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MLP-Spezialistin über den Höchstrechnungszins Versicherungs-Markt als Flickenteppich

Rentner unterwegs
Rentner unterwegs: Für die Renditen von Lebens- und Rentenversicherungen sieht es derzeit grau aus. | Foto: Pavlofox / Pixabay.com

Die Niedrigzinsphase ist kaum noch als solche zu bezeichnen. Denn die Phase ist längst zu einem Dauerzustand geworden, und sie bewegt sich nicht mehr auf einem niedrigen, sondern auf einem Null-Niveau. So ist der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) in den vergangenen zwölf Jahren von damals 4,25 Prozent auf den heutigen Stand von null gesunken. Und es ist – insbesondere nach Beginn der Corona-Krise – nicht absehbar, wann er denn wieder steigen wird. Kurzum: Dauer und Ausmaß dieser Zinspolitik sind in der Geschichte bislang beispiellos.

Die europäische Geldpolitik und der faktisch nicht mehr vorhandene Zinssatz gehen an der Versicherungsbranche nicht spurlos vorbei. So ist die Gesamtverzinsung bei der klassischen Rentenversicherung, also die Summe aus der laufenden Verzinsung und dem Höchstrechnungszins, seit Jahren rückläufig.

Betrug sie vor zehn Jahren noch 4,2 Prozent, war sie vor fünf Jahren bereits auf 3,16 Prozent gesunken und beläuft sich heute nur noch auf 2,29 Prozent. Zugleich ist der Höchstrechnungszins, also die Mindestverzinsung, die Versicherer ihren Kunden auf deren Sparbeträge zusichern, mehrfach gesenkt worden, zuletzt vor fast vier Jahren von 1,25 Prozent auf aktuell 0,9 Prozent. Doch selbst dieser Satz steht wieder in Frage: Schließlich hat sich das Zinsumfeld weiter verschlechtert und macht es den Versicherern immer schwerer, die den Kunden versprochene Zinsgarantie zu erwirtschaften.

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Absicherungen in Milliardenhöhe

Hinzu kommt: Die Versicherer haben viele ältere Policen im Bestand, die den Kunden nicht nur eine Mindestverzinsung von 0,9 Prozent zusichern, sondern teils deutlich mehr. Zehn Jahre alte Policen zum Beispiel beinhalten noch eine Zinsgarantie von 2,25 Prozent, 20 Jahre alte Policen von bis zu 4 Prozent. Um die Leistungen in diesem Bestand langfristig sichern zu können, müssen die Assekuranzen seit dem Jahr 2010 eine zusätzliche Reserve aufbauen, die sogenannte Zinszusatzreserve. Per Ende 2019 hatte die Branche zu diesem Zweck bereits 75 Milliarden Euro auf die hohe Kante gelegt. Und sollte das derzeitige Zinsniveau konstant bleiben, so wird sich diese bilanzielle Vorsorge Prognosen der Rating-Agentur Assekurata zufolge in den kommenden zehn Jahren auf 150 Milliarden Euro verdoppeln, um die Ansprüche der Kunden langfristig noch bedienen zu können.

Die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) sah bereits Ende 2019 Anlass zum Handeln und empfahl die Senkung des Höchstrechnungszinses auf 0,5 Prozent. Eine entsprechende Vorgabe des Bundesfinanzministeriums wurde noch für dieses Jahr erwartet, doch sie blieb nicht zuletzt aufgrund der Herausforderungen durch die Corona-Pandemie aus.

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