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Aktienchefs von Deutsche AM Thomas Schüßler und André Köttner: Deutsche Aktien haben Luft nach oben

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Wir erwarten für den Dax ein Gewinnwachstum von 8,0 Prozent für das laufende Jahr in Einklang mit dem 2017er Wachstum. Selbst wenn die Kursgewinne des Dax über die vergangenen zwei Jahre auch von einer Ausweitung der Bewertungsmultiplikatoren getragen wurden, so zeigt die untere Grafik doch, dass das KGV-Band über die vergangenen fünf Jahre recht stabil war. Um unser Kursziel von 14.100 für Ende 2018 zu erreichen, rechnen wir mit keiner weiteren Ausweitung des KGV. Zwar spricht die stimulierende Zentralbankpolitik sowie der synchrone Aufschwung bei gleichzeitig immer noch moderater Inflation unseres Erachtens generell für höhere Bewertungsmultiplikatoren. Auf der anderen Seite wollen wir aufgrund des fortgeschrittenen Stadiums dieses Zyklus, der ungewissen Folgen des Endes der extrem lockeren Geldpolitik, sowie der mittelfristigen Fragezeichen über Chinas Wirtschaftsmodell auch nicht zu euphorisch werden.

Grafik: Bewertung vom Dax weniger ausgereizt als vom S&P 500

Quelle: Factset Research Systems Inc.; Stand: 08.02.2018; *basierend auf Konsensgewinnschätzungen für die nächsten zwölf Monate

In den USA hat der S&P 500 in den vergangenen Jahren deutlich stärker von einer Bewertungsausweitung profitiert. Auch nach dem Marktrücksetzer notiert er noch 17 Prozent über dem 15-Jahresdurchschnitt, beim Dax sind es lediglich 9 Prozent. In KGV-Punkten gemessen ist die Prämie des S&P 500 gegenüber dem Dax damit so hoch wie nie in den vergangenen Jahrzehnten.

Überhaupt zum Vergleich mit dem S&P 500. Die untere Grafik zeigt, dass es in den vergangenen 25 Jahren drei längere Phasen gab, in welcher der Dax gegenüber dem S&P klar besser oder schlechter lief. Ob die seit zwei Jahren beobachtbare Konsolidierung bereits das Ende der mittlerweile fast zehn Jahre dauernden Schwächephase des Dax gegenüber dem S&P 500 darstellt, wollen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht beurteilen. Für eine absolute Dax-Kursprognose scheint der Vergleich mit den USA zwar überflüssig. Doch letztlich sind es immer auch relative Betrachtungsweisen, welche die großen Investoren dazu bewegen, ihre Gelder von einer Region in eine andere zu verschieben.

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Die Grafik soll zudem einen weiteren Aspekt verdeutlichen, der für global agierende Investoren wichtig ist: den der richtigen Positionierung angesichts größerer Währungsverschiebungen. Wie wir unten noch weiter ausführen werden, mindert ein starker Euro für einen internationalen Investoren die Attraktivität des europäischen Marktes keineswegs.

Im Gegenteil: im Vergleich zum S&P 500 profitiert der Dax deutlich von einem stärkeren Euro. Das scheint auf den ersten Blick aufgrund der Währungsaufwertung zwingend. Denn warum sollte ein US-Investor in Erwartung eines schwächeren Euros in deutsche Exportfirmen investieren, wenn er anschließend seine in Euro erzielten Aktienkursgewinne in (weniger) Dollar tauschen muss. An der relativen Attraktivität eines Aktienindex eines Landes gegenüber einem anderen Land ändert sich durch Wechselkursverschiebungen damit sogar noch weniger als eine absolute Betrachtung suggerieren würde. Selbst wer davon ausgeht, dass ein starker Euro deutschen exportorientierten Firmen schadet, erkennt an der Grafik, dass aus Sicht eines (internationalen) Anlegers der Währungsanstieg die negativen realwirtschaftlichen Faktoren überkompensiert.

Doch auch dieser Aspekt wird unseres Erachtens überbewertet, wie wir im folgenden Absatz erläutern. Auch ein Blick auf die Dax-Entwicklung (diesmal in Euro) gegenüber dem handelsgewichteten Euro zeigt dies.

Grafik: Euro-Kurs und Dax

Quelle: Thomson Reuters Datastream; Stand: 08.02.2018

Aufgrund der starken Exportabhängigkeit der deutschen Wirtschaft ist der Wechselkurs für Unternehmen und Anleger stets ein übergeordnetes Thema. Die Bedeutung für die Börsenkurse wird unseres Erachtens jedoch regelmäßig überschätzt. Zwar ist das enge Zusammenspiel zwischen Euro und Dax auf kurze Sicht regelmäßig beobachtbar - der Dax schwächelt also, wenn der Euro fester notiert. Doch auf längere Sicht bleibt von dieser Korrelation wenig übrig. Von einem schwächeren Wechselkurs bis zu besseren Absatzbedingungen im Ausland, höheren Gewinnen und einem steigenden Aktienkurs ist es meist ein langer, manchmal sogar ein gar nicht enden wollender Weg.

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