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Interview mit Tony Kim „Der Tech-Aufschwung wird sich unweigerlich fortsetzen“

Tony Kim managt für BlackRock den milliardenschweren BGF World Technology Fund
Tony Kim managt für BlackRock den milliardenschweren BGF World Technology Fund: Mittelfristig sollte die Inflation wieder auf 2 bis 4 Prozent zurückgehen. Tech-Aktien erhalten dann neuen Auftrieb. | Foto: BlackRock

Herr Kim, im Auftrag der Anleger beschäftigen Sie sich seit 25 Jahren mit Tech-Aktien. Viele sind verunsichert, weil Tech-Aktien in der Breite zuletzt stark nachgegeben haben. Wie sehen Sie die aktuelle Lage?

Tony Kim: In unserem Portfolio haben wir in der jüngsten Abwärtsphase leichte Anpassungen vorgenommen, aber der Ausblick auf die nächsten Jahre ist fundamental gut. Was viele Anleger zum Verkaufen bringt, ist die Inflation. Die ist derzeit so hoch, wie ich es in 25 Jahren noch nicht gesehen habe. Natürlich belasten steigende Zinsen seit jeher die Aktienkurse, das ist eine alte Börsenweisheit. Doch in den vergangenen 25 Jahren hat es mehrmals Ereignisse gegeben, bei denen Tech-Werte zwar schwer unter Druck kamen, sich aber relativ rasch wieder erholt haben.

Könnten Sie diese Beobachtung näher erläutern?

Kim: Im Jahr 2000 platzte die Dotcom-Blase, im nächsten Jahr begannen die Kurse bis zur Finanzkrise 2008/09 wieder zu steigen. Auch in den darauffolgenden Jahren ging es ungeachtet zeitweiliger Volatilität weiter nach oben, bis die Covid-19-Krise für einen erneuten Kursrutsch sorgte. Unsere Erkenntnis: Zumeist entwickelt sich der Tech-Sektor um Schock-Events herum relativ gut. An diesem Bild konnten auch hohe Federal-Funds-Rates, die bei einem bis 5 Prozent um die einschneidenden Marktereignisse in den vergangenen Jahrzehnten lagen, aber auch zehnjährige Anleiherenditen in Höhe von 4 bis 5 Prozent nichts ändern.

Wir leiten daraus ab: Auch wenn die Inflation aktuell bei 7 Prozent liegt und sowohl die Fed-Funds-Rate, also der Zinssatz, zu dem die US-Finanzinstitute Geld untereinander leihen, als auch die zehnjährigen Anleiherenditen leicht nach oben gehen, dürfte sich der Tech-Sektor mit Blick auf die Vergangenheit bald wieder fester zeigen.

Dabei ist sicherlich nicht zu vergessen: 2021 war ein überaus starkes Jahr für Tech. Vor diesem Hintergrund liegt es nahe, dass die Kurse zuletzt nachgegeben haben, oder?

Kim: Genau betrachtet entwickelten sich 2021 viele Tech-Aktien verhalten, während nur einige ganz obenauf waren. Warum? Anleger setzen in unsicheren Marktphasen bevorzugt auf Ultra-Cap-Unternehmen, weil diese hohe Cashflows erzielen.

Wie sieht es in diesem Zusammenhang eigentlich im Portfolio des BGF World Technology aus? Wie ist hier das Verhältnis von Unternehmen, die Cashflow erzielen, und solchen, die dafür länger brauchen?

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Kim: Im BGF World Technology setzen sich 93 Prozent des Portfolios aus Unternehmen zusammen, die Cashflows erzielen. Nur 7 Prozent machen noch keine Gewinne.

Wohl gute Voraussetzungen für weiteres Wertschöpfungspotenzial. Zunächst müssten allerdings die Inflation und die steigenden Zinsen an den Märkten abgearbeitet werden. Wie fällt Ihre Einschätzung zur Inflation aus? Bleibt sie hoch oder ist sie ein vorübergehendes Phänomen?

Kim: Der Tech-Markt steht und fällt mit der Inflationsentwicklung. 2022 sind vier bis fünf Fed-Zinsschritte zu erwarten. Aber weil die Zinsen über Jahre hinweg immer tiefer und bis in den negativen Bereich gefallen sind, haben wir letztlich eine flache Zinskurve – auch wenn die Fed ihre Zinsen beherzt erhöht. Die Inflation hängt mit den Lieferkettenproblemen und der derzeit hohen Nachfrage zusammen und dürfte noch in diesem Jahr zurückgehen. Bis zum Ende dieses Jahres sehen wir womöglich schon wieder Normalität. Ob Zweitrundeneffekte und Lohnsteigerungen die Inflation treiben, ist noch nicht ausgemacht. Mittelfristig sollte die Inflation wieder auf 2 bis 4 Prozent zurückgehen.