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in Politik & GesellschaftLesedauer: 3 Minuten

Experten schlagen Alarm Konjunktur im Krisenmodus: Wirtschaftsinstitute senken Prognose drastisch

Menschen spazieren durch die Stadt. Im Hintergrund ist ein Slogan an einem Geschäft zu sehen, dass mit 20 Prozent Rabatt potenzielle Käufer locken möchte.
Die Konjunktur in Deutschland bleibt weiter hinter den Erwartungen zurück. | Foto: Imago Images / Funke Foto Services

Die deutsche Wirtschaft steckt in einer tieferen Krise als bisher angenommen. Renommierte Wirtschaftsinstitute haben ihre Konjunkturprognosen für 2024 und 2025 deutlich nach unten korrigiert. Statt des erhofften Aufschwungs droht nun eine längere Stagnationsphase.

Das Münchner Ifo-Institut erwartet für das laufende Jahr ein Nullwachstum – eine drastische Korrektur gegenüber der Juni-Prognose von 0,4 Prozent. Auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zeigt sich pessimistisch und rechnet für 2024 mit einer Stagnation der Wirtschaft. „Die Erholung der deutschen Wirtschaft verläuft weiterhin schleppend und wird durch eine stockende weltwirtschaftliche Entwicklung zusätzlich erschwert“, erklärt DIW-Konjunkturchefin Geraldine Dany-Knedlik.

 

Vielfältige Gründe für den Konjunktureinbruch

Die Gründe für den Konjunktureinbruch sind vielfältig. In der Industrie herrscht eine Investitionsflaute, während die Produktivität seit Jahren stagniert. Viele Unternehmen klagen über eine schwache Auftragslage. Besonders hart trifft es das Baugewerbe und die Industrie. Für 2024 prognostiziert das ifo-Institut hier Rückgänge von 3,1 beziehungsweise 2,0 Prozent. Die deutsche Wirtschaft steht vor gewaltigen Herausforderungen wie Dekarbonisierung, Digitalisierung, demografischem Wandel und geopolitischen Veränderungen.

Trotz sinkender Inflation und potenzieller Kaufkraftgewinne bleiben die Verbraucher zurückhaltend.„Auch die Fußball-Europameisterschaft konnte den privaten Verbrauch nicht anschieben“, so Dany-Knedlik. Die Sparquote liegt aktuell bei 10,8 Prozent – und damit deutlich über dem Vorkrisenniveau, was zeigt, dass die Menschen ihr Geld lieber zurücklegen, statt es auszugeben.

Lichtblick Inflation: Preisstabilität in Sicht

Ein Silberstreif am Horizont ist die Entwicklung der Inflationsrate. Sie dürfte von 5,9 Prozent im Vorjahr auf 2,2 Prozent in 2024 sinken. Das DIW Berlin verweist darauf, dass die Inflation im August erstmals seit dreieinhalb Jahren wieder unter die Zwei-Prozent-Marke fiel, was den Konsum beleben könnte.

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Allerdings könnte der Arbeitsmarkt die Folgen der Wirtschaftsflaute zu spüren bekommen. Die Arbeitslosenquote wird laut ifo in diesem Jahr voraussichtlich auf 6,0 Prozent steigen, nachdem sie 2023 noch bei 5,7 Prozent lag. 

 

Strukturelle Herausforderungen

Die Experten sehen in der aktuellen Situation nicht nur eine konjunkturelle, sondern auch eine strukturelle Krise der deutschen Wirtschaft. „Die Schere zwischen produzierendem Gewerbe und Dienstleistungen geht immer weiter auseinander“, beobachtet Dany-Knedlik vom DIW.

„Die Wachstumsschwäche ist hausgemacht“, betont ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. „Hohe Energiepreise, gestiegene Finanzierungskosten und eine rekordhohe Steuer- und Abgabenlast belasten die Unternehmen.“  Trotz der düsteren Prognose gibt es Hoffnungsschimmer. Beide Institute erwarten für die kommenden Jahre eine leichte Erholung. Das DIW prognostiziert für 2025 ein Wachstum von 0,9 Prozent und für 2026 sogar 1,4 Prozent.

DIW-Präsident Marcel Fratzscher mahnt jedoch zur Vorsicht: „Auch wenn Rückschläge nicht auszuschließen sind, bleiben wir bei unserem vorsichtigen Optimismus.“ Er sieht Risiken in einer möglichen Wiederwahl Donald Trumps zum US-Präsidenten, potenziellen Handelskonflikten und einer Eskalation der Kriege in der Ukraine oder im Nahen Osten.

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