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Deutsche AM-Vertriebsleiter im Interview „Das ist der Mehrwert des Finanzberaters gegenüber jeder App“

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Würden Sie Ihr Haus als Nettoprofiteur der Niedrigzins-Phase betrachten?

Michalik: Zwei Drittel unseres gesamten verwalteten Vermögens liegt bei der Deutschen AM im festverzinslichen Bereich. In bestimmten Segmenten wie langlaufenden Staatsanleihen, Schwellenländer-Bonds oder Unternehmensanleihen haben wir sehr gute Wertentwicklungen von über 10 Prozent im vergangenen Jahr für unsere Anleger erreicht. In der aktuellen Niedrigzinsphase werden ganz bestimmte Rentensegmente gesucht, und die können wir anbieten.

Allerdings wäre ich vorsichtig, im Zusammenhang mit der Niedrigzinsphase von Profiteuren zu sprechen. Wenn diese Phase noch über Jahre anhält, und danach sieht es aus, stehen der ganzen Asset-Management-Branche noch Herausforderungen bevor.

Quo vadis Aktienfonds: Der oft unter dem Titel „Große Rotation“ vorhergesagte starke Shift von Anleihen in Aktien ist bisher ausgeblieben. Wundert Sie das?

Michalik: Nein, das wundert mich nicht. Der typische Anleger in Anleihen will planbare Erträge bei niedrigen Schwankungen. Der Aktienmarkt befindet sich im Risikoprofil auf einer ganz anderen Stufe, das gilt besonders für die vergangenen Jahre. Dazu kommt, dass viele institutionelle Investoren aufgrund regulatorischer Vorschriften oft nur zu geringen Teilen in Aktien investieren dürfen.

Ist der Sturm auf Aktien nur verschoben?

Michalik: Aktien sind für langfristige Sparziele, für die Altersvorsorge, weiterhin interessant. Ich kann mir vorstellen, dass Anleger stärker auf Aktien schauen, weil typische festverzinsliche Sparpläne keine Erträge mehr bringen. Gute Beispiele, die von Anlegern schon genutzt werden, sind Dividenden-Fonds oder ETFs mit attraktiven regelmäßigen Ausschüttungen. Aber das wird ein Marathon hin zu einer stärkeren Aktienkultur, kein Sturmlauf.

Nicht einmal 15 Prozent der Deutschen im Alter von über 14 Jahren besitzen Aktien oder Aktienfonds. Worauf führen Sie das zurück? Und wie müssen die Vertriebsansätze der Fondsbranche angepasst werden, um diesen Zustand zu ändern?

Michalik: Die Fondsbranche ist in Deutschland in den vergangen 60 Jahren groß geworden über Bankfilialen, Finanzberater, VL-Sparpläne und so weiter. Das hat hervorragend funktioniert; die vom BVI vertretenen Häuser verwalten 2,6 Billionen Euro. Aber junge Menschen wachsen heute mit anderen Kommunikationsmitteln auf, auch mit anderen Erwartungen an die Kundenfreundlichkeit, Transparenz und Erreichbarkeit. Hier müssen alle Fondsgesellschaften sich anstrengen, junge Menschen zu erreichen, auch über soziale Netzwerke. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass das gelingen kann. Kaum eine Dienstleistung lässt sich so gut über digitale Wege vertreiben wie Angebote zur Vermögensanlage.

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