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Aktienchefs von Deutsche AM Thomas Schüßler und André Köttner: Deutsche Aktien haben Luft nach oben

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Auch wenn China regelmäßig als überragender Nachfragemotor für die deutsche Wirtschaft genannt wird, darf man nicht vergessen, dass die Europäische Union mit rund 60 Prozent Anteil an deutschen Exporten die wichtigste Exportregion für Deutschland bleibt. Entsprechend profitieren die deutschen Firmen derzeit vor allem von der Wachstumsdynamik auf dem Heimatkontinent. Schließlich hat die Eurozone aller Voraussicht nach das zweite Jahr in Folge ein höheres Bip-Wachstum als die USA erzielt. Wir
rechnen damit, dass das Bip-Wachstum in der Eurozone 2017 2,3 Prozent erreicht hat, ein deutlicher Anstieg gegenüber den 2016 verzeichneten 1,7 Prozent.

Für 2018 gehen wir zwar mit 2,0 Prozent von einem Rückgang der Wachstumsdynamik aus. Doch kommt auch diese leichte Abkühlung nicht ungelegen, da auch so das Wachstum immer noch deutlich über dem von uns veranschlagten Potenzial von 1 bis 1,2 Prozent läge. Auch in Deutschland erwarten wir einen leichten Rückgang von 2,4 Prozent 2017 auf 2,1 Prozent im laufenden Jahr. Die Stimmung sowohl in Deutschland als auch in der Eurozone bewegt sich derweil weiter auf Rekordhöhen.

Wird der Aufschwung in Europa vor allem durch den regeren Konsum getragen, gehen wir in Deutschland zudem von einer weiteren Belebung der Investitionstätigkeit aus, die auch der hohen Kapazitätsauslastung geschuldet ist.

Als Risiko für die Investitionstätigkeit hierzulande bleibt jedoch, dass sich der US-Präsident dieses Jahr etwas intensiver seinen protektionistischen handelspolitischen Vorhaben widmen könnte, worunter der Welthandel leiden könnte. Auch das genaue Gegenteil dieses Szenarios halten wir für ein Risiko: eine Überhitzung der Wirtschaft. Sei sie durch eine Beschleunigung des Welthandels oder durch eine heiß laufende Binnenwirtschaft, wie sie sich vor allem in den USA entwickeln könnte, getrieben. Sollten die Inflationserwartungen daraufhin deutlich ansteigen, könnten sich die Zentralbanken gezwungen sehen, die Zügel deutlicher als erwartet anzuziehen. Diese Gefahr würden wir tendenziell eher in den USA als in Europa verorten, auch wenn die Folgen global zu spüren sein dürften.

Derzeit rechnen wir in der Eurozone mit einer recht stabilen Inflationsentwicklung. Nach 1,5 Prozent im vergangenen Jahr gehen wir von 1,4 Prozent Konsumentenpreisinflation im laufenden Jahr aus. In den USA hingegen erwarten wir 1,8 Prozent, nach 1,5 Prozent im abgelaufenen Jahr. Das Risiko liegt aber aufgrund der Steuerreform und möglicher weiterer protektionistischer Maßnahmen in einem stärkeren Anstieg. Vorerst profitieren Aktien weiterhin von der historisch lockeren Geldpolitik der großen Zentralbanken.

Von der sich momentan bildenden Regierungskoalition in Deutschland hingegen erwarten wir uns für die Gesamtwirtschaft kaum nachhaltig wirkende Impulse, ob im positiven oder im negativen Sinne.

Der Dax hat Luft bis 15.000 auf Zweijahressicht

Ein Blick auf die Veränderungen der Konsensgewinnschätzungen hilft, unsere positive Einschätzung deutscher Aktien zu verstehen. Die Grafik zeigt, dass die 2018er Gewinnschätzungen für den Dax seit Anfang 2017 um fünf Prozent nach oben angepasst wurden. Das widerspricht nicht nur den gängigen Mustern - in der Vergangenheit mussten Analysten ihre Schätzungen im Laufe des Jahres meist nach unten korrigieren -, sondern damit belegen die Dax-Firmen zudem im globalen Maßstab einen vorderen Platz. Die Stabilität über die letzten Wochen erstaunt dabei angesichts des stärkeren Euros umso mehr, da die Analysten hier sonst meist recht zügig die negativen Translationseffekte berücksichtigen.

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