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Arbeitsmarkt, Konjunktur, Geldpolitik Der mühsame Weg zurück zur Normalität

Schutz von Ladengeschäften nach der Schließung
Schutz von Ladengeschäften nach der Schließung: Je länger es dauert, bis sich die Wirtschaft erholt, desto höher ist das Risiko einer Pleitewelle, die das künftige Wirtschaftswachstum bremst. | Foto: imago images / ZUMA Wire

Im Jahr 2021 wird die Corona-Krise weiterhin die Schlagzeilen beherrschen. Es ist zu erwarten, dass das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal 2021 ins Stocken gerät – bevor die Verbreitung des Impfstoffs die Normalisierung vorantreibt.

Kleine Unternehmen am stärksten betroffen

Wir gehen davon aus, dass im Jahr 2021 das globale Bruttoinlandsprodukt (BIP) um etwa 3,5 Prozent steigen wird. Doch die Aufteilung dürfte ungleichmäßig sein: Im ersten Halbjahr dürfte sich nur ein geringer Konjunkturzuwachs einstellen, der in der zweiten Jahreshälfte jedoch deutlich höher ausfallen wird. Der verhaltene Aufschwung in den ersten zwei Quartalen dürfte nicht zuletzt deshalb verhalten bleiben, da die zugelassenen Impfstoffe zunächst auf breiter Basis Wirkung zeigen müssen, bevor eine nachhaltige Markterholung einsetzen kann.

Dabei besonders wichtig: Der Aufschwung muss vom Dienstleistungssektor getragen werden, der von Covid-19 stark betroffen ist. In der ersten Hälfte des Jahres 2020 ist der Konsum von Dienstleistungen um 1,28 Billionen US-Dollar gesunken – das entspricht einem Rückgang von 27,6 Prozent. Der Warenkonsum musste währenddessen Einbußen in Höhe von 134 Milliarden US-Dollar hinnehmen, also ein Minus von 5,5 Prozent. Typischerweise ist es bei einem Abschwung genau andersherum.

Während der Dienstleistungssektor im dritten Quartal 2020 einen Aufschwung erlebte – mit einem Plus von 607 Milliarden US-Dollar –, ist er dennoch weit vom Stand im vierten Quartal 2019 entfernt. Der Warenkonsum ist in diesem Zeitraum ebenfalls stark gestiegen: Zurückzuführen ist das vor allem auf Online-Käufe.

Doch das Tempo der wirtschaftlichen Normalisierung wird entscheidend sein, um den sogenannten Hysterese-Effekt abzuwenden, also die Fortdauer einer Wirkung bei Wegfall der Ursache. Der Dienstleistungssektor ist nach wie vor stark betroffen. Die Branche besteht insbesondere aus kleineren Unternehmen, die meist nicht über das nötige finanzielle Polster verfügen. Wenn diese Firmen schließen, dann meistens für immer. Je länger es also dauert, bis sich die Wirtschaft erholt, desto höher ist das Risiko einer Pleitewelle, die das künftige Wirtschaftswachstum bremst.

Arbeitsmarkt wird sich erholen

Die US-Arbeitslosenquote ist von 3,5 Prozent im Januar 2020 auf 14,7 Prozent im April gestiegen. Mittlerweile hat sie sich bei 6,7 Prozent eingependelt. Für 2021 erwarten wir eine Fortsetzung des Positivtrends bei der Arbeitslosigkeit, die bis Jahresende auf 5,4 Prozent sinken könnte.

Wichtig ist, dass der Arbeitsmarkt in Anbetracht des Wirtschaftswachstums überproportionale Zuwächse verzeichnen sollte, da viele neu geschaffene Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich zu erwarten sind.

Für genauere Prognosen ist die Entwicklung der Erwerbsbeteiligung (LFPR) wichtig. Diese sank während der Krise auf ein 50-Jahres-Tief von 60 Prozent, nicht zuletzt, da viele frustrierte Arbeitnehmer den Arbeitsmarkt verließen. Wir glauben nicht, dass sich die LFPR im kommenden Jahr vollständig erholen wird, da vor allem ältere Menschen sich für den Vorruhestand entscheiden könnten, anstatt dem Arbeitsmarkt erhalten zu bleiben.

Geld- und Fiskalpolitik sei Dank

Die Pläne der künftigen Biden-Administration sind vielversprechend, könnten jedoch durch den US-Senat ins Stocken geraten, wenn die Republikaner ihre knappe Mehrheit bei den Stichwahlen am 5. Januar halten können. Es ist davon auszugehen, dass bei einer geteilten Regierung kostspielige progressive Vorhaben von der Liste gestrichen werden. Dennoch könnten in dieser Konstellation Fortschritte in Bereichen wie Infrastruktur und Netzwerkausbau vorangetrieben werden.

Die US-Notenbank hat sich öffentlich dazu verpflichtet, die Zinssätze nahe null zu halten und weiterhin Vermögenswerte anzukaufen. Unser Zins-Team geht davon aus, dass sich dies bis zum Jahr 2023 nicht ändern wird, obwohl der Abbau des Kaufvolumens in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 beginnen könnte.

Da wir uns derzeit in einer frühen Phase des Wirtschaftsaufschwungs befinden, setzen wir auf Aktien, Hochzinsanleihen und Schwellenländer-Titel. Aus taktischer Sicht sollten sich diese Anlageprodukte als chancenreich erweisen. Insbesondere, da die Finanzmärkte bereits eine gewisse Normalisierung einpreisen. Daher setzen wir nicht auf Rallys, sondern nutzen Ausverkäufe als Gelegenheit zum Einstieg oder zur Aufstockung.

Hoffnungsschimmer am Horizont

Das Jahr 2020 hat seine Spuren hinterlassen und wir sind überzeugt, dass es noch etwas schlimmer wird, bevor es sich bessert. Doch wirksame Corona-Impfstoffe werden die dringend benötigte Stabilität in die Wirtschaft bringen – insbesondere im Dienstleistungssektor.

Den Arbeitsmarkt betrachten wir nach wie vor mit Skepsis. Interessant wird insbesondere das Tempo der Erholung der Erwerbsquote sein. Schließlich gehen wir davon aus, dass die Pläne der neuen US-Regierung durch eine möglicherweise geteilte Regierung – eine Stichwahl in Georgia am 5. Januar entscheidet über die Mehrheit im Senat – beschränkt werden und die US-Notenbank am Status quo festhält.

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