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Manuel Heyden im Gespräch „Der reflektierte Anleger ist mein Ideal“

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Welche Grundsätze sollten Anleger beim Aufbau eines solchen Basisportfolios beachten?

Heyden: Aus meiner Sicht ist hier eine weite Streuung fundamental. Beschränkungen auf einzelne Märkte oder Länder erhöhen regelmäßig das Risiko. Wer einfach eine große Bandbreite an Aktien abbilden will, kann zum Beispiel ETFs einsetzen, die sich an weltweiten Indizes orientieren.

Um das Depot zu stabilisieren, sollte das Basisportfolio eher seltener umgeschichtet werden. Für die eigenen Akzente in der Investment-Performance kann man dann guten Gewissens den Rest des Depots einsetzen.

Wie sieht Ihr Kostenmodell aus?

Heyden: Ab 250 Euro Ordervolumen ist der Handel von Aktien und ETFs bei uns kostenlos. Das Handeln noch kleinerer Positionen kostet einen Euro pro Trade. Depotgebühren oder Negativzinsen für Cash-Guthaben gibt es bei uns nicht. Unsere Einnahmen generieren wir vorwiegend über Rückvergütungen der Börsenplätze für die abgeschlossene Aufträge.

Bei unseren Hebelprodukten verdienen wir branchenüblich an bestehenden Spreads und beziehen insoweit Finanzierungskosten. Dadurch, dass viele Prozesse bei uns mittlerweile automatisiert sind, und dank unserer derzeitigen Firmenstruktur schaffen wir es, unseren Kostenaufwand niedrig zu halten und können das dann in Form von Preisvorteilen gut an unsere Kunden weitergeben. 

Wie lauten Ihre Business-Ziele?

Heyden: Wir sind seit unserem Start vor drei Jahren in Deutschland und Österreich stark gewachsen, im Durchschnitt um 207 Prozent pro Jahr. Im Jahr 2020 wurden über 1 Million Wertpapiertransaktionen über unsere Plattform ausgeführt. Das war für uns ein erster wichtiger Meilenstein und zeigt, dass unser Angebot auf eine große Nachfrage gerade in der jungen Generation stößt. Umso erfreulicher war es daher, dass wir im März in einer neuen Finanzierungsrunde 30 Millionen US-Dollar erhalten haben.

Damit wollen wir Nextmarkets auf sechs weiteren europäischen Märkten etablieren und sind jetzt auch in den Niederlanden, Spanien und Frankreich aktiv. Natürlich ermöglicht uns das Kapital auch weiter an neuen Innovationen in unserer Produktpalette zu arbeiten.

Die FDP schlägt eine Aktienrente vor. Haben Sie schon Kontakt aufgenommen mit Christian Lindner?

Heyden: Wir stehen zwar nicht in unmittelbarem Kontakt, aber ich halte die Idee einer Aktienrente richtig angewendet grundsätzlich und gleich aus mehreren Gesichtspunkten für ein vielversprechendes politisches Vorhaben. Der Finanzmarkt stellt vielfach Möglichkeiten zur Gestaltung eines risikoaversen Portfolios aus Immobilien, Indizes und Rohstoffen bereit, die als Grundlage einer Aktienrente taugen können.

Das könnte die Altersvorsorge vor den derzeit anhaltenden Inflationsrisiken schützen. Durch den Zahlungszufluss aus einem Renten-Staatsfonds der analog zu skandinavischen Vorbildern auch in Dax- und MDax-Unternehmen investiert, würde außerdem die deutsche Wirtschaft zusätzlich gestärkt.

Die Einführung eines Aktienrentenfonds könnte auch der Auftakt dafür sein, grundsätzlich über das Thema Investment-Bildung in Deutschland nachzudenken. Denn anders als die Sparkultur hat das Verständnis der Aktienmärkte hierzulande noch viel Entwicklungspotential. Einen solchen Prozess wollen wir als Neobroker mit Bildungsanspruch gerne unterstützen.

Zu guter Letzt: Welche Aktie haben Sie zuletzt gekauft? Und welcher Fonds ist Ihr aktueller Favorit?

Heyden: Mit unserer Expansion in Europa sind bei mir persönlich vor allem europäische Nebenwerte in den Fokus gerückt. Eine der letzten Aktien, die zu meinem Portfolio hinzugekommen sind, war die des portugiesischen Postunternehmens CCT Correios, das mit vielen Immobilien über eine solide Wertbasis verfügt und gleichzeitig vom gestärkten E-Commerce über Paketdienstleistungen profitiert.

Welches Potenzial in den teilweise für antiquiert gehaltenen Zustellern steckt, hat auch die beeindruckende Performance der Deutschen Post gezeigt. Was Fonds angeht, finde ich den Best of Lithium Index aktuell spannend. Im Hinblick auf den Ausbau der batteriebedürftigen Elektromobilität scheint der Markt vor einem nachhaltigen Aufschwung zu stehen.




Über den Interviewten:
Manuel Heyden gründete im März 2014 den Neobroker Nextmarkets. Im Oktober 2008 rief er bereits den Londoner Trading-Dienstleister Ayondo ins Leben. Bei ABN Amro arbeitete Heyden zuvor als Leiter Software-Entwicklung.

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