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„Der Westen ist am Ende“ Max Otte erwartet Weltwirtschaftskrise und Währungsreform

Max Otte
Max Otte
Freie Märkte? Haben wir nicht. Nirgendwo. Diese Überzeugung äußerte Max Otte in einem Interview mit der Wirtschaftswoche. Die ganze Welt sei mittlerweile kartellisiert, so der renommierte Börsenexperte und Vermögensverwalter. In der Finanzwelt regieren Goldman Sachs und Blackrock, in der IT-Industrie Microsoft, Google, Apple und IBM, so Otte. Auch in anderen Branchen bestimmen laut Otte wenige Anbieter über den gesamten Markt. Und letzten Endes stünden die USA dahinter - eine Weltmacht, die derzeit einen Wirtschaftskrieg gegen Russland führen würde.

Kriegsrisiko so hoch wie seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr

„Das Risiko kriegerischer Auseinandersetzungen ist so hoch wie seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr – vielleicht abgesehen von der Kuba-Krise“, erklärt Otte. Und sollte ein Krieg ausbrechen - oder der bestehende Wirtschaftskrieg sich verschärfen, würden wir eine Weltwirtschaftskrise bekommen. Damit wäre die Situation sogar noch schlimmer als die Krise 2008.

Dass Russlands Präsident Wladimir Putin nachgeben und so die Krise sowohl in Russland als auch in der westlichen Welt abwenden würde glaubt Otte nicht. Auch auf Seiten der USA sieht er keine Kompromissbereitschaft. „Amerika will diese Auseinandersetzung, um Russland in die Knie zu zwingen“, sagt er. Die USA sehen die Chance zur Expansion, Putin wehrt sich – und Merkel zeigt sich amerikahörig, trotz drohender Gefahr eines Kriegs in Europa.

An ein baldiges Ende der Russland-Krise glaubt Otte nicht. „Russland hat eine relativ geringe Staatsverschuldung: Die können das schon noch ein oder zwei Jahre durchhalten“, sagt er. Was dann passiert, sei schwer vorherzusagen.

Vorbereitungen aufs Endspiel

„Die ganze Sache hat schon einen gewissen Endspielcharakter“, so Otte. Neben dem Umgang mit Russland kritisiert der Börsenprofi die Politik der Notenbanken, die sich „mehr und mehr als Sackgasse“ erweise. „Die zunehmenden staatssozialistischen Maßnahmen ziehen nicht mehr, der Westen ist also auch am Ende“, folgert er. „Nach dem Finale kommt es sicher zur Neuordnung des Währungssystems, vielleicht kommt ein Schuldenschnitt oder etwas in der Art.“

Doch ganz so pessimistisch wie er sich im Gespräch mit der Wirtschaftswoche gibt ist Otte wohl doch nicht. Schließlich gibt er zu, zyklische Aktien gekauft zu haben. Überhaupt seien Aktien eine der beiden Anlageklassen, um sich gegen die Krise zu wappnen, so Otte. Privatanlegern empfiehlt er Dividendenpapiere großer stabiler Ölfirmen und Nahrungsmittelkonzerne, Konsumwerte wie Nestlé, Procter & Gamble, Beiersdorf und Henkel, sowie Aktien von Autokonzernen und Pharma-Riesen. Vor allem Firmen, die in den USA sitzen, seien interessant, da sie von der dort sehr aktiven Industriepolitik profitieren. Dafür sei Amerika schon ein bisschen teurer als andere Regionen, gemessen daran kosten viele europäische Aktien nur ein Drittel. „Deswegen steckt in unseren Fonds auch viel Europa – auch wenn das im Moment nicht hilft“.

Dax kann auf bis zu 12.000 Punkte steigen

Auch für deutsche Aktien sieht Otte noch Potenzial. „Wenn die Situation politisch stabil bleibt, kann der Dax im kommenden Jahr auch noch auf 11.000 bis 12.000 Punkte steigen“, sagt er.

Neben Aktien hält Otte Goldminen-Titel und physisches Gold im Portfolio seines Fonds. „Wenn es rummst, ist physisches Gold eine echte Absicherung, also ein Vermögenswert, der sich gegen den Markt entwickeln sollte“, sagt er. Die Goldminen in seinem Fonds seien hingegen eine aggressivere - und selbst zum jetzigen Goldpreis profitable - Investition.

Von Rentenpapieren hingegen hält Otte derzeit nichts. „Wir würden uns mit Anleihen beschäftigen, wenn es dort vernünftige Chance-Risiko-Verhältnisse gäbe; aber davon sind wir weit entfernt“. Die Renditen für diese Anlageklasse bewegen sich laut Otte auf einem „grotesk niedrigen Niveau“ und sind den Aufwand nicht wert.

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