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Deutsche Aktuarvereinigung „Altersvorsorge braucht flexible Rentenprodukte“

Roland Weber: Der bisherige Vorstandschef der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) hat sein Amt jetzt an Guido Bader übergeben, der für die kommenden zwei Jahre an die Spitze des Vereins gewählt wurde. Weber wird aber weiterhin dem Vorstand angehören, den der stellvertretende Vorsitzende Herbert Schneidemann komplettiert.
Roland Weber: Der bisherige Vorstandschef der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) hat sein Amt jetzt an Guido Bader übergeben, der für die kommenden zwei Jahre an die Spitze des Vereins gewählt wurde. Weber wird aber weiterhin dem Vorstand angehören, den der stellvertretende Vorsitzende Herbert Schneidemann komplettiert. | Foto: Deutsche Aktuarvereinigung e.V.

Die gesetzliche Rentenversicherung ist an ihrer Belastungsgrenze angekommen. Wir appellieren an die Politik, die dauerhafte Stabilität der umlagefinanzierten Rente in den Mittelpunkt der Rentenpolitik zu stellen und den Versicherungscharakter der wichtigsten Säule des Alterssicherungssystems unbedingt zu erhalten.

Hierzu gehört vor allem, die Finanzierung der gesetzlichen Rente zu stabilisieren und das darf nicht nur über noch höhere Steuerzuschüsse geschehen, die bereits heute rund ein Viertel der Einnahmen der Rentenversicherung ausmachen. Vielmehr müssten alle Stellschrauben nachjustiert und analysiert werden, wozu neben dem Beitragssatz, dem Rentenniveau oder dem Renteneintrittsalter auch die Anzahl von erwerbsfähigen Zuwanderern und das Lohnwachstum gehörten.

Daneben sehen wir den Bedarf, die gesetzliche Rente wie die betriebliche und private Altersvorsorge noch stärker als bisher an langfristigen Prognosen auszurichten. Die Politik muss im Interesse der Versicherten den Mut entwickeln, auch über das Jahr 2030 hinauszublicken. Diesbezüglich sieht die DAV auch die eingesetzte Rentenkommission in der Verantwortung, Vorschläge für die dauerhafte Finanzierbarkeit des deutschen Altersvorsorgesystems zu unterbreiten.

Viele Bürger überschätzen ihre Ersparnisse

Daneben betonn wir aber auch die Notwendigkeit jedes Einzelnen, zusätzlich für den Lebensabend vorzusorgen, um in Anbetracht der größer werdenden Rentenlücke den Lebensstandard im Alter zu halten. Viele unterschätzen nicht nur ihre eigene Lebenserwartung, sondern überschätzen auch, wie lange ihre Ersparnisse reichen. So zeigen Berechnungen, dass selbst bei 2 Prozent Jahreszins ein Kapitalstock von 100.000 Euro bereits nach neun Jahren und einem Monat komplett verbraucht ist, wenn daraus eine monatliche Rente von 1.000 Euro entnommen wird.

Die Zahlen belegen: Die Menschen brauchen Transparenz, um qualifizierte Entscheidungen für die Altersvorsorge treffen zu können. Von daher unterstützt die DAV auch den Vorstoß der Bundesregierung zur Einführung einer säulenübergreifenden Renteninformation. Die Aktuare Deutschlands werden ihr Fachwissen und ihre langjährige Expertise im Umgang mit großen, sensiblen Datenmengen in den Aufbau der Renteninformation einbringen, um praktikable Lösungsansätze zu entwickeln und dem Wunsch der Deutschen nach Planbarkeit Rechnung zu tragen.

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Absolute Zinsgarantien schwieriger umsetzbar

Da das Bedürfnis nach Planungssicherheit aber bei jedem Bürger unterschiedlich ausgeprägt ist, bedürfe es in Zeiten der anhaltenden Tiefzinsphase und volatiler Aktienmärkte aber auch atmender Altersvorsorgekonzepte. Absolute Zinsgarantien werden im Niedrigzinsumfeld immer schwieriger umsetzbar. Deshalb haben sich die Aktuare bereits vor Jahren für die Einführung flexibler Produkte eingesetzt.

Diese beinhalteten neben Garantiekomponenten auch chancenorientierte Bestandteile, die auf der einen Seite höhere Renditen ermöglichten, auf der anderen Seite aber auch risikobehafteter seien. Letztlich muss jeder Bürger für sich selbst entscheiden, in welche Richtung das persönliche Anlagependel zwischen kompletter Sicherheit und hoher Renditechance ausschlägt.

Reine Beitragszusage im Zuge des BRSG

Ein zuletzt vielfach diskutiertes Beispiel für moderne Vorsorgekonzepte ist die im Zuge des Betriebsrentenstärkungsgesetzes (BRSG) 2018 eingeführte reine Beitragszusage. Bei dieser wird aus der Garantierente eine Zielrente. Dieser kleine, aber feine Unterschied eröffnet Gestaltungsspielräume. Dadurch werde eine kollektiv gesteuerte und auf langfristige Sparprozesse angelegte Kapitalanlage ermöglicht, die von Puffer- und Anpassungsmechanismen flankiert wird. Diese ermöglichten, auch mittelfristige Verwerfungen an den Kapitalmärkten auszugleichen und erhöhten damit die Renditechancen.

Die Aussicht auf ein höheres Rentenniveau hat nach unserer Analyse allerdings auch ihren Preis: Eine einmal gezahlte Rente kann im weiteren Zeitverlauf auch wieder sinken. Die Sozialpartner sind gefordert, für die Arbeitnehmer den bestmöglichen Mittelweg zwischen ausreichender Sicherheit und angemessenem Rentenniveau zu finden. Wir Aktuare werden diesen Entwicklungsprozess wenn gewünscht aktiv begleiten.

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