Sven Stoll
23.02.2023

Indexfonds-Pionier John Bogle – der Mann, der den ETF populär machte

Der Gründer der Vanguard Group und Erfinder des ETF
Der Gründer der Vanguard Group und Erfinder des ETF: Das Bild zeigt John „Jack“ Bogle am 18. Oktober 2005 auf dem Anwesen der Fondsgesellschaft in Malvern in Pennsylvania.
© Imago Images / Zuma Wire

Die Investorenlegende Warren Buffett hat einmal gesagt: „Wenn jemals ein Denkmal errichtet wird, um die Person zu ehren, die das meiste für amerikanische Investoren getan hat, sollte zweifellos die Wahl auf Jack Bogle fallen.“ Diese Worte sind eine Hommage an den legendären John „Jack“ Bogle, der als Erfinder des Indexfonds gilt. Mit seiner innovativen Anlageidee hat Bogle nicht nur den amerikanischen Anlegern, sondern auch der globalen Investmentwelt einen unschätzbaren Dienst erwiesen und wird wohl für immer als einer der visionärsten Investoren in Erinnerung bleiben.

John Bogle erkannte früh die Grenzen von Fondsmanagern

Geboren am 8. Mai 1929 in Verona, New Jersey, sollte John Bogle eine lange und bemerkenswerte Karriere als Investmentmanager und Unternehmer vor sich haben. Er studierte an der Blair Academy und an der Princeton University, wo er 1951 seinen Bachelor-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften machte. Nach seinem Abschluss arbeitete er bei der Wellington Management Company, einem der größten Investment-Management-Unternehmen der USA. Dort machte er schnell Karriere und wurde 1967 zum CEO ernannt.

Als studierter Ökonom erkannte John Bogle frühzeitig, dass die meisten Fondsmanager, die selbst Aktien auswählen, in den seltensten Fällen den Marktindex schlagen können. Diese Erkenntnis wird durch aktuelle Untersuchungen immer wieder bestätigt. Eine jährlich durchgeführte Analyse von S&P Dow Jones Indices zeigt regelmäßig, dass mehr als 60 Prozent der Fondsmanager, die in US-Aktien investieren, nach einem Jahr hinter dem S&P 500 Index zurückbleiben. Über einen Zeitraum von zehn Jahren sind es bereits 85 Prozent und nach 15 Jahren gar über 90 Prozent. Ein wesentlicher Grund dafür sind die hohen Gebühren aktiver Fonds.

 

Die Anfänge der passiven Investmentstrategie

Schon zu Beginn des vorigen Jahrhunderts schlug die Idee, dass breit gestreutes und kostengünstiges Investieren durch passive Anlagen erfolgen könnte, erste Wurzeln. Bereits um 1900 erforschte der Mathematiker Louis Bachelier den Aktienmarkt und wird heute als Begründer der Finanzmathematik anerkannt. Er wies nach, dass die Chance, mit Aktien besser als der Markt abzuschneiden, genau bei 50 Prozent liegt. Zu Lebzeiten wurde er jedoch von der Öffentlichkeit nicht beachtet, da es damals als unseriös galt, sich als Mathematiker mit Aktienanalysen zu befassen.

Erst 1952 wurde diese Erkenntnis von Harry M. Markowitz aufgegriffen, der die moderne Portfoliotheorie begründete. Eine Kernaussage seiner Theorie ist, dass Ertragschancen und Risiken direkt voneinander abhängen und dass der Schlüssel zur Optimierung des Verhältnisses von Chance und Risiko in der Diversifikation liegt.

Die steigende Anerkennung der Vorteile einer breiten Risikostreuung sowie die wachsende Einsicht, dass professionelles Fondsmanagement oft nicht die versprochenen Ergebnisse liefert, verlieh der Indexfonds-Idee Auftrieb. Ein Experiment der angesehenen amerikanischen Finanzzeitschrift Forbes im Jahr 1967, bei dem Redakteure Dartpfeile auf das Kursblatt des Wall Street Journal warfen und so ein Portfolio zusammenstellten, unterstrich diese Erkenntnis. Nach 17 Jahren hatte der durchschnittliche Renditewert des Dart-Fonds bei über 9 Prozent pro Jahr gelegen, was vielen von professionellen Fondsmanagern gemanagten Investmentfonds nicht gelungen war.

