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Sparer in der Realzinsfalle Deutsche parken immer mehr Geld auf dem Girokonto

Kontoauszug eines Girokontos
Kontoauszug eines Girokontos: Auf Sichteinlagen erhalten Sparer keine nennenswerten Zinsen mehr. | Foto: IMAGO / MiS

In den vergangenen 20 Jahren hat sich das Finanzvermögen deutscher Privathaushalte mit einem Plus von 95 Prozent fast verdoppelt. Immer mehr Geld landet dabei auf Girokonten, zeigt eine Studie der Universität Marburg für Union Investment. Seit dem Jahr 2000 ist der Anteil von Bargeld und Sichteinlagen am gesamten Geldvermögen der Bundesbürger demnach von 10 auf 28 Prozent angewachsen. Das Vermögen, das Sparer auf ihren Girokonten parken, stieg innerhalb von zehn Jahren um etwa 960 Milliarden Euro. Alleine in den vergangenen drei Jahren kamen knapp 400 Milliarden Euro hinzu, heißt es.

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Rendite können Sparer damit nicht erzielen. Das zeigt sich laut Studie auch daran, dass Erträge wie Zinsen und Kurszuwächse bei der Vermögenszunahme nur noch einen Anteil von 25 Prozent ausmachen. Vor zehn Jahren lag dieser Wert noch bei 71 Prozent. „Das beachtliche Finanzvermögen der Deutschen ist besonders in den letzten Jahren vor allem durch Konsumverzicht entstanden“, sagt Oscar Stolper, Professor an der Universität Marburg, von dem die Auswertung stammt.

Deutsche verlieren in zehn Jahren 130 Milliarden Euro

Etwa 1.900 Milliarden Euro des gesamten deutschen Finanzvermögens seien Sichteinlagen, deren Realverzinsung, also Zins abzüglich Inflationsrate, in den vergangenen zwanzig Jahren meist negativ war. Innerhalb von zehn Jahren hätten Sparer auf diese Weise in Summe einen Wertverlust von etwa 130 Milliarden Euro erlitten, davon knapp 100 Milliarden Euro allein zwischen 2017 und 2019. Statistisch betrachtet verlor jeder Bundesbürger allein im Jahr 2019 im Schnitt etwa 380 Euro, wie aus der Studie hervorgeht. Ältere Sparer würden dabei immer noch auf bessere Zeiten mit steigenden Zinsen hoffen, jüngere, denen Habenzinsen fremd seien, sich damit zufriedengeben, so die Analyse von Oscar Stolper.

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Grundsätzlich seien junge Menschen aber bereit, sich auf neue Sparformen einzulassen, meint Giovanni Gay, Geschäftsführer von Union Investment. Wie der Vermögensaufbau mit aktienbasierten Anlagen gelingen kann, zeige eine Beispielrechnung auf Basis eines durchschnittlichen Nettogehalts von etwa 2.000 Euro im Monat.

Aktienfondssparer müssen weniger fürs Alter zurücklegen

Eine angestellte 35-jährige Person in Deutschland könne im Alter von 67 Jahren mit einer monatlichen Nettorente nach heutiger Kaufkraft von etwa 1.200 Euro rechnen. Unter der Annahme, dass 80 Prozent des letzten Nettogehalts für die Versorgung im Alter ausreichten, fehlten damit jeden Monat etwa 400 Euro. Bei einem Rentenbezug von 15 Jahren entstehe eine Lücke von 72.000 Euro.

Wer auf dem Girokonto spart, müsse aufgrund der negativen Rendite auf seine Ersparnisse bei Renteneintritt mehr als 90.000 Euro angespart haben. Das sind insgesamt 126 Prozent des erforderlichen Kapitals. Monatlich sei dafür eine Sparrate von 237 Euro notwendig, rechnet Union Investment.

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Bei einem Sparer, dessen Aktienfonds im Mittel die langjährige reale Durchschnittsrendite aller in Deutschland erhältlichen Aktienfonds in Höhe von 6,2 Prozent vor Kosten und Steuern erzielt, sei das anders. Er könne einen Großteil des erforderlichen Vermögens durch Kapitalzuwachs generieren. Mit insgesamt nur 23.600 Euro muss er nur etwa ein Drittel der benötigten 72.000 Euro zur Seite legen. Das gelinge mit einer monatlichen Rate von 61 Euro. Aktienfondssparer müssen demnach monatlich 180 Euro weniger zurücklegen, um für das Alter vorzusorgen.

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