Segmenten hohe Margen erzielen. Allerdings sollte man auch bedenken, dass der Forschungsaufwand für neue Medikamente und Therapien langwierig, kostenintensiv und mitunter auch riskant ist und somit hohe Margen im Erfolgsfall notwendig sind, um die entsprechenden Investitionsanreize für medizinische Innovationen zu setzen.

Der Gesundheitssektor bleibt demnach chancenreich?

Frank: Gerade auch die Demografie sorgt für stetiges Wachstum: durch die Alterung der Gesellschaft, insbesondere in der westlichen Welt steigen die Gesundheitsausgaben sowohl absolut als auch im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt an, da ältere Menschen durchschnittlich einen höheren Bedarf an medizinischen Leistungen haben. Dieser Trend wird sich unabhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung wohl auch in den nächsten Jahren fortsetzen und zusätzlich einige Schwellenländer erfassen, was zusätzliches Wachstumspotential mit sich bringt. Da die „Entwicklungs-Pipelines“ vieler (Biotech-)Unternehmen weiterhin gut gefüllt sind und die Innovation hinsichtlich neuer Behandlungsformen und Therapien auch die nächsten Jahre anhalten sollte, bleibt der Gesundheitssektor aus unserer Sicht also weiterhin sehr aussichtsreich, weitgehend unabhängig von volkswirtschaftlichen Entwicklungen.

Unsere Fonds Pictet-Biotech und Pictet-Health investieren in Unternehmen, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen sowohl die Gesundheit und den Lebensstandard der Menschen verbessern, als auch das Gesundheitssystem insgesamt effizienter machen und somit positiv zu einigen der nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen („SDGs“) beitragen. Somit können Anleger sowohl attraktive finanzielle Renditen erzielen als auch einen Beitrag zur Erreichung einiger dieser Ziele leisten.

Abgesehen vom Gesundheitssektor: Welche weiteren Wirtschaftsbranchen dürften von der neuen Biden-Regierung profitieren?

Frank: Die politische Situation nach den Wahlen in den USA, bei der die Demokraten den Präsidenten stellen und die Republikaner den Kongress beherrschen, ist für den Markt die beste aller Welten: Potenziell große, weitgehende Reformen der Demokraten, bspw. bei Steuern und Klimaschutz werden von den Republikanern vermutlich blockiert werden, was für die meisten Unternehmen und deren Aktionäre nicht negativ wäre. Gleichzeitig kann Präsident Biden, ähnlich wie Trump in den letzten 4 Jahren, mithilfe von Dekreten allerdings seine Ziele, insbesondere bei der Klimapolitik, vorantreiben: So plant er in den nächsten 4 Jahren seiner Amtszeit 2.000 Milliarden US-Dollar in Klimaprojekte fließen zu lassen, um die Vereinigten Staaten bis 2050 klimaneutral zu machen. Europa will in diesem Zusammenhang bis 2050 weitere rund 7 Billionen Euro investieren, um bis dahin ebenfalls die Klimaneutralität zu erreichen. Das Geld soll diesseits und jenseits des Atlantiks vor allem in klimafreundliche erneuerbare Energien, den Umstieg in die Elektro-Mobilität und in energie-effiziente Gebäude fließen und darüber hinaus auch den Ausbau bzw. die Erneuerung der bestehenden Infrastruktur unterstützen. Davon werden einige Unternehmen aus den genannten Bereichen über Jahre massiv profitieren und ihren Anlegern vermutlich ordentliche Gewinne bescheren. Jedoch sollte man auch hier bei all der Euphorie die Bewertungen der vermeintlichen Profiteure nicht außer Acht lassen.

Präsident Biden dürfte darüber hinaus versuchen, den Furor von Trumps Handelspolitik abzuschwächen oder im besten Falle sogar umzukehren, oder?

Frank: Ja, Zölle dürften tendenziell abgebaut werden und der Freihandel wieder gestärkt werden, was auch europäischen Unternehmen zu Gute kommen sollte. Insbesondere der Halbleitersektor, der einige immens wichtige Schlüsseltechnologien für den Klimaschutz und die dafür notwendige Energiewende und steigende Ressourceneffizienz bereitstellt, dürfte aufgrund seiner weltumspannenden, komplexen Lieferketten davon profitieren. Konventionelle Öl- und Gasunternehmen, bspw. in Texas oder Alaska dürften hingegen die großen Verlierer des Wechsels im Weißen Haus sein.

Letzte Frage: Was fasziniert Sie persönlich an der Analyse von Themenfonds?

Frank: Bevor ich Ende 2019 zu Pictet Asset Management kam, habe ich mehr als zehn Jahre lang als Fondsmanager und Fondsanalyst unter anderem bei der DWS und bei Allianz Global Investors gearbeitet. In dieser Zeit habe ich sehr viel gesehen und gelernt. Die Welt der Themenfonds ist dabei sehr heterogen: Es gibt auf der einen Seite breit angelegte Themenfonds, so wie es bei Pictet Asset Management der Fall ist, die nicht nur auf einen einzigen Sektor fokussiert und somit flexibler und langfristiger ausgelegt sind. Auf der anderen Seite gibt es sehr spezielle Nischenfonds, die, salopp gesprochen, nicht selten dem letzten Schrei am Markt hinterherlaufen. Nachhaltig zielführend sind daher aus meiner Erfahrung breit angelegte, auf Megatrends basierende Fonds, die sich erfolgreich über mehrere Marktzyklen hinweg managen lassen. Die dahinterstehenden Alphaquellen, Managementansätze und beteiligten Portfoliomanager finde ich auch nach mehr als 10 Jahren immer noch spannend, komplex und interessant, so dass es in diesem Marktsegment nie langweilig wird.

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