In dieser Zeit entwickelten William Sharpe und Bill Fouse im Jahr 1971 den weltweit ersten Indexfonds mit dem Namen „Samsonite Pension Fund“, der nach dem Koffer-Erben benannt wurde, welcher bei Markowitz studiert hatte. Er bestand aus 1500 an der New York Stock Exchange gelisteten Aktien und war nur für institutionelle Anleger bestimmt. Das Ziel war es, alle handelbaren US-Aktien in einem einzigen Produkt zu vereinen. Allerdings erwies er sich als Misserfolg, da er keinerlei Gewichtungsregeln aufwies.

Bogle’s Vision: Breit gestreut bei geringen Kosten

Bogle glaubte dennoch an die Idee, dass Anleger von einer breiten Diversifikation und niedrigeren Kosten profitieren könnten. Er arbeitete in der Folge unermüdlich weiter an einer neuen Art von Investmentfonds, die auf einem Index basieren und bei denen man sich daher teures und schlechtes Management erspart. Nur ein Jahr nach der Gründung seiner Investmentgesellschaft Vanguard im Jahr 1975 führte Bogle den ersten Indexfonds für Privatanleger ein.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Gemeinsam mit Burton Malkiel entwickelte er den „First Index Investment Trust“, der am 31. Dezember 1975 auf den Markt kam. Bogle’s revolutionäres Konzept bestand darin, den Fonds exakt am US-Börsenindex S&P 500 auszurichten. Dadurch konnte er auf die teure Expertise von Investmentmanagern verzichten. Die Verwaltungskosten wurden auf diese Weise drastisch reduziert – ein entscheidender Vorteil, der bis heute für Indexfonds spricht. Der Fonds wurde später in „Vanguard 500 Index Fund“ umbenannt. Obwohl er heute als Vorreiter des ETF gilt, war der von ihm entwickelte Fonds damals noch kein ETF, da er nicht über eine Börse gehandelt wurde, was eines der wesentlichen Merkmale von ETFs ist. Diese Eigenschaft erfüllt heute selbstverständlich der Vanguard S&P 500 UCITS ETF, dessen laufende Kosten bei nur 0,07 Prozent liegen.

„Unamerikanische“ Idee: Wie John Bogle gegen den Mainstream investierte

Bogle benötigte viel Geduld, bevor seine Idee zündete. Wie der US-Ökonom Burton Malkiel gegenüber Bloomberg erzählte, hielten viele Menschen Bogle anfangs für verrückt. Einige Kollegen in der Finanzbranche sahen in seinem neuen Produkt sogar einen Affront gegen amerikanische Werte. Ihrer Meinung nach sei es „unamerikanisch“, sich mit dem Durchschnitt zufriedenzugeben und lediglich mittelmäßige Ergebnisse zu erzielen.

Doch der Index-Rebell war überzeugt davon, dass es profitabler sei, sich an Durchschnittswerten zu orientieren. Seine Argumentation beruhte darauf, dass es für Anleger riskant sein kann, sich auf nur wenige Unternehmen zu konzentrieren. Vielmehr wäre es sinnvoller, in eine breite Palette von Unternehmen zu investieren und somit das Anlagerisiko zu minimieren.

 

John Bogle war nicht nur ein visionärer Investmentmanager, sondern auch ein wichtiger Vertreter des langfristigen Investierens und der Indexanlage. Er schrieb zahlreiche Bücher über die Finanzmärkte und die Anlagephilosophie, darunter „Common Sense on Mutual Funds“ und „The Little Book of Common Sense Investing“. Er war auch ein leidenschaftlicher Verfechter der Interessen der Anleger und kämpfte gegen hohe Gebühren, die die Renditen von Anlegern schmälern.

John Bogle’s Erbe lebt weiter

Bogle starb am 16. Januar 2019 im Alter von 89 Jahren, aber sein Erbe lebt weiter. Die Vanguard Group, die er gegründet hat, verzeichnet stetiges Wachstum und gehört heute zu den größten Vermögensverwaltern der Welt. Das Unternehmen verwaltet ein Vermögen von über 7,2 Billionen US-Dollar und bietet eine Vielzahl von Anlageprodukten an, darunter Aktien-, Renten- und Mischfonds, ETFs und Anlageberatungsdienste.

Vanguard ist als Genossenschaft organisiert, was bedeutet, dass die Kunden gleichzeitig Eigentümer des Unternehmens sind. Vanguard ist somit kein börsennotiertes Unternehmen und muss keine Renditeerwartungen von Aktionären erfüllen. Dies ermöglicht es der Genossenschaft, sich vollständig auf die Interessen der Anleger zu konzentrieren.

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