Vermögensverwalter erklärt September-Effekt – ein volatiler Monat liegt hinter uns
Der sogenannte „September-Effekt“ ist bereits seit längerer Zeit ein Thema für Finanzanalysten. Historisch gesehen tendiert der Markt in diesem Monat dazu, schlechter abzuschneiden als im restlichen Jahr. Warum dies so ist, konnte noch nicht eindeutig geklärt werden. Einige Forscher argumentieren, dass der Effekt nicht zuverlässig auftritt und lediglich Zufall ist.
Dennoch zeigte eine Studie von Fang et al. (2018) auf, dass länderübergreifend die Aktienmärkte nach längeren Ferien schlechter abschnitten. Demnach wäre eine mögliche Erklärung die langsamere Verarbeitung von negativen Informationen aufgrund der Urlaubssaison. Eine Untersuchung von J.P. Morgan Wealth Management schreibt den Effekt, neben anderen möglichen Auslösern, schlussendlich auch simpler Marktpsychologie zu. Demnach würde die Erwartung eines schlechten Septembers wie eine selbsterfüllende Prophezeiung dazu führen, dass Marktteilnehmer vorsichtiger agieren und sich dadurch die Märkte schlechter entwickeln.
Hoffnung auf versöhnliches Jahresende bleibt
Auch in diesem September befanden sich die Märkte in einer Korrekturphase. Ob diese Korrektur auf saisonale Faktoren oder auf Gewinnmitnahmen nach den beeindruckenden Kursgewinnen der ersten Jahreshälfte zurückzuführen ist, bleibt unklar. Einige Investoren werden aber zunehmend ungeduldig, obwohl der S&P 500 trotz eines Rückgangs von etwa 7 Prozent seit den Höchstständen im Juli immer noch einen Gesamtanstieg von über 11 Prozent seit Jahresbeginn verzeichnet.
Historisch betrachtet zeigt sich das vierte Quartal oft freundlicher als die vorherigen Monate. Viele Anleger warten gespannt darauf, ob die Märkte sich erholen und zu alten Höchstständen zurückkehren werden. Während die schlechten Nachrichten über Zinserhöhungen, Konjunktursorgen und Gewinnrückgänge der Unternehmen größtenteils schon verdaut sein dürften, fehlen dem Markt derzeit aber noch klare Impulse für ein starkes viertes Quartal. Während der September-Effekt uns rätselhaft bleiben mag, bleibt die Hoffnung auf ein erfolgreiches viertes Quartal bestehen, wenn auch mit einer gewissen Zurückhaltung.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Lange Sicht statt Kurzfrist-Trends
Die Aussichten auf ein Kursfeuerwerk sind dabei eher verhalten, obwohl aufgrund saisonaler Muster möglicherweise hohe Erwartungen gebildet wurden. Auch die Hoffnung vieler Marktteilnehmer auf baldige Zinssenkungen birgt großes Potenzial für Enttäuschungen. Es bleibt ratsam, weiterhin eine langfristige Perspektive beizubehalten und nicht blind auf saisonale Trends zu setzen.
Insgesamt steht der Finanzmarkt weiterhin vor Herausforderungen – Zinsentwicklung, Inflation und Unternehmensgewinne bleiben Schlüsselthemen, und Anleger sollten ihre Portfolios sorgfältig diversifizieren und auf mögliche Risiken vorbereitet sein.
Über den Autor:
Georgios Passameras ist Portfoliomanager bei der GAP Vermögensverwaltung in Köln.