Goldstratege blickt auf 2022 zurück „Der US-Dollar ist der wahre Konkurrent für Gold“
Es ist eindeutig zu früh, zu sagen, welche Rolle Bitcoin und Kryptowährungen in einem Portfolio spielen werden. Die Entwicklungen im Dezember stellen jedenfalls einen Rückschlag in diesem Erkenntnisprozess dar. Solange dies nicht besser verstanden und sich im Laufe der Zeit bestätigen wird, haben Kryptowährungen es schwer, Goldanlegern die Schau zu stehlen.
Der wahre Konkurrent für Gold im Jahr 2022 ist der US-Dollar. Die Anleger stehen vor der Entscheidung, ob sie Gold halten sollen, um ihre Portfolios vor hoher Inflation und geopolitischen Spannungen zu schützen, oder ob sie ihre Bestände angesichts weltweit steigender Zinssätze reduzieren sollen.
In einem Umfeld steigender Zinsen und geringerer Inflationsaussichten infolge der geldpolitischen Straffungsprogramme der Fed und anderer Zentralbanken haben sich die Anleger für die Sicherheit des US-Dollars entschieden und ihn auf sein 20-Jahres-Hochs getrieben. Das war in diesem Jahr der größte Gegenwind für Gold.
Gold – Aufwärtstrend voraus
Es ist davon auszugehen, dass sich der Goldpreis in nächster Zeit weiterhin in der Spanne von 1.700 bis 1.800 US-Dollar pro Unze bewegen wird. Wenn die Inflation auf oder nahe dem aktuellen Niveau bleibt, werden die Realzinsen wahrscheinlich im negativen Bereich bleiben. Das dürfte den Goldpreis stützen. Eine Straffungspause bei der Geldpolitik der Fed wäre wahrscheinlich ein starker Katalysator für Gold. Der Goldpreis könnte jedoch auch vor einer Pause oder einem Schwenk der Fed anziehen. Die jüngste Entwicklung des Goldpreises im Anschluss an den Verbraucherpreisindex-Bericht für Oktober ist ein perfektes Beispiel dafür: Der Goldpreis brach aus, als der Markt davon ausging, dass sich die Zinserhöhungen der Fed bald verlangsamen könnten. Auch während des letzten Straffungszyklus erholte sich der Goldpreis deutlich, bevor die Fed eine Pause einlegte.
Der Goldpreis ist aus seinem jüngsten Abwärtstrend ausgebrochen und notiert deutlich über 1.700 US-Dollar pro Unze. Es sieht nun so aus, als ob der Goldpreis wieder in den längerfristigen Aufwärtstrend zurückkehren könnte, der seit 2016 anhält. Dies stellt für Gold eine bedeutende Entwicklung dar.
Über den Autor:
Joe Foster ist Portfoliomanager bei der Investmentgesellschaft Vaneck.