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Der Praxisfall: Strategie fürs Alter
Der Fall
Der Diplom-Informatiker Jürgen Behrend ist 45 Jahre alt, Single und wohnt in einer schicken Drei-Zimmer-Wohnung vor den Toren von Frankfurt zur Miete. Dank seines guten Verdienstes ist Herr Behrend trotz hoher Miet- und Lebenshaltungskosten im Rhein-Main-Gebiet in der Lage, monatlich 450 Euro auf sein Tagesgeldkonto bei einer Direktbank zu sparen. So konnte er im Lauf der Zeit ein Guthaben in Höhe von 42.000 Euro ansparen.
Neben diesen Rücklagen hat er ein Depot mit einem Gesamtwert von 28.000 Euro bei der gleichen Bank. Dort hält er Fondsanteile des Arideka-Fonds, die er von seinen Eltern übertragen bekommen hat. Um keine hohen Kosten zu tragen, hat er sich weiterhin für drei ETFs entschieden. Zwei bilden den Dax und den Dow Jones ab. Mit dem dritten ETF investiert er in das allgegenwärtige Thema Umwelt und Energiegewinnung. Eine konkrete Strategie für den Vermögensaufbau fehlt ihm bisher.

Der Vorschlag
Ein solides Cash-Management ist entscheidend und stellt die Basis für Anlageentscheidungen dar. Wir empfehlen, nach dem Vier-Konten-Modell zur Sicherstellung von Liquidität und finanzieller Unabhängigkeit vorzugehen. Es besteht aus einem Alltagskonto, einem Tagesgeldkonto als eiserne Reserve für Notfälle und größere Anschaffungen, einem „Spaßkonto“ für geplante Ausgaben und einem Depot für den Vermögensaufbau und die Altersvorsorge.
Die Vermögensaufstellung zeigt, dass Herr Behrend zwei größere Positionen aufgebaut hat. Zunächst empfehlen wir, das Tagesgeld von 42.000 auf 12.000 Euro zu reduzieren und nur noch mit monatlich 200 Euro zu besparen. So bleibt er für Notfälle weiter flexibel. Als Ergänzung dazu empfehlen wir ein Festgeld in Höhe von 20.000 Euro für ein Jahr. Die verbleibenden 10.000 Euro sollten in sein Depot fließen.
Mit seiner Fondsauswahl ist er zu 100 Prozent in Aktien investiert. Dies bringt ein höheres Anlagerisiko mit höherer Schwankungsbreite mit sich. Insgesamt sind nur vier Positionen im Depot: Mehr als die Hälfte seines Depotwerts ist so in einem Dax-ETF investiert. Von solch großen Gewichtungen ist wegen Klumpenrisiken dringend abzuraten. Herr Behrend sollte erwägen, sich von den Arideka-Anteilen zu trennen, um bei niedrigerer Volatilität höhere Renditen zu erwirtschaften.
Das Gleiche gilt für den Dow Jones Industrial Average ETF. Auch hier zeigt der direkte Vergleich zu einem ETF auf den S&P 500 eine bessere Rendite. Aufgrund des langen Anlagehorizonts bis zum Ruhestand ist eine weiterhin hohe Aktienquote durchaus sinnvoll. Herr Behrend hat noch genügend Zeit, diverse Krisen auszusitzen und Kursrücksetzer eventuell für Nachkäufe zu nutzen. Die Historie hat gezeigt, dass sich die Wirtschaft nach Krisen langfristig immer erholt und weiterwächst.
Wir empfehlen Herrn Behrend, über ETFs in den S&P 500 und den FTSE All World zu investieren. Diese bieten breite Streuung bei niedriger Kostenquote. Des Weiteren wird in die weltweit investierenden Fonds JPM Global Dividend, Wellington Global Stewards und Fidelity Global Technology investiert. Diese aktiv gemanagten Fonds haben zwar eine Kostenkomponente, bieten aber seit Jahren gute Wertentwicklungen.
Der bereits vorhandene Energie-Fonds wird aufgestockt und zusätzlich monatlich bespart, um bei hoher Volatilität den Cost-Average-Effekt zu nutzen. Weitere neue Depotpositionen sind zwei Spezialfonds aus dem Bereich Cyber Security und Immobilien. Letzterer investiert weltweit in Aktien börsennotierter Immobiliengesellschaften und börsennotierter Real Estate Investment Trusts (REITs). Diese Branche ist aktuell stark unter Druck geraten und bietet somit eine gute Gelegenheit, günstig einzusteigen. Um die verhältnismäßig kleine Position weiter aufzubauen, empfehlen wir hier ebenfalls einen monatlichen Sparplan. Als Ergänzung empfehlen wir zudem die Anlage in einen Rentenfonds, der zum Ausgleich des stark volatilen Aktienmarkts dient und als kostengünstiger ETF einen gewissen Inflationsschutz bietet. Investiert wird vorwiegend in Staatsanleihen entwickelter Länder.
Die neue Anlagestruktur umfasst ein reduziertes Tagesgeld mit monatlicher Sparrate, ein Festgeld und ein neu strukturiertes Depot mit breiter globaler Streuung. Die vorgeschlagenen Investitionen sollen Herrn Behrend eine attraktive Rendite bei angemessenem Risiko bieten.
Regelmäßige Überprüfungen der Depotpositionen sind wichtig, um übermäßige Konzentrationen zu vermeiden. Gewinne können reinvestiert werden, um das Risiko zu reduzieren und die Rendite zu optimieren.

Über die Autorin:
Dominique Meßmer ist Finanzstrategin für den Vermögensaufbau bei der Finanzberatung Sommese & Kollegen in Mainz.