Der Preis ist heiß Warum sich Fondsplattformen auf harte Zeiten einstellen müssen
Fondsplattformen haben den unabhängigen Vertrieb von Publikumsfonds regelrecht revolutioniert. Sie haben neue Zielmärkte eröffnet, die Effizienz und Transparenz in der Abwicklung, Lagerung und Analyse von Fondsbeständen gesteigert, vielen Investmentgesellschaften das oft ungeliebte Registergeschäft und den Maklerpools Teile ihrer Daseinsberechtigung im Wertpapiergeschäft abgenommen.
Die meisten Fondsplattformen entstammen technischen Providern, Investmentgesellschaften oder dem Umfeld von Banken. Die oft zu beobachtende Beschränkung des Angebots auf Publikumsfonds erlaubte ihnen traditionell ein Nischendasein mit hohem Spezialisierungsgrad und ein besonderes Preismodell. Denn im Gegensatz zum Handel mit anderen Wertpapieren wie Anleihen und Aktien stehen ihnen neben Anlegern und Vertrieben auch die Investmentgesellschaften als Einnahmequelle zur Verfügung. Und so beteiligten sie sich zumeist in geringer, wenngleich nennenswerter Größenordnung an den laufenden Bestandsprovisionen und konnten so die Kostenbelastung der Kunden für die Depotführung und den Handel im Rahmen einer Mischkalkulation subventionieren.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Im Zuge der Institutionalisierung der Fondsbranche, unter anderem der immer gebräuchlicheren Fondsvermögensverwaltung, haben sich die Dinge indes nun verändert. Sie drohen das Preismodell zu konterkarieren: die Belastungsfaktoren heißen z.B. „ETF“, „Clean Share Classes“ und „Derivate“.
Das Problem: sie alle sehen keine Bestandsprovisionen vor. Der Druck wächst und man wird nicht umhinkommen, seine „heißen“ Preise anzupassen. Dabei drohen die Fondsplattformen ein Alleinstellungsmerkmal zu verlieren und wird der Wettbewerb mit „Brokern“ und „Vollbanken“ angeheizt. Dazu passen auch die Übernahmen der letzten Jahre. Ich könnte mir vorstellen, dass mancher Anleger und Berater in dieser Angelegenheit schon in absehbarer Zeit Post von seiner „Plattform“ erhält und die Karten unter den Platzhirschen neu gemischt werden.